Wahlsieg fast sicher

Holt Merkel FDP statt SPD in Regierung?

Ausland
23.09.2017 08:24

Deutschland, Österreich - zwei Nachbarländer, zwei Wahlen und die gleiche Situation: Spannend wird es erst nachher. Wie wird die nächste Koalitionsregierung aussehen? Letzter Stand: Für Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel könnte es nun doch schwieriger werden als anfangs gedacht. Als der Wahlkampf begann, haben Umfragen eine knappe Mehrheit, allerdings nur in Mandaten, für Merkels CDU/CSU und die FDP errechnet. Merkel würde die FDP statt der SPD bevorzugen.

Zuletzt hat Merkel aber wegen des Aufstiegs der rechtsrechten AfD einige Prozentpunkte verloren - besonders im Osten. Dort wird die Kanzlerin regelmäßig niedergebrüllt und mit Eiern und Tomaten beworfen.

Video: Merkel bei Wahlkampfauftritt mit Tomaten beworfen

Ursache sind Wahlkampfsager Merkels wie "Ich garantiere KEINE Obergrenze" oder: Sie sei "prinzipiell offen" für die Forderungen von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker nach einer Ausweitung des grenzfreien Schengenraums.

Laut letzten Umfragen könnte die AfD die FDP auf Platz drei überholen. Mit der AfD will niemand koalieren. So müsste Merkel zur FDP einen dritten Partner finden: der Realo-Flügel der Grünen (die Schwaben: Winfried Kretschmann, Cem Özdemir)?

MERKEL MAXIMALE - Übermutter des deutschen Volkes
Angela Merkel, Pfarrerstocher aus der DDR, promovierte Physikerin, hochbegabt und lange scheu, kaperte nach dem Mauerfall als Quereinsteigerin zuerst die von Männern dominierte CDU. Später eroberte sie als Kanzlerin die Bundesrepublik. Mit Ausdauer und Beharrlichkeit, Anpassungsfähigkeit und Härte, Zurückhaltung und Mut - und sie hat sich immer unter Kontrolle.

Seit zwölf Jahren ist sie an der Macht. Dort kann die 63-Jährige mit einem Wahlsieg weitere vier Jahre bleiben. Für viele ist sie ein Faszinosum. Was bewegt ihr Innerstes? Heute hält sich Merkel noch immer lange mit Entscheidungen zurück. Sie beobachtet ihr Umfeld erst genau und schreitet dann zur Tat. Heraus kommt eine souverän wirkende Machtpolitikerin mit guten Nerven. Ihr Privatleben, was sie denkt und fühlt, kennen weiter nur wenige.

Merkel war es, die als CDU-Generalsekretärin die Partei in der Spendenaffäre von ihrem Übervater Helmut Kohl emanzipierte. Als sie dann 2000 zur Parteichefin aufstieg, hatte kaum einer damit gerechnet, dass sie später auch das Kanzleramt erobern würde und wie Kohl 16 Jahre an der Macht bleiben könnte. Die damals unscheinbare Ost-Frau galt als gute Übergangslösung an der CDU-Spitze. Eben bis die Parteispendenaffäre überwunden sein würde. Weit gefehlt. Ihr Regierungsstil ist ein "präsidialer", übergreifend bis hinein in SPD-Gedankengut. Sie lässt sich auf keine Grabenkämpfe ein.

DER ROTE HIOB: Der Kampf des Martin Schulz
Manchmal fühlt sich Martin Schulz (61) wie Hiob. Jener Mann, den Gott im Alten Testament schwer auf die Probe stellt. Hiobs Herden werden geplündert. Seine Kinder sterben. Er selbst wird von Geschwüren geplagt. Aber Hiob bleibt standhaft. Am Ende wird er belohnt, weil er seinen Glauben nicht verleugnet. Das spricht Martin Schulz aus der Seele. Erst sechs Monate ist es her, da war er noch nicht Hiob, sondern der Messias der SPD. "Gottkanzler", so nannten ihn seine jungen Fans im Internet.

Seither erlebte Schulz eine Heimsuchung nach der anderen. Aus seiner Sicht nahmen das Elend, Pleiten, Pech und Pannen biblische Ausmaße an. "Immer wenn wir uns gerade berappelt haben, passiert irgendwas", klagt er. "Die Leute fragen sich, ist das die Pechmarie?" Der "Pechmartin" versuchte, die inneren Zweifel zu verdrängen. Schwierig, denn die Probleme waren oft auch hausgemacht: Strippenzieher waren überfordert, oder der Kanzlerkandidat hielt seine Linie nicht. Wie war das doch mit Hiob? Gibt es den Lohn?

Kurt Seinitz, Kronen Zeitung

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