Fast hundert Jahre hat sie nun schon auf dem Buckel - Zeit für Arthur Schnitzerls „Fräulein Else“, das „Fräulein“ endlich loszuwerden. Thomas Arzt entstaubt den Klassiker und bringt „Else (ohne Fräulein)“ im Theater Phönix zu fulminanter Auferstehung. Schauspielkunst vom Feinsten genoss man bei dieser Schäxpir-Uraufführung.
„Fräulein Else“, das ist kunstvoller Monolog, der in die Literaturgeschichte eingegangen ist. Der oberösterreichische Dramatiker Thomas Arzt hat sich aber getraut, in seiner neuen Version des Klassikers genau damit zu brechen. Er teilte den zerrissenen Charakter der jungen Frau, die in moralischem Dilemma steckt, auch physisch in drei Teile. Lässt drei Else-Darstellerinnen miteinander, gegeneinander, parallel verzweifeln. Eine Naturgewalt ist Henriette Heine als wagemutige, zornige, frühreife Else. Maria Lisa Huber zeigt Elses schüchterne, brave, nach Anerkennung dürstende Seite. Und Soffi Schweighofer bringt Angst und Zweifel in dem 15-jährigen Mädchen zum Vorschein, das auch in der modernen Version entscheiden muss, ob es auf das unmoralische Angebot eines alten Mannes eingeht, um ihrem Vater zu helfen.
Emotionales Kammerspiel
Die clevere Bühne, die Michaela Mandel auf den Balkon des Theater Phönix gezaubert hat, illustriert mit beengten einzelnen Kuben die ausweglose Situation von Else. Florian Pilz inszeniert ein emotionales, intensives Kammerspiel, das dank der Vorlage von Thomas Arzt auch mit unerwartet viel Humor und Situationskomik aufwartet.
„Else (ohne Fräulein)“, das sind 75 Minuten konzentrierte Schauspielkunst vom Feinsten. Geniales Theater, das man nicht verpassen sollte.
Schäxpir-Vorstellungen bis 30. 6., Phönix-Wiederaufnahme im Herbst
Jasmin Gaderer/Kronen Zeitung
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