15.11.2018 19:01

krone.at-Interview

Katzian: „Freiwilligkeit ist immer nur ein Fake“

Ist das Arbeitszeitgesetz Neu, rund um Zwölf-Stunden-Tag und Co., der versprochene Segen für die Arbeitnehmer oder sind Einzelfälle, in denen die Praxis nicht gut klappt, doch ein Symptom dafür, dass nachgeschärft werden muss? „Wir mussten vielen die Augen öffnen, die dachten, wir kriegen die Vier-Tage-Woche“, erklärt ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian im krone.at-Interview. Jene Dinge, die im Gesetz fehlen würden, wolle man sich nun eben „beim Kollektivvertrag holen“. Und natürliche gehe es, gerade bei den laufenden Verhandlungen zum Metaller-KV, um „Geld, sehr viel Geld“. Und was das Thema Überstunden angeht: Diese nicht auszubezahlen, sei grundsätzlich „nicht in Ordnung“. Das gesamte Interview sehen Sie oben im Video.

Sollte die am Donnerstag laufende sechste Verhandlungsrunde scheitern, rechnet Katzian damit, dass es am Montag nicht nur bei Warnstreiks bleiben werde. „Man muss sich schon ordentlich bewegen, sonst wird das nix“, weiß der Gewerkschaftsboss. Eine avisierte Kompromissgrenze punkto Lohn-/Gehaltsplus - proklamiert waren zuletzt 5 Prozent - ließ sich Katzian nicht entlocken. Das liege aber daran, dass es dabei stets um das Gesamtpaket inklusive rahmenrechtlicher Zugeständnisse gehe.

„Freiwilligkeit ist immer nur ein Fake“
Die „Freiwilligkeit“ betreffend den Zwölf-Stunden-Tag sieht Katzian kritisch. „Wenn ich (als Arbeitnehmer, Anm.) ein- oder zweimal sage ,Nein‘, dann kommt ein Brief.“ Dann sei der Job weg. Das sei dann kein gutes Gesetz. Außerden, stellt der ÖGB-Präsident klar, „ist Freiwilligkeit immer nur ein Fake“.

Kein gesetzlicher Anspruch auf Freizeitblöcke
Grundsätzlich werde der Zwölf-Stunden-Tag aber nicht angezweifelt, so Katzian. Doch es habe viele Versprechungen zum Arbeitszeitgesetz gegeben, die so nicht erfüllt wurden. „Wo stehen denn etwa die großen Freizeitblöcke im Gesetz“, die durch die Legalisierung der elften und zwölften Arbeitsstunde in Aussicht gestellt wurden, fragt Katzian im Gespräch mit krone.at-Moderator Gerhard Koller. Es gebe darauf keinen gesetzlichen Anspruch, zudem sei auch nicht klar geregelt, was darunter zu verstehen sei.

Darum versuche man nun eben seitens des ÖGB in den Verhandlungen zum Kollektivvertrag diese Lücken aufzufüllen. Es gehe dabei um angemessene Zuschläge, selbstbestimmte Freizeitblöcke usw. Die Chancen schätzt Katzian dabei wohl gut ein, auch weil man sich einen „gewissen Respekt gegenüber der Regierung“ erarbeitet habe.

Nicht in Ordnung, Überstunden nicht auszubezahlen
Zum Thema angehäufter Überstunden - zuletzt hatte hier ein Fall in Niederösterreich für hitzige Debatten gesorgt - klärte Katzian im krone.at-Interview auf, dass es grundsätzlich „nicht in Ordnung ist“, diese nicht zu auszubezahlen. Allerdings seien Geschäftsführer, so wie es eine der Betroffenen in Niederösterreich ist, generell vom Arbeitszeitgesetz ausgeschlossen. Zudem könne auch nur die Geschäftsführung selbst - und nicht, wie im konkreten Fall, der Vereinsvorstand - Überstunden anordnen. Diese müsse zudem für entsprechenden Ausgleich sorgen.

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