Familiäre Gewalt

Wenn Frauen von zu Hause fliehen

Leben
11.12.2017 14:49

Bis 10. Dezember gab es eine Initiative, die auf das alarmierende Thema "Gewalt gegen Frauen" aufmerksam machte. Auch in Österreich sind viele davon betroffen. Die Frauenhäuser kümmern sich professionell um die Anliegen und Sorgen der Frauen.

"Ich habe Angst vor meinem Mann. Bitte helfen Sie mir!" Mit diesem schockierenden Anliegen melden sich Frauen, die von ihrem Partner Gewalt erfahren, beim Notruf des Frauenhauses.

Mehr als drei Viertel der Betroffenen werden von ihrem Mann oder Lebensgefährten geschlagen (siehe Grafik unten). In so einem besorgniserregenden Zustand leben nicht nur Frauen unter 30 Jahren (47 Prozent), sondern auch ältere Frauen, die von ihren Söhnen geschlagen werden.

"Gewalt kann man nicht nur körperlich erfahren, sondern auch psychisch", betont die Geschäftsführerin der Wiener Frauenhäuser, Andrea Brem, gegenüber der "Krone". Für die Frauen ist der Schritt, sich professionelle Hilfe zu holen, kein leichter. Viele fliehen vor ihrem gewalttätigen Partner nach einer schlimmen Attacke. "Meist kommen sie nur mit einem Plastiksackerl, oder sie haben gar nichts dabei!", erklärt die Leiterin des dritten Frauenhauses in Wien, Irma Lechner.

Vor allem für ältere Frauen ist es eine große Umstellung, wenn sie von einem Tag auf den anderen in einem neuen Umfeld wohnen. Wenn sie im Frauenhaus aufgenommen wurden, gilt es, die Frauen in ihrer prekären Situation zu unterstützen. Damit die Schutzsuchenden ohne Furcht in einem Frauenhaus leben können, ist die Adresse geheim, das Gebäude mit Kameras überwacht, und es dürfen nur Personen nach einer Sicherheitskontrolle das Haus betreten. Doch es kommt immer wieder vor, dass die Männer ihre Frauen verfolgen und dann vor der Tür stehen. Die Sozialarbeiterinnen sind aber auf solche Situationen trainiert und greifen deeskalierend ein.

Auch die Kinder werden in den Frauenhäusern versorgt. Psychologen arbeiten ihre Erfahrungen auf, aber sie dürfen auch in Ruhe ihre Kindheit ausleben. "Regelmäßig kommen zu uns Therapie-Tiere, mit denen die Kinder spielen dürfen", erklärt Irma Lechner. Ihnen wird auch ein Betreuer zur Seite gestellt, damit sie zu einer männlichen Bezugsperson Kontakt haben, der sie vertrauen können.

Daten und Fakten

  • 1588 Frauen erhielten im vergangenen Jahr Schutz in einem Frauenhaus.
  • Auch 1673 Kinder konnten betreut werden.
  • Viele Frauenhäuser werden durch Spenden finanziert.
  • Zu jeder Tages- und Nachtzeit im Notfall erreichbar
  • Helpline gegen Männergewalt: 0800/22 25 55
  • Wien: 05/77 22
  • Vorarlberg: 05/175 55 77
  • Niederösterreich: 02742/36 65 14
  • Oberösterreich: 0732/60 67 00
  • Kärnten: 0463/449 66
  • Steiermark: 0316/429900
  • Burgenland: 02682/61280
  • Tirol: 0512/34 21 12
  • Salzburg: 0662/45 84 58

Kathi Pirker, Kronen Zeitung

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(Bild: kmm)



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