Alu-Androide

Huawei Mate S: Edel-Handy aus China im Praxistest

Elektronik
01.11.2015 09:00
Mit dem auf der IFA präsentierten Mate S stößt der chinesische Handy-Spezialist Huawei weiter in den Markt für Edel-Smartphones vor. Oberklasse-Hardware im Metallkleid, dazu interessante Extras wie ein zur Steuerung des Smartphones nutzbarer Fingerscanner: Bei der Hardware verlangt das Mate S den Kunden keine Kompromisse ab. Allerdings macht der Hersteller auch beim Preis keine mehr: Galten frühere Huawei-Geräte als Preis-Leistungs-Tipps, kostet das Mate S mit 620 Euro etwa das Gleiche wie die Konkurrenz. Ob es auch das Gleiche leistet, klärt unser Test.

Nach dem Sechs-Zoll-Riesen Mate 7 aus dem Vorjahr hat Huawei seine Riesenhandy-Serie Mate heuer wieder etwas geschrumpft. Mit 5,5 Zoll Diagonale ist das Mate S nicht viel größer als etwa das kürzlich getestete Honor 7 (5,2 Zoll) vom gleichen Hersteller und eine Spur kleiner als Samsungs derzeitiger Riesen-Androide Galaxy S6 Edge+.

Eine Besonderheit beim Mate S: Es wird in zwei Varianten verkauft. Die Standardvariante kommt mit 32 Gigabyte Speicher und microSD-Slot, die Edel-Variante mit 128 Gigabyte Speicher, Dual-SIM-Fähigkeit und drucksensitivem Display. Wann die edlere Version nach Österreich kommt, ist noch unklar, für diesen Test wurde das 32-Gigabyte-Modell herangezogen.

Was genau in Huaweis neuem Edel-Smartphone steckt, klärt die Tabelle:

Huawei Mate S

CPU

HiSilicon Kirin 935: 4 x 2,2 + 4 x 1,5 GHz

RAM

3 GB

Diagonale

5,5 Zoll (AMOLED)

Auflösung

1920 x 1080 Pixel

Speicher

32 GB

microSD-Slot

Bis 128 GB

Hauptkamera

13 Megapixel; Dual-LED-Blitz; Optische Bildstabilisierung

Frontkamera

8 Megapixel

Funk

LTE, N-WLAN, Bluetooth 4.0, NFC, GPS, GLONASS, BeiDou

Maße

150 x 75 x 7,2 Millimeter; 156 Gramm

Akku

2700 mAh

Extras

Fingerabdruck-Scanner mit Touch-Bedienung
Alu-Gehäuse

Software

Android 5.1 (EMUI)

Preis

Ab 620 Euro

Bei der reinen Hardware-Power schneidet das Huawei Mate S sehr gut ab. Die Kombination aus flottem Achtkern-Chip und drei Gigabyte RAM sorgt für ein flüssiges Android-Bedienerlebnis und schnelle App-Starts, auch beim Multi-Tasking gibt sich das Gerät keine Blöße. Optisch anspruchsvollere 3D-Games stellen das Gerät ebenfalls vor keine Probleme.

Im Direktvergleich mit anderen Smartphones schneidet Huaweis Edel-Smartphone ebenfalls recht gut ab. Im AnTuTu-Benchmark schafft es je nach Test (32 oder 64 Bit) Wertungen im Bereich der 44.000 bis 50.000 Punkte. Damit liegt der verbaute Huawei-Chip auf einem ähnlichen Niveau wie etwa Qualcomms Snapdragon 808 im LG G4. Dem Snapdragon 810 des US-Konkurrenten und erst recht Samsungs Exynos 7 unterliegt der Huawei-Chip zwar klar, dafür blieb er im Test aber auch spürbar kühler als der Snapdragon 810, wie er etwa im HTC One M9 seinen Dienst verrichtet.

Gutes Display mit leichtem Helligkeitsdefizit
Das Display des Huawei Mate S hinterließ im Test einen sehr guten Eindruck. Weil es sich um ein AMOLED-Display handelt, liefert es erfreulich viel Kontrast und sattes Schwarz. Die Farbdarstellung ist für AMOLED-Verhältnisse recht natürlich, die seitliche Ablesbarkeit gut.

