Viele offene Fragen

HCB-Skandal: Behörden geben noch keine Entwarnung

Österreich
14.12.2014 11:50
"Ich kann Ihnen garantieren, dass Sie keine Gesundheitsgefährdung erlitten haben", haben Umweltmediziner bei Infoveranstaltungen den betroffenen Görtschitztalern am Freitag erklärt. Doch schon am Samstag ruderte die Landespolitik zum Teil zurück, denn noch immer sind zu viele Fragen rund um den HCB-Skandal offen. Unterdessen überlegt die Industrie, die Blaukalkverbrennungen wieder aufzunehmen.

"Die Entwarnung ist noch nicht zu 100 Prozent sicher, denn es ist lediglich eine grobe Einschätzung aufgrund der vorliegenden Daten", erklärt Gesundheitslandesrätin Beate Prettner. Es sind noch immer viele Fragen offen: Wie lange wurde das Görtschitztal mit Hexachlorbenzol belastet? Wie viel HCB ist über das Wietersdorfer Zementwerk in die Umwelt gelangt? In diesem Fall schwanken die Angaben derzeit zwischen 25 und 900 (!) Kilogramm. Unzählige Proben gilt es noch auszuwerten.

Frage des Tages: Weitet sich der HCB-Skandal noch aus? (Voting in der Infobox)

Rotwild muss erlegt werden, um Belastung zu prüfen
Görtschitztaler Jäger etwa müssen noch 16 Stück Rotwild erlegen, um aussagekräftige Daten über die Belastung der Wildtiere zu erhalten. Da auch Greenpeace-Chemiker Herwig Schuster vor einer voreiligen Entwarnung warnt, bleiben alle Vorsichtsmaßnahmen vorerst aufrecht.
Der Görtschitztaler HCB-Skandal ist jedenfalls einzigartig: Noch nie zuvor soll das gefährliche und weltweit verbotene Umweltgift über die Luft in die Nahrung gekommen sein.

"370 Tonnen Ersatzfutter haben wir den betroffenen Bauern zur Verfügung gestellt, denn sauberes Futter bedeutet auch saubere Lebensmittel", erklärt Agrarreferent Christian Benger: "Die Sperre einiger Betriebe konnte daher bereits wieder aufgehoben werden. Aktuell sind noch 21 gesperrt." Abgesehen von den gesundheitlichen Auswirkungen ist der Imageschaden enorm: Direktvermarkter aus dem Görtschitztal sind auf manchen Märkten unerwünscht, Kärntner Lebensmittel am Weltmarkt in Verruf geraten.

Industrie überlegt weitere Blaukalkverbrennungen
Während Krisenmanager Landeshauptmann Peter Kaiser deshalb bereits Überbrückungshilfen ankündigt und eine Arbeitsgruppe für einen "kompletten Neustart des Görtschitztals" installiert, überlegt die Industrie laut Umweltreferent Rolf Holub hingegen bereits weitere Verbrennungen von Blaukalk im Görtschitztal: "Ich werde das verhindern. Das können wir den Görtschitztalern nicht antun. In der Vergangenheit sind einfach zu viele Dummheiten passiert – und es kann noch einiges auf uns zukommen." Einigkeit herrscht im HCB-Skandal bei allen, wenn es um eine absolut lückenlose Aufklärung geht.

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