Brief an Mediziner

WK fordert Ärzte auf, Krankenstände einzudämmen

Oberösterreich
18.02.2011 14:37
Die Wirtschaftskammer Oberösterreich hat am Freitag mit einem Brief an die Allgemeinmediziner die Ärzte erzürnt. In dem Schreiben forderten Präsident Rudolf Trauner und Direktor Christian Hofer, dass die Mediziner bei Krankschreibungen einige Punkte stärker als bisher berücksichtigen sollten, um den Missbrauch einzudämmen. Die Krankenstände seien seit 2006 um 17 Prozent gestiegen.

Der Obmann der niedergelassenen Ärzte, Oskar Schweninger, verbat sich diese "Einmischung". Die WK forderte den Verzicht auf jede rückwirkende Krankschreibung, Abgehen vom derzeit üblichen Wochenrhythmus, die regelmäßige Prüfung der konkreten Arbeitsfähigkeit, da nicht jede Krankheit automatisch arbeitsunfähig macht und die konsequente Datierung des voraussichtlichen Krankenstandendes - sofern dies im medizinischen Einzelfall möglich sei.

Erkrankte Personen müssten selbstverständlich weiterhin die bestmögliche Betreuung erhalten, doch bewusster Missbrauch dürfe keinesfalls toleriert werden.

"Auf diese Zurufe und Einmischungen in unsere sehr ausgewogenen Krankmeldegepflogenheiten können wir Ärzte dankend verzichten!", äußerte Schweninger den Unmut der Ärzteschaft. Die WK unterstelle den Arbeitnehmern, das System auszunützen, sich ungerechtfertigt krank zu melden, und überdies einen ungesunden Lebensstil zu führen.

Patienten schleppen sich krank zur Arbeit
"Tatsache ist doch vielmehr, dass der zunehmende Druck am Arbeitsplatz oft zu psychischen und körperlichen Belastungen führt." Tatsache sei auch, dass sich viele Patienten oft nicht trauen würden, sich ausreichend auszukurieren, zum Beispiel bei einer Grippe. "Wir müssen sie oft sogar sanft zur Arbeitsunfähigkeitsmeldung 'zwingen'", berichtete der Arzt.

Den Vorwurf, dass Ärzte ihre Krankschreibungen an den Wochenrhythmus anpassen, ließ Schweninger nicht gelten. Es sei vielmehr so, dass sich viele am Freitag noch krank in die Arbeit schleppen und versuchen sich übers Wochenende auszukurieren, empörte er sich.

Den Vorwurf der Pauschalverurteilung wies Trauner vehement zurück. Wer seinen Krankenstand missbräuchlich herbeiführe oder mitverschulde und dadurch die Firma, seine ehrlich arbeitenden Kollegen und damit den Sozialstaat schädige, müsse mit Konsequenzen rechnen, echauffierte er sich in einer Aussendung.

Lege man eine europaweite Umfrage auf Oberösterreich um, bedeute dies, dass jedes Jahr rund 237.000 Krankenstandstage grundlos in Anspruch genommen würden. Daraus "resultieren für die Arbeitgeberbetriebe allein aus dem Titel der Entgeltfortzahlung 15,3 Millionen Euro jährliche Zusatzkosten", so Trauner.

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