Kampf gegen Flaute

Situation am Arbeitsmarkt ist ‘besorgniserregend’

Wirtschaft
10.05.2013 17:22
Die Zahl der Menschen ohne Arbeit steigt in Österreich auf Rekordniveau. Eine Entspannung ist erst ab 2015 zu erwarten. Firmen haben in den letzten Wochen den Abbau von Personal angekündigt oder ihn bestätigt. Das Frühwarnsystem des AMS, wo mögliche Kündigungen angemeldet werden müssen, verzeichnete im ersten Quartal einen Anstieg von fast zehn Prozent. "Die Situation ist besorgniserregend", gibt AMS-Chef Johannes Kopf (Bild links) zu.

Beim Wäschehersteller Triumph sind es 350, bei der Elektrokette Niedermeyer 280 Stellen, die heuer abgebaut werden sollen. Bei Sport Eybl/Experts trifft der Abbau 250 Mitarbeiter. Österreichs größtes Geldinstitut, die Bank Austria, streicht bis 2016 800 Stellen, die Bawag/PSK 500 bis Ende des Jahres. Bei Swarovski soll es bis 150 Mitarbeiter treffen, 100 bei AUA/Tyrolean. Und der Getränkehersteller Pago/Eckes streicht 110 Stellen.

"In absoluten Zahlen haben wir schon jetzt einen Rekordstand. In Prozenten liegen wir noch leicht hinter 2009 zurück", so AMS-Chef Kopf zur "Krone". Damals betrug die Arbeitslosigkeit in Österreich 7,2 Prozent (vom registrierten Arbeitskräftepotenzial), ein Anstieg bis 2014 auf 7,4 Prozent wird erwartet. Das liegt allerdings nicht nur am schwachen Wirtschaftswachstum.

50.000 Menschen heuer zusätzlich auf Arbeitsuche
"Das Potenzial an Arbeitskräften ist einfach größer als das, was der Markt derzeit verträgt", gibt der AMS-Chef zu bedenken. Etwa 50.000 Menschen suchen zusätzlich heuer bei uns Arbeit. Darunter sind laut Kopf etwa 20.000 Zuwanderer - die meisten aus Deutschland, viele aus Ungarn. Außerdem gibt es dank besserer Kinderbetreuung auch mehr Frauen und infolge der Pensionsreform mehr Ältere, die Arbeit suchen.

Der starke Anstieg der Beschäftigung der letzten Jahre (siehe Grafik, Bild 2) hat sich aber deutlich abgeflacht. Es entstehen heuer höchstens 20.000 neue Jobs, daher bleibt für 30.000 nur der Weg in die Arbeitslosigkeit oder (für 10.000) die Teilnahme an Kursen des AMS. "Wir haben zum Glück mehr Geld zur Verfügung, über eine Milliarde Euro fließt heuer in aktive Arbeitsmarktpolitik", so Kopf.

Neue Maßnahmen sollen Lage entschärfen
Ab Juli sollen neue Maßnahmen für etwas Entspannung am Arbeitsmarkt sorgen.

  • Neue Bildungsteilzeit: Man arbeitet halbtags und macht zwei Jahre lang eine Weiterbildung, für die das AMS 440 Euro im Monat dazuzahlt, sodass der Einkommensverlust geringer ist.
  • Man kann ein "Fachkräfte-Stipendium" (drei Jahre lang 830 Euro im Monat) bekommen, wenn man sich für einen "Mangelberuf" entscheidet (an einer Liste wird gearbeitet).
  • Erst ab Jänner 2014 gibt es ein spezielles Programm "Reha statt Pension", das sich an Menschen mit Erkrankungen richtet, die weiter arbeiten wollen.

Ein Blick über die Grenzen zeigt indes: In Deutschland geht bei ähnlich schwacher Konjunktur die Arbeitslosigkeit sogar zurück. Dem AMS-Chef zufolge "gibt es weniger Junge, das Arbeitskräftepotenzial schrumpft. Da sind sie uns sieben Jahre voraus, weil sie weniger Zuwanderung haben".

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