Praktiker-Mangel:

Auch Präsident will, dass Hausärzte „cool“ werden

Oberösterreich
18.01.2018 06:08

"Es stimmt, wir müssen gegensteuern" - oö. Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser sucht beim grassierenden Hausärztemangel den Schulterschluss mit der OÖGKK. Die Gebietskrankenkasse rechnete in der "Krone" vor, dass es nicht am Geld liegt, wenn Jung-Mediziner lieber im Spital als selbstständig arbeiten: 300.0000 Euro Jahresumsatz pro Ordination sind der Durchschnitt.

"Es gibt mehrere Probleme, wo Korrekturen nötig sind", meint Niedermoser im Gespräch mit der "Krone", und zählt auf: "Einerseits liegt es sicher am Studium, wo die Schwerpunkte auf die Fachärzteausbildung gelegt sind, Chirurgie und interne Medizin dominieren. Wir wollen, dass wieder mehr Augenmerk auf die Allgemeinmedizin gelegt wird. Bei uns in Oberösterreich wollen wir auch ein verpflichtendes Praktikum in einer Hausarzt-Praxis einführen, damit die jungen Mediziner sehen, dass dieses Berufsbild auch sehr erfüllend sein kann. Natürlich muss so eine Lehrpraxis auch entsprechend honoriert werden."

Pflichtfach Betriebswissenschaft?
Weiters wünscht sich Niedermoser, dass im Medizinstudium auch betriebswirtschaftliches Wissen gelehrt wird: "Eine Ordination ist ein kleiner Betrieb, mit Eigenverantwortung. Man muss sich um die Bediensteten kümmern, Investitionen tätigen - davor haben viele  Junge zuviel Respekt."

Primary Health Center sind Jungen suspekt
Auch die politisch gewünschten Primary Health Care-Zentren, eine Art Gemeinschaftspraxen, verunsichern viele Mediziner in spe, weil sie fürchten, quasi "eingemeindet" zu werden, und dabei auf ihren teuren Apparaten sitzen bleiben. Niedermoser: "Davon kann keine Rede sein, solche Projekte werden langfristig geplant."

Zuwenige werden ausgebildet
Tatsächlich ist der Hausärztemangel - alleine in Oberösterreich fehlen 24 Praktiker - ursächlich darauf zurückzuführen, dass jahrelang zu wenige Ärzte ausgebildet wurden. Laut Niedermoser beenden pro Jahr 1200 Mediziner ihr Studium, davon sind  ein Viertel Deutsche, die auf der Flucht vor den strengeren Aufnahmebedingungen in ihrer Heimat bei uns gelandet sind - und oft nach Deutschland zurückkehren.

"Work-Life-Balance"
Ein allgemeines Phänomen macht der Heilerbranche ebenfalls zu schaffen: Junge achten bei der Jobsuche sehr auf ihre "Work-Life-Balance". Die Arbeit im Spital wird als nervenschonender und sicherer empfunden, deswegen bevorzugt.


Christoph Gantner, Kronen Zeitung

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