Milliarden-Deal

Stahlstadt zittert um Voest-Jobs

Oberösterreich
03.10.2007 21:21
Linz muss erst verdauen, dass Hunderte ATW-Jobs nach Hainburg hinunter schwimmen - und schon muss die Stahlstadt um Tausende Voest-Arbeitsplätze zittern, die donauabwärts ins rumänische Giurgiu verfrachtet werden könnten: „Voestalpine treibt Markteinstieg in Südosteuropa voran“, lautet das Teilgeständnis dafür, dass unter dem Decknamen „Edelweiß“ acht Milliarden Euro von Oberösterreich in das Billiglohnland fließen sollen.

„Eine boomende Bauindustrie und die forcierten Ausbaupläne der Automobilindustrie und ihrer Zulieferer sorgen in Rumänien für eine sprunghaft steigende Stahlnachfrage“, erklärte gestern die Konzernkommunikation, nachdem die „Krone“ inoffiziell vom Rätselraten um ein Rumänien-Projekt berichtet hatte: „Wir sehen in dieser Region langfristig die größten Wachstumschancen“, bestätigt Generaldirektor Wolfgang Eder vorerst nur eine vergleichsweise lächerliche Investition von 18 Millionen Euro in den vierten rumänischen Voest-Standort, eine Art Feinblech-Maßschneiderei. Eine Art Ablenkungsmanöver, um Schnüffler von der aufgespürten Fährte abzubringen.

In Wahrheit geht´s nämlich dem steinreichen Stahlgiganten, der mit 25.000 Mitarbeitern eine Milliarde Euro Jahresgewinn erwirtschaftete, um viel, viel mehr: Er will um acht bis zehn Milliarden Euro Investitionssumme 60 Kilometer nördlich von Bukarest ein komplettes Eisen- und Stahlwerk auf die grüne Wiese an der blauen Donau stellen. „Alles noch einmal wie in Linz - genau so groß und so gut“, verrät ein Aufsichtsrat trotz Maulkorbs, dass auch in Giurgiu sechs Millionen Jahrestonnen Rohstahl produziert werden sollen.

Der Bedarf an der Grenze von Rumänien und Bulgarien werde sich bis 2011 auf vier Millionen Tonnen verdoppeln verrät die Voest, die dort billiger als in Linz produzieren kann. Neben dem Lohnniveau sind noch Umweltauflagen und Umweltstrafen ausschlaggebend: 100 Millionen Euro CO2-Strafen haben Eder so verärgert, dass er seit einem Jahr mit Abwanderung droht.

Seither arbeiten 60 Voest-Strategen am Geheimprojekt „Edelweiß“, das alternative Standorte in der Ukraine und in Rumänien geprüft hat. Nun präsentierte der Generaldirektor dem Aufsichtsrat das Ergebnis, obwohl Vorstandskollegen davor gewarnt hatten: Eine weitere Geheimhaltung hätte die Milliarden-Anleihe für den Böhler-Kauf erleichtert. Aber auch so viel Geld hat kein Mascherl.“ Alles o. k., so lange die Stahlbranche so boomt“, machen sich Linzer Stadtväter Sorgen, dass die Voest bei einer Flaute im billigeren Rumänien Zuflucht suchen wird.

 

Foto: Markus Wenzel

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