"Versuchskaninchen"?

USA: Mörder mit unerprobtem Medikament exekutiert

Ausland
25.08.2017 08:49

Im US-Bundesstaat Florida ist erstmals ein Todeskandidat mit einem bisher nicht bei Exekutionen erprobten Narkosemittel hingerichtet worden. Der wegen rassistisch motivierten Doppelmordes zum Tode verurteilte Mark Asay (53) wurde am Donnerstagabend exekutiert, teilten die Strafvollzugsbehörden mit. Asays Anwältin bezeichnete ihren Mandanten als "Versuchskaninchen" der Behörden.

Asay war 1988 wegen der Ermordung zweier Männer zum Tode verurteilt worden. Er ist der erste Weiße seit der Wiedereinführung der Todesstrafe in Florida 1976, der wegen Mordes an einem Schwarzen hingerichtet wurde.

Anwältin: Mandant wurde als "Versuchskaninchen" missbraucht
Bei der Hinrichtung wurde das Narkosemittel Etomidat verwendet, das bisher noch nie bei Hinrichtungen einsetzt wurde. Asay war vergeblich vor Gericht gegen die Nutzung des Mittels vorgegangen. Seine Anwältin hatte den Behörden vorgeworfen, den 53-Jährigen als "Versuchskaninchen" zu missbrauchen.

In den USA werden die tödlichen Substanzen für die Giftspritzen knapp, weil sich viele europäische Pharmafirmen weigern, den US-Behörden Nachschub zu liefern. Das derzeit für die Giftcocktails genutzte Betäubungsmittel Midazolam steht unter Kritik, weil es offenbar nicht stark genug ist, um Schmerzen der Todeskandidaten zu vermeiden.

43-minütiger Todeskampf nach Giftspritze sorgte für Entsetzen
Im April 2014 hatte der qualvolle Tod eines verurteilten Mörders bei einer Hinrichtung im Bundesstaat Oklahoma weltweit für Entsetzen gesorgt: Der Todeskampf von Clayton Lockett dauerte nach einer Giftinjektion mit Midazolam 43 Minuten. Dabei wand er sich vor Schmerzen, Augenzeugen sprachen von Szenen wie in einem Horrorfilm.

Florida griff nun als Ersatz für Midazolam auf Etomidat als Ersatz zurück. Das Pharmaunternehmen Janssen kritisierte die Verwendung seines Medikaments. Ziel der Firma sei es "Leben zu retten und zu verbessern", sagte ein Sprecher der "Washington Post". Das Unternehmen heiße die Verwendung seines Mittel für die Todesspritze nicht gut.

Der Chirurg und Todesstrafen-Gegner Jonathan Groner warnte, die intravenöse Verabreichung von Etomidat sei schwierig. Bei beschädigten Venen könne die Verwendung des Mittels äußerst schmerzhaft sein. Gerade Todeskandidaten hätten jedoch häufig beschädigte Venen - wegen ihres Alters oder weil sie eine Vergangenheit als Drogenkonsumenten hätten. Gegner der Todesstrafe protestierten, indem sie eine Glocke läuteten, als die Hinrichtung begann.

Vor 30 Jahren Schwarzen und Transvestiten ermordet
Die Hinrichtung von Mark Asay erfolgte fast exakt 30 Jahre nach seinem brutalen Doppelmord. Der Mann, der der rassistischen Gruppe "White Supremacist" angehörte, war vor der Tat mit seinem Bruder und einem Freund auf einer Zechtour gewesen, anschließend begab sich das Trio auf die Suche nach Prostituierten.

Als Asay sah, dass sich sein Bruder mit einem Schwarzen unterhielt, schoss er Letzterem in den Bauch. Die drei Männer zogen nach der Tat einfach weiter und trafen auf einen ihnen bekannten Transvestiten, mit dem der Freund Asays schließlich Sex im Auto hatte. Asay sollte dabei Schmiere stehen - doch er zog den Transvestiten aus dem Wagen und schoss ihn mit sechs Schüssen nieder. Im Anschluss begründete er die zweite Tat damit, dass ihm das Mordopfer zehn Dollar von einem vergangenen Drogendeal geschuldet hätte.

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