Patient gesucht

Ärzte kündigen Gesichts- Transplantation an

Wissenschaft
25.10.2006 15:31
Die weltweit erste vollständige Transplantation eines Gesichtes soll "in einigen Monaten" in London erfolgen. Das haben britische Ärzte am Mittwoch angekündigt, nachdem der Ethikrat des staatlichen Gesundheitsdienstes NHS am selben Tag seine Zustimmung gegeben hatte. "Jetzt beginnt der wichtigste Teil dieses schwierigen Verfahrens - die Auswahl eines geeigneten Patienten", sagte Peter Butler, der leitende Chirurg des renommierten Royal Free Hospital im Londoner Stadtteil Hampstead.

Butler und sein Team bereiten die revolutionäre vollständige Gesichtstransplantation bereits seit mehr als 14 Jahren vor. Bislang sprachen die Ärzte mit mehr als 30 potenziellen Patienten, die unter schwersten Gesichtsentstellungen leiden.

Vor einem Jahr hatte die Französin Isabelle Dinoire bei einer komplizierten Teiltransplantation eine neues Gesicht erhalten. Bei der Operation, die weltweit großes Aufsehen erregt hatte, übertrug ein Ärzteteam unter Leitung von Professor Jean-Michel Dubernard in der Stadt Amiens Elemente einer Gesichtshälfte mit Teilen von Lippen, der Nase und des Kinns. Das Gesicht der 38-Jährigen war von einem Hund zerfetzt worden. Die Organteile für die Transplantation waren einem Hirntoten entnommen worden. In einem anderen Eingriff hatte ein Chinese im April 2006 eine neue Wange, eine Oberlippe, eine Nase und eine Augenbraue bekommen.

Mehrere Schritte mit monatelangen Pausen nötig
Butler erläuterte, die Transplantation in London solle nicht in einer einzelnen großen Operationen, sondern in mehreren Teilschritten erfolgen. Dazwischen müssten jeweils etwa sechs Monate liegen. Dazu gehörten zunächst Operationen zur Transplantation von Fett- und Hautgewebe sowie Blutgefäßen und Adern. Die eigentliche Verpflanzung der Gesichtsoberfläche sei der letzte Schritt.

Vier Kandidaten in engerer Wahl
Als eines der größeren Probleme bei der Auswahl eines geeigneten Patienten bezeichnete Butler die Einschätzung, wie die Person mit den psychologischen Folgen fertig werden könnte. Bevor eine Entscheidung falle, sollten vier Kandidaten aus Großbritannien oder Irland in die engere Wahl gezogen werden.

Befürworter und Kritiker melden sich zu Wort
Zu den bekanntesten Befürwortern von Gesichtstransplantationen gehört in Großbritannien der Veteran des Falkland-Kriegs Simon Weston, der 1982 bei Kämpfen schwerste Verbrennungen im Gesicht erlitten hatte. Er selbst gilt nicht als geeigneter Anwärter, sagte aber Reportern: "Ich freue mich über die positive Entscheidung des Ethikrates. Sie war überfällig." Auch der britische Verband für plastische Chirurgie begrüßte die Entscheidung. Hingegen mahnte die Königliche Akademie der Chirurgen erneut zu großer Zurückhaltung. Vor allem müsse gesichert sein, dass der schließlich ausgewählte Patient "sich vollkommen über die Risiken und möglichen Vorteile im Klaren ist".

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