Heftiger Zugcrash

Lokführer als Held: “Der Stress kam erst danach”

Oberösterreich
08.11.2017 05:00

ÖBB-Lokführer Manfred Binder aus Obertraun gilt als Held des Zugcrashes am Bahnhof Haiding in Krenglbach! Er evakuierte seine Garnitur, brachte 70 Passagiere in Sicherheit und positionierte seinen 71 Tonnen-Dieseltriebwagen als Prellbock für einen aus Neumarkt-Kallham heranrollenden herrenlosen Zug. Im "Krone"-Interview sprach der 54-Jährige über den heftigen Unfall und, dass sich alle Passagiere bis auf einen diszipliniert verhielten...

"Krone": Haben Sie die Aufregung emotional schon verarbeitet?
Manfred Binder: Zuerst ist es mir recht gut gegangen, ich hab’ wie automatisch funktioniert. Der Stress ist erst danach gekommen. Ich hab’ schlecht geschlafen und mehrere Tage Sonderurlaub gekriegt. Erleben möchte ich einen solchen Vorfall, wenn möglich, jedenfalls nicht mehr.

"Krone": Wann haben Sie erfahren, dass ein leerer Personenzug angerollt kommt?
Binder: Ich bin gerade in den Bahnhof Haiding eingefahren, als über Funk ein Nothalt angeordnet worden ist.

"Krone": Da wussten Sie den genauen Grund dafür noch nicht.
Binder: Das hab’ ich telefonisch erfahren. Aus Linz wurde zuerst angeordnet, dass ich retour Richtung Wels und hinter ein Gleis fahren soll. Als ich den Führerstand am anderen Ende dafür aktiviert hab’, ist mir aufgefallen, wie viele Menschen ich mit hab’.

"Krone": Es kam dann aber anders.
Binder: Es gab plötzlich die Anweisung, den Zug sofort zu evakuieren, weil er als Prellbock ausgewählt worden war. Man wusste auch nicht genau, wie schnell der Triebwagen auf uns zurollt.

"Krone": Verhielten sich die 70 Fahrgäste alle diszipliniert?
Binder: Bis auf einen Deutschen. Der wollte diskutieren, ist aber von einem Fahrgast geschnappt und hinausgebracht worden. Ich bin den Zug noch einmal abgegangen, hab’ die Handbremse gezogen und die Motoren abgestellt.

"Krone": Sie brachten die Leute vom Bahnsteig dann weiter fort aus dem Gefahrenbereich.
Binder: Plötzlich hat wer gesagt, da kommt der Zug. Ich hab’ gesehen, wie der 280 Tonner gegen den eingebremsten 71 Tonnen-Desiro gekracht ist und ihn 130 Meter nach hinten verschoben hat - heftig!

Interview: Jürgen Pachner

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