Kampf der Konsolen

So vielfältig wird die schöne neue Gaming-Welt

Elektronik
22.05.2013 16:59
Nach der Enthüllung der neuen Xbox One mit ihren zahlreichen Entertainment-Funktionen ist klar: 2013 wird für die Videospielbranche ein Jahr des Umbruchs. Und zwar nicht nur, weil die Platzhirsche Sony und Microsoft mit neuer, starker Hardware um die Gunst der Spieler buhlen, sondern auch wegen der aufkeimenden Konkurrenz in Form von Android-Konsolen und wohnzimmertauglicher PC-Hardware. Wir wagen eine Expedition in die schöne neue Gaming-Welt.

Jetzt ist es amtlich: Microsofts Xbox One und Sonys PlayStation 4 (siehe Infobox) unterscheiden sich hardwareseitig nur geringfügig. Beide Geräte setzen auf einen Achtkern-Prozessor von AMD mit integrierter Grafikeinheit. In beiden Geräten arbeiten acht Gigabyte Arbeitsspeicher, wobei Sony auf schnellen GDDR5-Speicher setzt, wie er von Grafikkarten bekannt ist, Microsoft hingegen auf etwas langsameren DDR3-Speicher. Beide Konsolen haben ein BluRay-Laufwerk und eine große Festplatte.

Sony legt Fokus auf Games, Microsoft auf Unterhaltung
Unterschiede gibt es bei den angepeilten Zielgruppen. Während Sony bei der Präsentation seiner PS4 die Spiele in den Mittelpunkt stellte und die Konsole selbst bis heute nicht gezeigt hat, stellte Microsoft bei der Xbox One (siehe Infobox) die Entertainment-Funktionen und die Möglichkeiten abseits des Spielens in den Mittelpunkt. Die Präsentation der Sony-Konsole war demnach eher auf Hardcore-Gamer, jene des Microsoft-Gerätes auf Multimedia-Fans ausgelegt. Manche Spieler sind deshalb enttäuscht, sie hätten sich mehr Infos zu den kommenden Games für die Xbox One erwartet.

Während man sich für Neuigkeiten zu den Spielen für die neuen Konsolen noch bis zur Spielemesse E3 Anfang Juli gedulden muss, lässt sich aus den Präsentationen beider Geräte schon jetzt ein Schluss ziehen. Sonys und Microsofts neue Konsolen sind einem Spiele-PC gar nicht so unähnlich. Dafür sorgt vor allem die Tatsache, dass beide Geräte auf x86-Prozessoren setzen, wie sie auch in PCs zum Einsatz kommen.

Hardware von PS4 und Xbox One kommt Entwicklern entgegen
Die Folge: Für Entwickler wird es leichter als bisher, für mehrere Plattformen parallel zu entwickeln, weil sich die Prozessorarchitektur nur mehr geringfügig unterscheidet. Die Zeiten, als Spiele langwierig vom PC auf die PowerPC-CPU der Xbox 360 und den Cell-Prozessor der PS3 portiert werden mussten, sind damit vorbei.

Der Wechsel bei den Prozessorarchitekturen führt allerdings auch dazu, dass weder die PS4 noch die Xbox One mit Spielen der Vorgängerkonsolen umgehen können. Damit wird die Wii U Ende des Jahres die einzige Konsole sein, die auch Software der Vorgängerhardware abspielt.

Zukunft der Wii U aus heutiger Sicht ungewiss
Aus heutiger Sicht ist allerdings unklar, was nach dem Erscheinen der neuen Xbox und der PS4 aus Nintendos Wii U wird. Die Konsole mit dem innovativen Touchscreen-Controller ist schon im November auf den Markt gekommen, kommt allerdings nach einem relativ guten Start nicht so recht in die Gänge (siehe Infobox). Die Zahl der Spiele-Neuerscheinungen ist eher gering und Nintendos zugkräftige Eigenentwicklungen à la "Mario Kart" und "Zelda" lassen derweil noch auf sich warten.

Weil die Wii U als einzige Konsole der neuesten Generationen aus Gründen der Abwärtskompatibilität nicht auf einen x86-Prozessor setzt und stattdessen auf einen PowerPC-Prozessor von IBM baut, dürfte zudem die Portierung neuer Games von PS4 und neuer Xbox auf die vergleichsweise schwache Nintendo-Konsole, deren Leistung etwa auf dem Niveau der aktuellen Xbox 360 liegt, problematisch werden.

