Family Business

VW Caddy Alltrack: Laster ohne Reue

Motor
12.02.2016 12:56

Hochdachkombis á la VW Caddy kauft man grundsätzlich nicht wegen ihres Aussehens, sondern trotz desselben. Diesem Grundsatz wirkt VW im Fall des Caddy Alltrack, der den Cross Caddy ablöst, kräftig entgegen: Sportliche Offroad-Optik mit eleganten Details lässt den kleinen Freund der Familien- und Kleinunternehmer beinahe vergessen machen, dass er im Herzen ein Nutzfahrzeug ist. Am Preis erkennt man es auch nicht. Nicht nur weil er für Unternehmer vorsteuerabzugsberechtigt ist.

Er macht schon was her, so wie er dasteht, in seinem exklusiven Mojave-Beige (es gibt natürlich auch andere Farben), mit serienmäßigen 17-Zoll-Alufelgen, abgedunkelten Scheiben und Heckleuchten, silbereloxierter Dachreling, Kunststoffbeplankung und -unterfahrschutz; auch sein Kühlergrill mit den drei dicken Lamellen und der klavierlackartigen Fläche darunter trägt zum durchaus eleganten Auftritt bei. Innen geht es weiter mit feinen Details, von der mattsilbernen Einstiegsleiste mit Alltrack-Schriftzug bis zum Lederpaketchen für Lenkrad, Handbremshebel und Schalthebelsack (alle mit beigen Nähten).

Diesen Wow-Effekt erzielen beide Versionen, also Pkw und Klein-Lkw, beim Pkw kommen noch ein paar Chrom-Applikationen innen dazu. Allen gemeinsam ist die aufgeräumte Innenraumgestaltung mit funktionalem Kunststoff. Klar, in einem Passat würde ich mir andere Materialien wünschen, aber immerhin hat VW Carbon-Imitat-Zierleisten angebracht. "Das gefällt den Leuten", sagt der Designer, und tatsächlich wertet es das Interieur irgendwie auf.

Was Kunden sicher wirklich gefällt, ist, dass der Caddy auch als Alltrack extrem praktisch ist, vor allem dank seiner seitlichen Schiebetüren, aber auch wegen der vielen Staufächer im Innenraum, wegen des 750 bis über 3000 Liter großen Laderaumes (3,2 m³ beim Lkw), der klapp- und ausbaubaren Sitze beim Pkw und der niedrigen Ladekante von 58 cm (Allrad 62 cm).

Wie fährt sich der Caddy mit Starrachse?
Bis hierher ist noch nicht viel vom Nutzfahrzeugcharakter zu spüren, das kommt erst beim Fahren. Wobei: Wenn die Straße nicht zu holprig ist, würde man als unbedarfter Familienvater nicht unbedingt draufkommen, dass hinten eine Starrachse mit Blattfedern verbaut ist - Lkw-mäßig also. Aber immerhin passen sich die Dämpfer der jeweiligen Belastung an. So geschmeidig, wie man das aus der Kompaktklasse gewohnt ist, geht es nicht zu, aber es ist mir persönlich lieber als ein weich schaukelndes Auto. Lediglich verkehrsberuhigende Holperschwellen bringen die Hinterachse schnell an ihre Grenzen. Ich möchte nicht hinten sitzen, wenn der Fahrer mit mehr als Schritttempo drüberrollt. Keine Klagen hingegen bei der recht direkten Lenkung.

Offroad ist nicht ausschließlich Show
Im Gegensatz zu seinen Konkurrenten gibt es den VW Caddy Alltrack (auch den Nicht-Alltrack) optional mit Allradantrieb. Muss eigentlich auch sein, wenn er schon auf Offroader macht. Die Steigfähigkeit auf rutschigem oder sandigem Untergrund verbessert das Haldex-System deutlich. Statt des vorderen Plastik-Unterfahrschutzes kann man einen aus Alu mitbestellen, der dann auch seine Funktion erfüllt. Mit nur 16 cm Bodenfreiheit (13 cm mit Erdgasantrieb) können sich die 300 Euro schon beim ersten Ausritt bezahlt machen.

Motoren von 84 bis 150 PS
Beim Alltrack hat man die volle Auswahl der Motoren aus dem Caddy-Portfolio. Dazu zählen drei Benziner (84 PS, 102 PS und 125 PS), ein 2,0-Liter-Diesel, der mit 75, 102, 122 und 150 PS angeboten wird, sowie eine Erdgas-Variante mit 110 PS. Abhängig von der Motorisierung erfolgt die Kraftübertragung über manuelle Fünf- und Sechsgang-Getriebe sowie Sechs- und Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe.

Die Diesel dröhnen auf der Autobahn vielleicht etwas mehr, als man das aus Nicht-Nutzfahrzeugen des Konzerns kennt, sorgen aber geschmeidig für Vortrieb. Ich kann sogar der 102-PS-Version etwas abgewinnen, auch wenn ambitioniertere Käufer wohl zum großen Diesel greifen werden.

Allradantrieb gibt es nur in zwei Motorvarianten: 122-PS-Diesel, manuell geschaltet, oder 150-PS-Diesel mit DSG - das sind wir dann aber schon bei 38.000 Euro (Pkw) bzw. 31.000 Euro (Lkw). Bei Kleinen sind Sie mit 32.000/25.000 Euro dabei. Von außen erkennt man die Allradversion übrigens daran, dass die Radhäuser leerer sind und das ganze Auto höher.

Hier kann man richtig investieren
Grundsätzlich lässt sich VW die Alltrack-Ausstattung durchaus bezahlen, es handelt sich nicht um ein Sondermodell mit Preisvorteil. 2000 Euro Aufschlag auf die vergleichbare Comfortline muss man rechnen.

Beim Durchforsten der Aufpreisliste vergisst man dann vollends alles Lastwagenartige, sondern muss sich beherrschen, nicht lasterhaft verschwenderisch ein Häkchen nach dem anderen zu setzen: Navitainment, Rückfahrkamera, Assistenten von der City-Notbremse über den Parkautomaten bis zum adaptiven Tempomaten, der bis zum Stand funktioniert - wie man es aus VWs Pkw-Angebot kennt. Serienmäßig sind Multikollisionsbremse und Berganfahrassistent an Bord.

Unterm Strich bleibt aber das Gefühl, dass man vernünftig kauft. Also gerade so viel Auto, wie man braucht. Daran erinnern einen zumindest regelmäßig die Holperschwellen beim Familieneinkauf.

Warum?

  • Sehr praktisch und mit Alltrack-Ausstattung auch nett anzusehen
  • Nutzfahrzeugcharakter gut kaschiert

Warum nicht?

  • Starrachse ist dann doch nicht jedermanns Sache.

Oder vielleicht …

… Opel Combo, Fiat Doblo, Citroen Berlingo Multispace, Peugeot Partner Tepee, Renault Kangoo

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