An der Schärfe gibt es dank Full-HD-Auflösung nichts auszusetzen, Text wird scharf, Bild- und Videomaterial schön detailreich dargestellt. Die maximale Helligkeit könnte aber gerade im Außeneinsatz noch etwas größer sein. Im prallen Sonnenlicht spiegelt das Display genauso stark wie jedes andere Smartphone-Display.

Solide Kamera mit netten Spielereien
Die Kamera des Huawei Mate S wirkt auf den ersten Blick im Direktvergleich mit Pixelmonstern à la Galaxy S6 oder Xperia Z5 mit "nur" 13 Megapixeln Auflösung eher schwach, im Alltag reicht diese Auflösung aber problemlos für grundsolide Schnappschüsse. Gerade bei gutem Licht fängt das Mate S Motive detailreich und scharf ein, Verwackler sind dank optischer Bildstabilisierung selten. Das Gerät stellt flott scharf, allerdings nicht ganz so flott wie etwa der Smartphone-Kameraprimus Galaxy S6.

Im Zwielicht schafft das Mate S immer noch ordentliche Schnappschüsse, gerade bei sehr schlechtem Licht macht sich aber dann doch Rauschen in den Bildern breit. Abhilfe schafft hier der potente Dual-LED-Blitz, den Huawei dem Gerät spendiert. Nett: Die Kamera-App bietet - wie schon beim Huawei P8 - nette Spielereien wie einen Lichtmal-Modus, der beispielsweise auf nächtlichen Straßen hübsche Lichtspuren einfängt. Verschiedenste Filter und Motivprogramme sind ebenfalls an Bord, auch Zeitraffer-Videos kann das Gerät aufnehmen.

Selfie-Cam mit Verschönerungsfunktion
Die Frontkamera bietet eine Auflösung von acht Megapixeln und liefert entsprechend scharfe und detailreiche Selfies. Sollten sie manch einem Nutzer zu scharf und detailreich sein: Das Gerät bietet eine Verschönerungsfunktion, die das Gesicht schmaler, die Haut reiner und die Augen größer macht.

Der Grad der Verschönerung wird per Schieberegler bestimmt, im Praxistest genügten uns schon recht geringe Verschönerungsgrade, um ein nicht mehr unbedingt realistisches Bild zu erzeugen. Trotzdem: Die Bildqualität der Frontkamera ist gut und reicht für Selfies und Videotelefonate locker aus.

Funkausstattung nicht ganz zeitgemäß
Die Funkausstattung und der Speicher des Mate S lassen wenige Wünsche offen. Dank LTE funkt das Gerät mobil so schnell, wie es der Tarif erlaubt, im Heimnetzwerk könnte sich manch ein Nutzer aber einen aktuelleren WLAN-Standard wünschen. Auch, wenn noch nicht jeder Nutzer einen Fünf-Gigahertz-Router hat: In einem Oberklasse-Smartphone auf diesem Preisniveau sollte Gigabit-WLAN vorhanden sein, nicht das veraltete N-WLAN. Bluetooth 4.0, NFC und diverse Positionsdienste sind verfügbar, der Speicher ist mit 32 Gigabyte ausreichend groß bemessen und kann per microSD-Karte erweitert werden.

Akku könnte etwas dicker sein
Beim nicht austauschbaren Akku hat Huawei - wohl, um das Gehäuse möglichst dünn hinzubekommen - ein relativ kapazitätsarmes Modell verbaut. 2700 Milliamperestunden sind für ein Gerät mit 5,5 Zoll Diagonale nicht besonders viel. Da verwundert es kaum, dass das Mate S nicht gerade zu den Dauerläufern unter den Smartphones zählt und bei Intensivnutzern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit täglich zum Stromtanken an die Steckdose muss.

