Auf der Seine durch die Normandie wird klar, weshalb Claude Monet sich hier so wohlgefühlt hat. Aus künstlerischer wie auch kulinarischer Sicht …
„Lieber Gott, gib mir lange Gesundheit, ab und zu Liebe, nicht zu oft Arbeit, aber jederzeit Calvados.“ Dieses frei übersetzte „Gebet der Normannen“ macht sofort klar, dass hier die Kulinarik und das Genießen einen hohen Stellenwert haben. Und genau aus diesem Grund wird auch die Calvados-Verkostung an diesem Tage nicht die einzige und letzte während des einwöchigen Aufenthalts in der französischen Normandie bleiben. Der gehört neben Cidre und Camembert Calvados zu den drei großen Cs dieser Gegend. Und auch die Engel scheinen ihn zu lieben, wie wir in der Destillerie erfahren. Zirka zwei Prozent der Produktion verflüchtigen sich nämlich jährlich aus den gut behüteten Fässern in den Kellern, in denen der bernsteinfarbene Apfelbrandwein ruht und reift. Und diesen Anteil nennt der Kellermeister „Anteil der Engel“.
Neben ausgewählten Getränken steht aber vor allem ausgezeichnetes Essen an oberster Stelle bei einer Gourmetreise auf der Seine. Maximal 202 Passagiere finden in den 99 Außenkabinen Platz und kommen somit in den - im wahrsten Sinne des Wortes - Genuss dieser besonderen Reise. Feinschmecker-Diners mit namhaften Gastköchen (wie zum Beispiel dem österreichischen Sternekoch Paul Stradner) werden durch die richtige Weinbegleitung abgerundet. Hier werden Gerichte wie “Auster Rockefeller„, “Cappuccino von Kartoffeln, Morcheln und Olivenschaum„, “Risotto mit Champagner und gebratener Riesengarnele„ gereicht.
Empfehlungen zum passenden Wein dafür gibt es von Sommelière Verena Herzog, die immer das richtige Tröpfchen zur Hand hat und auf dieser Reise den Schlüssel zum “Schiffsweinkeller" besitzt und gut verwahrt. Für alle interessierten Gäste reicht das Angebot von der Gewürzkunde über eine Präsentation vom Chef-Patissier bis zum Vortrag über Krustentiere und Austern oder über Champagner. Und natürlich dürfen auch an Bord zumindest zwei der drei Cs nicht fehlen: viel Wissenswertes zum Thema Calvados und Käse (Camembert) gibt’s auch hier nochmal zu hören.
Rouen
Trotz des umfangreichen Programmes an Bord wollen die vielen interessanten Städtchen der Normandie erkundet werden. Besonders sportlich Ambitionierte tun dies bei einem der zahlreichen angebotenen Radausflüge oder eben zu Fuß. Etwa 2000 Fachwerkhäuser gibt es noch in der Hauptstadt der Normandie, in Rouen. Zu verdanken ist dieser robuste Stil der Tatsache, dass Holz ein leicht verfügbares billiges Baumaterial war. Auch rund um die futuristische Kirche Sainte-Jeanne-d’Arc - die gigantische Dachkonstruktion beherbergt auch die Markthalle - befinden sich noch heute einige der prachtvollsten Bauten und gleich daneben eine Gedenkstätte für die Nationalheldin Jeanne d’Arc, die in dieser Stadt 1431 auf dem Scheiterhaufen starb.
Die Kreidefelsen von Étretat
Claude Monet, einer der ganz großen Vertreter des Impressionismus, dem es in der Normandie besonders gut gefallen zu haben scheint, hat den Steilklippen und Kreidefelsen von Étretat zu Weltruhm verholfen. In zahlreichen seiner Bilder hat er sie bei verschiedensten Lichtverhältnissen festgehalten. Heute präsentieren sie sich regenverhangen und düster. Doch nur ein paar Stunden später holt uns der Sonnenschein im kleinen Städtchen Honfleur wieder ein. Segelboote tanzen auf dem Wasser im alten Hafen, Kunstgalerien reihen sich an Restaurants und Souvenirläden. Es ist hier alles etwas touristisch, aber trotzdem gemütlich. Ein besonderes Schmuckstück ist die völlig aus Holz erbaute gut erhaltene Kirche Sainte Catherine. Der älteste Teil der während der Jahre immer wieder vergrößerten Kirche stammt von 1456. Die Konstruktion erinnert an zwei umgedrehte Schiffsrümpfe, zeichneten dafür doch Schiffskonstrukteure verantwortlich. Der separate Kirchturm, in dem die Glocken untergebracht sind, befindet sich gleich gegenüber.
Vernon und Giverny
Weiter geht es die Seine entlang nach Vernon. Am Ufer versteckt sich eine kleine alte Mühle, die Claude Monet auch hier zum Pinsel greifen ließ. Wie vieles andere in der Stadt hat sie ihn inspiriert. Auch die Kathedrale von Vernon findet sich auf etlichen seiner Bilder wieder. Und natürlich kennt jeder die berühmten Seerosen seines Gartens in Giverny. Der liegt nur ein paar Kilometer von Vernon entfernt, und ein Besuch zählt somit zu den Fixpunkten auf dieser Reise. Neben den vielen farbenprächtigen Blüten, dem Seerosenteich mit seinen kleinen Brücken und den gemütlichen Schattenplätzen unter den Bäumen gibt es auch Monets Wohnhaus, in dem er zwischen 1883 und 1926 gelebt hat, zu besichtigen.
Paris
Zum krönenden Abschluss ankern wir noch zwei Tage in Paris. Natürlich zu wenig Zeit, um alles unterzubringen: Eiffelturm, Louvre, Notre Dame, Champs-Élysées usw. Dass Paris tatsächlich die Stadt der Liebe ist, zeigt sich auf dem Montmartre. „Ich liebe dich“ steht hier in circa 300 verschiedenen Sprachen verewigt auf einer gewaltigen Mauer. „Le mur des je t’aime“ ist ein beliebtes Fotomotiv - nicht nur bei Verliebten.
Spaziert man weiter den Hügel hinauf, wird der Aufstieg zu Sacré-Cœur mit einem wunderbaren Rundumblick über die Millionen-Stadt Paris belohnt.
Aber um dem Motto unserer Reise treu zu bleiben, machen wir noch einen Abstecher in die Rue Montorgueil im Herzen der Stadt. Die Gourmetstraße bietet Feinkostläden für Käse, Wein und Wurstwaren und Markthallen für frisches Obst und Gemüse. Stohrer, eine der ältesten Patisserien in Paris, gegründet 1730 vom Patissier von König Ludwig XV., findet sich hier, die Auslagen gefüllt mit Erdbeertörtchen und Pasteten. Die Bistrots sind ein Treffpunkt zum Sehen und Gesehenwerden - und Genießen. In diesem Sinne: Bon appetit et à bientôt!
Elisabeth Salvador, Kronen Zeitung
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