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12.10.2025

Bauen & Wohnen in Kärnten

Barrierefrei wohnen - mehr als breite Türen

Barrierefreiheit im eigenen Zuhause ist kein Luxus, sondern Lebensqualität. Sie bedeutet weit mehr als Rampen vor dem Eingang oder extrabreite Türen.

Foto: NDABCREATIVITY - stock.adobe.com

Ein Zuhause ist nur dann wirklich ein Zuhause, wenn man sich darin frei bewegen kann - ohne Angst vor Hindernissen, ohne Abhängigkeit von anderen. Es geht um ein Wohnkonzept, das sich an den Menschen orientiert - an seinen Möglichkeiten, Bedürfnissen und manchmal auch an seinen Einschränkungen. Wer frühzeitig plant, schafft sich Freiräume für ein selbstbestimmtes Leben.

Das Zuhause beginnt nicht an der Wohnungstür, sondern schon davor. Ein stufenloser Zugang entscheidet, ob man selbständig hinein- und hinauskommt. Rampen oder Hebebühnen ersetzen Treppen, breite Türen und Flure geben Rollstühlen oder Gehhilfen Platz. Auch die Details zählen: schwellenlose Übergänge, rutschfeste Bodenbeläge und genügend Bewegungsflächen vor Türen, im Bad und in der Küche machen den Alltag einfacher und sicherer.

Bad und WC - der heikle Bereich

Das Badezimmer ist oft der gefährlichste Raum der Wohnung. Nasse Fliesen, enge Kabinen und schwer erreichbare Armaturen sind Stolperfallen. Wer hier barrierefrei umbaut, gewinnt nicht nur Komfort, sondern auch Sicherheit. Ebenerdige Duschen, Haltegriffe bei WC und Dusche, ein unterfahrbares Waschbecken und rutschhemmende Fliesen sind die wichtigsten Bausteine. Experten raten, das WC bei Bedarf höhenverstellbar einzubauen. "Ein Bad muss mitwachsen können mit dem Alter, mit veränderten Bedürfnissen", betonen Architekten.

Küche ohne Hindernisse

Auch die Küche ist ein Ort, an dem Selbstständigkeit schnell an Grenzen stößt, wenn Arbeitsflächen zu hoch oder Schränke zu tief sind. Unterfahrbare Arbeitsplatten und Spülen, höhenverstellbare Elemente und Geräte mit gut lesbaren Anzeigen sind die Lösung. Praktisch sind Schubladen und Auszüge, die das Suchen in dunklen Schranktiefen überflüssig machen. So wird Kochen wieder zu einem Vergnügen, auch wenn die Beweglichkeit eingeschränkt ist.

Schlaf- und Wohnbereich

Im Schlafzimmer entscheidet die richtige Höhe des Betts, wie leicht man aufstehen kann. Elektrisch verstellbare Betten erleichtern vieles - nicht nur für den Bewohner selbst, sondern auch für Pflegende. Wichtig ist außerdem genügend Platz rund ums Bett, damit man mit Rollstuhl oder Gehhilfe gut hantieren kann. Steckdosen, Schalter und Lichtquellen sollten ohne Verrenkungen erreichbar sein. Auch Möbel wollen mitgedacht sein: flexibel aufgestellt, ohne Stolperfallen, bleibt der Wohnraum ein Ort der Freiheit.

Helle Orientierung

Sehen und gesehen werden - das ist im Alltag entscheidend. Barrierefreie Wohnungen sind daher immer auch gut ausgeleuchtet. Helle, blendfreie Lampen, Bewegungsmelder im Flur und Nachtlichter im Schlafzimmer geben Sicherheit. Kontraste helfen besonders bei Sehschwächen: dunkle Türrahmen auf hellem Untergrund, farbige Schalter, klare Abgrenzungen am Boden. Orientierung ist nicht nur praktisch, sondern schafft auch Geborgenheit.

Smarte Helfer im Alltag

Barrierefreiheit ist längst digital geworden. Moderne Assistenzsysteme machen das Wohnen komfortabel und sicher. Türen lassen sich per Fernbedienung oder Sprachbefehl öffnen, Rollläden, Thermostate und Beleuchtung automatisch steuern. Notrufsysteme mit mobilen Rufknöpfen geben ein gutes Gefühl, selbst wenn man allein ist. Auch Video-Türklingeln und sensorbasierte Herdabschaltungen gehören inzwischen zu den Standards moderner, barrierefreier Wohnungen.

Akustik und Kommunikation

Menschen mit Hörbeeinträchtigungen brauchen nicht weniger, sondern andere Signale. Lichtblitze statt Klingelton oder Rauchmelder, verstärkte Höranlagen und eine gute Schalldämmung sind hier entscheidend. Räume ohne Hall erleichtern das Verstehen mit Hörgeräten enorm. "Eine Wohnung muss leise sprechen", formuliert es ein Hörakustiker treffend.

Klar ist auch: Barrierefreiheit ist kein Sonderfall für wenige, sondern ein Prinzip für alle. Denn mit dem Alter oder durch einen Unfall kann jeder in die Situation kommen, dass Treppen, Bad oder Küche plötzlich zum Problem werden. Wer rechtzeitig vorsorgt, schafft sich ein Zuhause, das mitwächst - mit allen Lebensphasen. Kurz gesagt: Barrierefrei wohnen, heißt, unabhängig wohnen. Und das betrifft viele Bereiche in den eigenen vier Wänden.



von Philipp Stewart