Nicht falsch verstehen: Einen Tag Betri zweiten Tag schinden aber wohl nur jene Nutzer aus dem Gerät, die generell sparsam mit dem verfügbaren Saft umgehen und im Notfall den Stromsparmodus hinzuziehen, der den Funktionsumfang des Geräts einschränkt.

Angenehmes Handling, hochwertiges Gehäuse
Vom eher kleinen Stromlieferanten profitiert das Mate S wie bereits angedeutet an anderer Stelle: Das Gehäuse ist mit 7,2 Millimetern erfreulich dünn, der schmale Displayrahmen sorgt trotz 5,5 Zoll Diagonale für ein vergleichsweise kompaktes Erscheinungsbild. Manch ein Fünf-Zoll-Gerät ist nicht viel kleiner als Huaweis neuer 5,5-Zöller.

Haptisch hinterließ das Gerät im Test einen sehr guten Eindruck. Durch eine leicht gewölbte Rückseite liegt das Mate S gut in der Hand, auch wenn Besitzer kleinerer Hände es vor dem Kauf probehalber in die Hand nehmen sollten. Insgesamt wirkt das Gerät recht edel: Das Metallgehäuse ist sauber verarbeitet, Mängel konnten wir am Testgerät nicht entdecken. Der Übergang zwischen kratzfester Frontscheibe und Metallgehäuse wirkt fließend, optische Details wie der Entsperrknopf, der sich durch eine leichte Riffelung im Dunkeln besonders gut ertasten lässt, wirken durchdacht.

Nette Extras: Fingerscan und Knöchel-Touch
Ebenfalls recht durchdacht sind die Extras des Mate S. Der Fingerabdruckscanner an der Rückseite erledigt seine Arbeit zuverlässig in weniger als einer Sekunde und kann bei Bedarf sogar zur Steuerung des Smartphones verwendet werden. Wer beispielsweise ein Selfie knipsen will, braucht nicht mit einer Hand das Smartphone halten und mit der anderen Hand den Auslöser drücken, sondern kann die Kamera auch einhändig mit dem Fingerscanner auslösen.

Ebenfalls ein gelegentlich praktisches Extra: "Knöchel-Touch". Dabei erkennt das Mate S, ob es mit der Fingerkuppe oder dem Knöchel berührt wird und bietet - je nach Berührung - andere Aktionen an. So kann der Nutzer per Knöchelberührung beispielsweise jederzeit Screenshots erstellen und diese sogleich zuschneiden und weiterverbreiten. Kleines Problem: Im Test wurde nicht immer zuverlässig erkannt, ob das Gerät nun mit dem Knöchel oder der Fingerkuppe berührt wurde, hie und da erwies sich der Knöchel-Touch also als bockig.

EMUI-Oberfläche eher gewöhnungsbedürftig
Noch ein Wort zur Software: Auf dem Huawei Mate S läuft Android in der aktuellen Version 5.1, beim Interface kommt es zu recht starken Anpassungen durch die Huawei-eigene EMUI-Benutzeroberfläche. Sie verlangt dem Nutzer den einen oder anderen Kompromiss ab - etwa, dass es keine App-Übersicht gibt und Apps wie beim iPhone standardmäßig am Home-Bildschirm landen.

Ordner bringen hier zwar Ordnung ins Chaos, wer mit Huaweis EMUI-Oberfläche nicht klarkommt, dürfte aber relativ schnell sein Heil in alternativen Launchern wie dem Nova Launcher suchen. Etwas Bloatware - etwa ein paar Spiele - war auf unserem Testgerät ebenfalls installiert. Sie ließ sich im Test aber dankenswerterweise problemlos deinstallieren.

Fazit: Mit dem Mate S liefert Huawei ein starkes Oberklasse-Smartphone ab, das uns insbesondere wegen seiner sauberen Verarbeitung und dem guten Handling gefällt. Hardware-Power, Display und Kamera spielen nicht auf höchstem, aber auf sehr hohem Niveau. Angesichts des recht stolzen Preises hinterlassen aber Kleinigkeiten wie das nicht ganz zeitgemäße WLAN, der etwas unterdimensionierte Akku und die gewöhnungsbedürftige Software einen schalen Beigeschmack.

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