Bis zu 46 m pro Tag

Gletscher in Grönland fließt mit Rekordtempo

Wissenschaft
04.02.2014 15:28
Der Jakobshavn Isbrae gilt bereits seit Langem als der sich am schnellsten bewegende Gletscher Grönlands. In den vergangenen beiden Jahren ist seine Geschwindigkeit aber drastisch angestiegen, wie deutsche und US-Forscher nun anhand von Daten, die die Radarsatelliten TerraSAR-X und TanDEM-X zur Erde gefunkt haben, errechnen konnten.

"Wir beobachten den Jakobshavn Isbrae bereits seit Mitte 2008 regelmäßig mit dem TerraSAR-X-Satelliten. Es ist wirklich beeindruckend zu sehen, wie stark dieser Gletscher sich innerhalb kürzester Zeit verändert", sagt Dana Floricioiu vom Institut für Methodik der Fernerkundung des DLR-Earth Observation Center im deutschen Oberpfaffenhofen, eine der Mitautorinnen der Studie.

Die Auswertung der Daten zeigt, dass die Fließgeschwindigkeiten des Jakobshavn-Gletschers 2012 und 2013 im Jahresdurchschnitt fast dreimal höher waren als noch vor zwanzig Jahren. Die Höchstgeschwindigkeit maßen die Forscher 2012 mit 17 Kilometer in nur einem Jahr, was einer Fließgeschwindigkiet von 46 Metern pro Tag entspricht. Ein Rekord für Ausflussgletscher nicht nur in Grönland, sondern auch in der Antarktis, schreiben die Forscher in "The Cryosphere", einer Fachzeitschrift der European Geosciences Union.

Gletscher schrumpft, Meeresspiegel steigt
Die zunehmende Geschwindigkeit bedeutet auch einen zunehmenden Verlust der sogenannten Gletschermächtigkeit. Das in den Ozean abgehende Eisvolumen des Jakobshavn Isbrae ist bereits so beträchtlich, dass es die Meerespiegelhöhe beeinflusst: In den Jahren 2000 bis 2010 stieg er um rund einen Millimeter an. Künftig wird Jacobshavn Isbrae den Meeresspiegel weiter ansteigen lassen, so die Forscher.

Gleichzeitig zeigen die Satellitendaten, dass sich in den Rekordjahren 2012 und 2013 auch die Gletscherzunge stärker ins Landesinnere zurückgezogen hat: über einen Kilometer mehr als in den Jahren zuvor. Nach Einschätzung der Experten könnte sich der Gletscher im Laufe dieses Jahrhunderts um weitere 50 Kilometer - bis zur Fjordspitze - zurückziehen.

Geschwindigkeit mit Satellitendaten bestimmt
Möglich wurde die Geschwindigkeitsbestimmung des Jakobshavn Isbrae mithilfe der beiden deutschen Radarsatelliten TerraSAR-X (kleines Bild) und TanDEM-X. "In den Satellitendaten werden Feinstrukturen der eis- und schneebedeckten Gebiete sehr genau wiedergegeben. Daraus lassen sich dann dynamische Vorgänge wie Fließbewegungen von Gletschern und Eisströmen detailliert analysieren", erklärt Floricioiu.

TerraSAR-X, dessen Radarsensor über eine hohe räumlich Auflösung von drei Metern verfügt, wurde zunächst so ausgerichtet, dass er in einem Abstand von elf Tagen über mehrere Jahre hinweg Aufnahmen liefert, die in einer Zeitserie stets denselben Bildausschnitt und Blickwinkel aufweisen. Mithilfe der solcherart erhobenen Daten konnten Forscher der University of Washington Veränderungen der Merkmale an der Gletscheroberfläche verfolgen und so sehr genau die Fließgeschwindigkeit ermitteln.

3D-Bild der Gletscheroberfläche erstellt
In einem weiteren Schritt wurden diese Ergebnisse nochmals präzisiert: Anhand von TanDEM-X-Daten erstellten DLR-Wissenschaftler digitale Höhenmodelle und 3D-Bilder der Gletscheroberfläche. Dadurch wurden Hebungen und Senkungen der Oberfläche erfasst – Eigenschaften, die die Geschwindigkeit des gesamten Gletschers beeinflussen.

Bild 1 zeigt in detaillierter 3D-Ansicht die komplexe Topographie an der Gletscherfront. Abgebrochene Eisberge werden in den Ilulissat-Eisfjord (links oben) wegtransportiert. Bild 2 zeigt eine Radaraufnahme des Jakobshavn Isbrae, die mithilfe des Satelliten TerraSAR-X entstanden ist.

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