Blutbad auf der Krim

20 Tote bei Amoklauf eines ehemaligen Schülers

Ausland
17.10.2018 19:26

Auf der von Russland annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim sind am Mittwoch 20 Menschen ums Leben gekommen, als in einem Polytechnikum in der Küstenstadt Kertsch ein ehemaliger Schüler einen Sprengsatz zündete und mit einem Gewehr um sich schoss. Rund 40 weitere Personen erlitten teils schwere Verletzungen, bei den Opfern handelt es sich hauptsächlich um Jugendliche. Am Abend wurde eine zweite, nicht explodierte Bombe gefunden. Anfangs hatte es noch geheißen, es werde wegen eines Terroranschlags mit mehreren Tätern ermittelt.

Die Schuldirektorin Olga Grebennikowa gab zu Protokoll, ein Mann habe eine selbst gebaute Bombe voller Metallteile in der Kantine zur Explosion gebracht. Der Angreifer sei auch mit einem Gewehr durch die Räume gegangen und habe „jeden erschossen“, der ihm in den Weg kam. Überwachungskameras hatten den 18-Jährigen gefilmt, wie er mit einem Gewehr bewaffnet die Schule betrat und das Feuer eröffnete.

„Überall liegen die Leichen von Schülern“, sagte die Schulleiterin, die das Gebäude kurz vor der Detonation verlassen hatte, sichtlich erschüttert. Auch Angestellte der Schule seien demnach unter den Opfern, von denen die meisten durch Schüsse starben.

Krim-Premier: „Von einem Mistkerl verübter Massenmord“
Der Täter selbst wurde ebenfalls mit tödlichen Schussverletzungen in der Bibliothek aufgefunden. Er wurde später als Wladislaw Rosljakow identifiziert. Ab 2015 habe er die Schule besucht. Laut Mitschülern habe er die Schule „wegen bösartiger Lehrer gehasst“ und angedeutet, sich an diesen rächen zu wollen. Krim-Regierungschef Sergej Aksjonow nannte den Amoklauf einen „von einem Mistkerl verübten Massenmord“.

Stunden nach dem Drama fanden Sicherheitskräfte einen zweiten Sprengsatz am Schulgelände, der glücklicherweise nicht explodiert war. Die Bombe sei unschädlich gemacht worden, meldeten russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf die Einsatzleitung.

Putin kündigt „sorgsame Untersuchung“ an
Die genauen Hintergründe des Massakers sind derzeit noch unklar, ursprünglich war sogar eine Gasexplosion als Ursache vermutet worden. Später stellte sich aber heraus, dass diese Schule gar nicht an das Gasnetz angeschlossen ist. Am Nachmittag meldete sich Russlands Präsident Wladimir Putin zu Wort und versprach im Fernsehen: „Die Motive und der Hergang werden sorgsam untersucht.“

Dutzende Sanitäter waren im Einsatz, um die Opfer zu bergen bzw. zu versorgen. Vor Ort waren auch Polizisten und Soldaten zu sehen. Am Abend mussten noch 39 Verletzte im Krankenhaus behandelt werden, sechs von ihnen schwebten in Lebensgefahr.

Krim seit 2014 von Russland besetzt
Russland hat die ukrainische Halbinsel 2014 annektiert und unterstützt zudem prorussische Separatisten im Osten des Nachbarstaates. Die EU und die USA haben deswegen Sanktionen gegen Russland verhängt. Kertsch liegt ganz im Osten der Krim. Von dort führen eine Fährverbindung und seit Mai auch eine Brücke auf das russische Festland.

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