In Jagdmunition

Bleivergiftung bedroht seltenen Kondor in den USA

Wissenschaft
26.06.2012 16:27
Der größte und seltenste Vogel Nordamerikas, der Kalifornische Kondor, droht an einer Bleivergiftung auszusterben, wie US-Forscher nun durch Blutuntersuchungen an rund 200 wildlebenden Exemplaren festgestellt haben. Jedes fünfte Tier hatte so viel Blei im Körper, dass es ohne regelmäßige Entgiftung durch die Menschen sterben würde. Schuld daran ist Bleimunition in der Nahrung der Vögel, den Kadavern großer Säugetiere.

Rund ein Drittel der Geiervögel leide unter chronischen Vergiftungserscheinungen, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences". Würde man die Kondore nicht ständig nachzüchten und kranke Tiere entgiften, könnten sie innerhalb weniger Jahrzehnte endgültig aussterben, warnen die Forscher.

"Wir werden nie eine dauerhaft wachsende Population in freier Wildbahn zusammenbringen, wenn wir dieses Problem nicht lösen", sagte Myra Finkelstein von der University of California in Santa Cruz gegenüber der Nachrichtenagentur AFP am Dienstag. "Derzeit werden die Tiere markiert, regelmäßig eingefangen und untersucht. Wenn nötig, kommen sie zur Entgiftung in die Hände von erfahrenen Tierärzten. Allerdings sterben immer noch zu viele, um eine sichere Basis aufzubauen."

Bleimunition bereits seit 2008 verboten
Doch auch die Entgiftung sei für die Tiere gefährlich, so die Forscher. Manche würden eine dauerhafte Lähmung zurückbehalten und die Fähigkeit zu fliegen verlieren, was eine erneute Auswilderung natürlich unmöglich mache. Obwohl die Jagd mit bleihaltiger Schrotmunition im Lebensraum der Kondore schon seit 2008 verboten ist, halten sich die Jäger, gestützt von der mächtigen US-Waffenlobby, nicht daran. Jüngst wurde sogar eine Klage gegen das Verbot eingebracht.

Die Kondore ernähren sich zum Großteil von den zurückgelassenen Überresten der geschossenen Tiere, wie etwa Innereien. Dabei nehmen sie das gefährliche Blei in sich auf. "Das Ganze wächst sich zu einer wahren Epidemie aus", warnt Dan Doak, Co-Autor der Studie und Professor an der Boulder University of Colorado. "Selbst wenn nur einige weniger die Bleimunition verwenden, reicht das aus, um die gesamte Kondor-Population zu vergiften", erklärt Finkelstein.

Majestätischer Vogel war begehrtes Ziel der Jäger
Der Kondor war aufgrund seines majestätischen Aussehens und seiner Größe bei Jägern ein begehrtes Ziel. Im Jahr 1987, als der letzte frei fliegende Kondor eingefangen wurde, lebten nur noch 27 Exemplare. Bis 1992 galt der majestätische Vogel dann in der freien Wildbahn als ausgestorben, doch durch die erfolgreiche Nachzucht konnten die Tiere wieder angesiedelt werden. Insgesamt 400 Kalifornische Kondore gibt es heute, die Hälfte von ihnen lebt allerdings noch in Gefangenschaft.

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