Katias Kolumne

KH Nord: Fauler Zauber auf Kosten der Steuerzahler

Österreich
21.03.2018 11:55

Der Bau des rot-grünen Wiener Prestigeprojekts Krankenhaus Nord steht wahrlich unter keinem guten Stern: Die ursprünglich für 2014 geplante Eröffnung wurde nun auf (frühestens) Herbst 2019 verschoben, aus den eigentlich kalkulierten Kosten von 825 Millionen wurden nun doch mindestens 1,6 Milliarden Euro und ein entsprechender Rechnungshofbericht attestierte dem Spitalsbetreiber, dem Krankenanstaltenverbund, neben 8000 Baumängeln „kein ausreichendes Know-how“ und „keine durchgängige Projektorganisation“.

Der Grund für derartige Probleme „ist in der Energie oder besser gesagt im Bewusstsein der Immobilie zu finden“, weiß der selbst ernannte Licht-Botschafter Christoph Fasching und bietet in seiner Leistungsbeschreibung Abhilfe an: „Der Effekt aus der Immobilien-Optimierung ist einfach erklärt: Wo ausschließlich Liebe drin ist, kann auch nur Liebe herauskommen.“

Denn: Durch Bauarbeiten werden natürliche Energielinien gestört, durch juristische Verträge Immobilien „in ein Korsett“ gezwängt und eine unter Druck stehende Bauaufsicht und schlecht gelaunte Bauarbeiter tun ihr Übriges, um negative Energien zu erzeugen. Durch einen bei besagtem Bewusstseins-Forscher buchbaren „Optimierungsprozess“ wird die Energie wieder „hochschwingend“, Krankenstände von Mitarbeitern in Folge reduziert, technische Geräte langlebiger, Autounfälle geringer (für Interessierte: es lassen sich auch Autobahnen, ja sogar Schiffe, Züge und Flugzeuge energetisieren) und gefährliche Strahlen von Sendemasten neutralisiert.

Nicht viel Liebe trotz Energie-Schutzring
Überzeugt hat diese Leistungsbeschreibung offenbar vier der KH-Nord-Projektbeauftragten, die mit ihrer Unterschrift einen 95.000 Euro schweren Auftrag zur energetischen Reinigung inklusive „Schutzring“ bestätigten. Eine Ausschreibung sei dafür nicht notwendig gewesen, war der veranschlagte Preis des Schutzring-Bauers doch praktischerweise knapp unter der ausschreibungspflichtigen 100.000-Euro-Grenze. Wenn es sich bei den 95.000 Euro nicht um Steuergeld handeln würde, wäre die ganze Geschichte womöglich sogar ausgesprochen lustig.

Der steuerfinanzierte, energetische Schutzring lieferte jedoch nicht lange die Liebe, die er versprach. Mittlerweile wurden die Verantwortlichen von ihren Posten abgezogen, die Präsidentin des Sanitätsrats und KH-Nord Beraterin trat am Mittwoch von ihrer Funktion zurück. Nicht ausgeschlossen ist, dass man den ein oder anderen Krankenhausberater beim „Gut Aiderbichl“ für ehemalige Wien-Politiker, Siemens, wiederfinden wird.

Der dumme Steuerzahler zahlt die Zeche
Es ist wie so oft: Einer von womöglich ganz vielen Fällen von Steuergeldverschwendung kommt ans mediale Tageslicht, wenn überhaupt folgt ein Köpferollen irgendwelcher sogenannter Verantwortungsträger und der Akt wird geschlossen. An der Wurzel des Problems ändert sich nichts und übrig bleibt der Steuerzahler.

Jeder Vereinsobmann, Würstelstandbetreiber bis hin zum Vorstandsvorsitzenden muss bei vermögensverschleuderndem Verhalten selbst dafür geradestehen und haftet bei Fehltritten mit eigenem Haus und Hof. Unverständlich ist, dass ein sonst so regulierungswütiges Land wie Österreich bei der persönlichen Haftung von Polit-Fehlern aber keinen gesetzlichen Handlungsbedarf sieht. Derzeit besteht in solchen Fällen keine Schadenersatzpflicht, es haftet der Steuerzahler. Aber vielleicht schützt ja auch ein Energieschutzring um das Rathaus die Wiener Stadtpolitik vor solchen Überlegungen und weiteren Konsequenzen.

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