Auf 'Sim City' warten!

‘Cities XL Platinum’: Bug-verseuchter Hardwarefresser

Spiele
28.02.2013 12:33
Aufbaustrategen sind seit Jahren mit einer Durststrecke konfrontiert, was frische Spielekost anbelangt. Kurz vor dem Start der Neuauflage von "Sim City" geht eines der wenigen Games, die das Genre in den letzten Jahren am Leben erhalten haben, in die nächste Runde. "Cities XL" von Focus Home Entertainment erscheint in einer "Platinum Edition", welche nicht nur massenhaft neue Gebäude, sondern auch Verbesserungen am Spiel selbst verspricht, das seit 2011 jährlich in einer neuen Version erscheint. Warum es trotzdem besser ist, auf das neue "Sim City" zu warten, klärt unser Test.

Den Luxus einer Story leistet sich "Cities XL Platinum" nicht. Das Game versteht sich als Städte-Baukasten und spielt sich auch so. Gleich nach dem Start des Spiels kann der Spieler in einem Menü aus rund 60 großen Karten eine auswählen, auf der er seine Stadt errichten möchte. Zur Auswahl stehen Terrains aus allen Regionen der Erde. Malerische Küstenregionen, sengend heiße Wüsten, üppiges Grünland oder einladende Flusslandschaften.

Karten sind teils realen Vorbildern nachempfunden
Auf diesen zum Teil realen Vorbildern nachempfundenen Karten ist es die Aufgabe des Spielers, eine florierende Metropole zu errichten. Rasch eine Autobahn bauen, erste Wohn- und Industriegebiete ausweisen, für die nötigste Infrastruktur sorgen und schon kann das Bürgermeister-spielen losgehen. Ähnlich wie in anderen Aufbauspielen gilt es, die Steuerbelastung auf erträglichem Niveau zu belassen, Arbeitsplätze zu schaffen und die Infrastruktur immer weiter auszubauen – kurzum, eine lebenswerte Stadt zu erschaffen. Große Prestigebauten wie Flughäfen sind ebenfalls machbar.

Nett sind die Wirtschaftskreisläufe in "Cities XL Platinum". Städte können sich auf bestimmte Wirtschaftszweige spezialisieren und mit ihren Nachbarn Handel treiben. Durch die zahlreichen verschiedenen Gebäude – laut Hersteller sollen es insgesamt über 1.000 sein – wirken die Städte abwechslungsreich und keine Stadt gleicht der anderen.

Spiel bietet hübsche und riesengroße 3D-Karten
Die Karten sind riesengroß und hübsch gemacht. Das Spiel erlaubt spektakuläre Zooms: als Spieler kann man sich entweder von weit oben einen Überblick verschaffen oder dem geschäftigen Treiben in der neu errichteten Stadt aus der Nähe zusehen. Auf den Straßen fahren die Bewohner zur Arbeit, in den Wohnvierteln tummeln sich Kinder und aus den Industriegebieten steigt Rauch auf. Wer Städtebau-Games à la "Sim City" gern hat, der könnte auch mit dem neuen "Cities XL" seine Freude haben – möchte man meinen.

Leider verdirbt Entwickler Focus Home Interactive dem Spieler mit ein paar gravierenden Schnitzern, die eigentlich nicht passieren dürften, den Spaß. Und damit sind keine Schwächen im Gameplay selbst, sondern gravierende Bugs und eine derart schlechte Hardwareausnutzung gemeint, die das Spiel bis an die Grenze der Unspielbarkeit entstellen.

Lästige Bugs zehren an den Nerven der Spieler
Zunächst zu den Bugs: Bei einem Spiel, das im Grunde seit 2011 auf dem Markt ist und Jahr für Jahr leichte Verbesserungen, zusätzliche Karten und neue Gebäude spendiert bekommt, sollte es nicht passieren, dass Grafikfehler im Grafikoptionen-Menü, die auch in älteren Versionen von "Cities XL" bereits vorgekommen sind, erneut auftreten. Tun sie aber.