Neue Konkurrenz drängt ins Wohnzimmer
Während die großen Drei der Konsolenwelt sich den Markt in den vergangenen Jahren weitgehend unter sich aufgeteilt haben, macht sich dieses Jahr allerdings auch Konkurrenz aus anderen Lagern bereit, im Kampf um die Gunst der Spieler mitzumischen. Googles Android-Betriebssystem soll in den kommenden Monaten auf einer Reihe von Konsolen zum Einsatz kommen, die sich vor allem an Gelegenheitsspieler richten dürften. Und mit Nvidia und Valve planen auch zwei Größen der PC-Spieleszene eine Attacke auf das heimische Wohnzimmer.

Der Erfolg der Android-Konsolen ist aber noch ungewiss. Zwar zeigt die Tatsache, dass Android-Spielgeräte wie die Konsole Ouya oder der Gamestick (siehe Infobox) über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter finanziert wurden, dass es eine große Zahl an Interessenten für solche günstigen Geräte für Gelegenheitsspieler gibt. Gleichzeitig könnte sich jedoch die Bedienung der meist für Touch-Geräte optimierten Android-Spiele mit dem Controller als problematisch erweisen.

Erste Tester halten Android- Konsole Ouya für "unfertig"
In ersten Tests von Vorserienmodellen der Ouya wurde zudem kritisiert, dass die Android- Konsole unfertig wirke. Nicht nur die momentan noch geringe und vergleichsweise schwache Spiele-Auswahl wurde von Testern bemängelt, sondern auch das gewöhnungsbedürftige Interface. Dafür dürfte es sich als durchaus praktisch erweisen, dass auf dem Gerät Android-Apps laufen. So lassen sich die günstigen Konsolen einfach über den Google Play Store mit neuer Software erweitern, die mitunter ganz neue Funktionen liefert. Da können die etablierten Konsolen nur bedingt mithalten.

Sehr wohl aber PC-basierte Spielesysteme wie Valves mit Spannung erwartete Steam Box (siehe Infobox). Dabei soll es sich um einen kompakten Linux-PC mit vergleichsweise starker Hardware handeln, auf dem Valves Spiele-Shop Steam im auf das TV-Gerät optimierten Big-Picture-Modus läuft. Der Plan des Spiele-Shops: PC-Spiele wohnzimmertauglich machen und den Spielern die Gelegenheit bieten, ihre Lieblings-Games auch auf dem TV-Gerät zu spielen. Noch krankt der Ansatz allerdings an der vergleichsweise geringen Auswahl an Linux-fähigen Spielen. Zudem stehen Preis und Erscheinungstermin des Geräts noch in den Sternen.

Nvidia greift mit eierlegender Wollmilchsau an
Und dann wäre da noch Nvidias eierlegende Wollmilchsau Project Shield: Ein Android-Handheld, das sich via HDMI an das TV-Gerät anschließen lässt und auf das sich PC-Spiele streamen lassen (siehe Infobox). Es vereint die Vorteile dreier Welten und soll schon im Juni erscheinen.

Das Gerät ist mobil und eignet sich für kleine Spielchen unterwegs, bietet durch die Verwendung von Android als Betriebssystem die gleiche Funktionsvielfalt wie Ouya und Gamestick und ist durch die - Besitzern einer Geforce-GTX-Grafikkarte vorbehaltene - Möglichkeit, PC-Spiele via WLAN auf das Gerät zu streamen, auch ein Angebot für hartgesottene PC-Gamer.

Sieger im Kampf der Konsolen steht noch nicht fest
Welche Geräte sich letztlich durchsetzen und welche den Kürzeren ziehen werden, ist aus heutiger Sicht noch völlig unklar. Jedes der neuen Gaming-Geräte richtet sich an andere Zielgruppen. Microsofts und Sonys Kraftprotze dürften bei Entertainment-Junkies und Hardcore-Gamern auf große Gegenliebe stoßen, mit der Wii U bildet Nintendo ein familienfreundliches Gegengewicht, das vor allem mit den seit jeher beliebten Nintendo-Eigenproduktionen punkten dürfte und mit seinem Touchscreen-Controller neue Spielerlebnisse bietet.

Wer nicht zu viel Geld ausgeben möchte und nur hin und wieder ein Spielchen wagt, für den könnten Android-Konsolen wie die Ouya ein durchaus interessantes Angebot sein. Und wer bisher vor allem am PC gespielt hat, bei seinem Hobby aber auch mal die Beine hochlegen möchte, der wird einen Blick auf die Steam Box werfen. Nvidia wiederum hat mit Project Shield sowohl PC-Spieler als auch Android-Fans im Visier. Ihre Daseinsberechtigung hätten sie alle. Dass der Markt aber auch groß genug für alle alten und neuen Anbieter von Gaming-Geräten ist, darf bezweifelt werden.

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