Generell wirkt das Spiel ein wenig, als wäre es der Versuch, durch die Neuveröffentlichung der mit ein paar neuen Gebäuden und Karten aufgehübschten 2012er-Version im Vorfeld des "Sim City"-Starts noch einmal Geld zu verdienen. Für diese These spricht auch der im Vergleich zum Vorgänger nahezu unveränderte Soundtrack.

Hardwareanforderungen für das Gebotene zu hoch
Dass das Spiel dann auch noch durch extremes Ruckeln auffällt, das mit jeder gebauten Straße, jedem gebauten Haus stärker wird und letztlich mitten in den Arbeiten an der Stadt in der Unspielbarkeit gipfelt, das schlägt dem Fass den Boden aus. Klar verfügt das Spiel über hübsche 3D-Grafik. Aber dass es auf einem System mit Intel Core i5 mit vier je 2,67 Gigahertz schnellen Kernen, acht Gigabyte Arbeitsspeicher und leicht betagter Radeon HD 5750 nicht vernünftig läuft, das darf einfach nicht passieren.

Im Internet spekuliert die Städtebau-Gemeinde über die Gründe für die schlechte Performance von "Cities XL Platinum". Eine Theorie: Das Spiel nutzt offenbar nur einen Rechenkern des Prozessors, wodurch selbst starke CPUs mit vier, sechs oder gar acht Kernen, mit diesem Spiel kaum zurechtkommen. Das gleiche Problem gab es auch schon beim Vorgänger "Cities XL 2012", es sollte den Entwicklern also eigentlich längst bekannt sein. Auch der verfügbare Arbeitsspeicher soll nur sehr ineffizient genutzt werden.

Soundtrack der Vorgänger wurde recycelt
Was den Sound angeht, gibt es ebenfalls Verbesserungspotenzial. Der Soundtrack, der dem ersten Eindruck nach einfach unverändert vom Vorgänger übernommen wurde, glänzt nicht gerade durch Abwechslung. Es kommt zu längeren Phasen der Stille, die immer wieder durch den gleichen Jingle unterbrochen werden. Der Song mag zwar eingängig sein, etwas mehr hätte es aber dennoch sein dürfen. Die Umgebungsgeräusche geben hingegen keinen Anlass zur Kritik: Auf Straßen brummen Motoren, an der Küste hört man die Brandung, kurzum: Die Vertonung passt, der Soundtrack nicht.

Lobenswert sind die intuitiv bedienbaren Menüs von "Cities XL Platinum". Bereits nach relativ kurzer Zeit findet sich der Spieler gut zurecht und weiß, wo er Autobahnen, Wohnanlagen, Prachtbauten und sonstige städtische Einrichtungen findet. Lästig ist, dass die Menüs bei längerer Spieldauer mit der Zeit immer träger reagieren. Das dürfte mit der zuvor angesprochenen generellen System-bremsenden Wirkung von "Cities XL Platinum" zusammenhängen.

Fazit: So ausgehungert, dass er zu diesem Machwerk greift, kann ein Aufbaustrategie-Spieler kaum sein. Der Ansatz ist gut: Auf großen, schönen 3D-Karten sollen riesige Metropolen aus dem Boden gestampft werden. Wäre die technische Umsetzung besser geglückt und hätte man die bereits aus den Vorgängern bekannten Bugs entfernt, hätte "Cities XL Platinum" durchaus das Zeug zum kurzweiligen Aufbau-Abenteuer gehabt. In seiner jetzigen Form wirkt es aber wie der schlecht getarnte Versuch, mit einem leicht aufpolierten alten Spiel im Fahrwasser des im März erscheinenden neuen "Sim City" noch mal Geld zu verdienen. Dass man sich nicht einmal die Mühe gemacht hat, einen neuen Trailer für das Spiel zu veröffentlichen, weshalb wir jenen der Version von 2012 einbetten mussten, verstärkt diesen Eindruck. Da nutzt auch der Tiefpreis von 30 Euro nichts.

Plattform: PC
Publisher: Focus Home Interactive
krone.at-Wertung: 4/10

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