"Ist gut gegangen"

Aus für Tankstellenarzt: Schließung nur auf Zeit?

Österreich
30.10.2014 11:15
Sein freches Geschäftsmodell sorgte Anfang Mai für Staunen – doch nun ist die erste Drive-in-Ordination von Dieter Zakel an der Eni-Tankstelle in der Wiener Krottenbachstraße im Bezirk Döbling Geschichte. Die Praxis ist geschlossen. Der tägliche 16-Stunden-Tag war auf Dauer zu viel für den Mediziner. Geht es jedoch nach Zakel, könnte die Schließung auch nur vorübergehend sein.

Der Grund für das Aus der Drive-in-Ordination: "Ich konnte das auf Dauer nicht alleine machen", wie Zakel gegenüber dem ORF erklärte. Das besondere Konzept der Tankstellenpraxis sah nämlich vor, dass Patienten von 6 bis 22 Uhr ärztlichen Rat einholen konnten - für jede Konsultation, für die kein Termin notwendig war, sollte dabei pauschal ein Betrag von 50 Euro für 15 Minuten Behandlung veranschlagt werden.

Ein täglicher 16-Stunden-Tag: auf lange Sicht gesehen ein Unterfangen, das für einen Mediziner alleine nicht zu bewältigen ist. Doch einen Kollegen für die Idee zu gewinnen und mit ins Boot bzw. in die Praxis zu holen, gelang dem Arzt nicht. Was folgte, war die Schließung der außergewöhnlichen Ordination vor wenigen Wochen.

"Vielleicht gibt es doch Interessenten"
Zakel behält allerdings die Marke und das Geschäftslokal, wie er am Donnerstag erklärte. Auch wenn er selbst die Ordination derzeit nicht weiterführen könne, würde er sie gerne Dritten zur Verfügung stellen. "Vielleicht gibt es doch Interessenten, nichts wäre mit lieber. Das wäre auch im Interesse der Patienten", meinte der Mediziner. Denn das Konzept ist für den Tankstellenarzt ein Erfolg: "Es ist sehr gut gegangen, die Patienten haben es gut angenommen, auch finanziell ist es sich ausgegangen."

Zakel selbst hat nun aber erst einmal andere Pläne: Neben einer Reise in den Irak stehen längere Aufenthalte in Singapur und Kalifornien auf dem Programm. In den Vereinigten Staaten habe sich das Konzept bereits durchgesetzt - u.a. die Supermarktkette Walmart bietet jederzeit und zum Fixpreis Konsultationen. "In Österreich wird es vielleicht erst in 15 Jahren ankommen, noch ist das System hier nicht bereit", meinte der Arzt.

"Marktschreierische" Werbung
Wenig begeistert von der Idee einer Drive-in-Praxis war die Wiener Ärztekammer. Diese hatte bereits Ende Mai den Mediziner angezeigt, weil seine Bewerbung der Tankstellenordination zu "marktschreierisch" sei.

Vor allem waren Wiens Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres die Werbesendungen ein Dorn im Auge, die im Bezirk kursierten. Darauf groß zu sehen: "Dr. Tankstelle", der sich und seine Leistungen präsentiert. "Die Ärzteschaft wünscht so ein Verhalten nicht", erklärte Szekeres damals.

Die Wiener Ärztekammer brachte daraufhin eine Sachverhaltsdarstellung beim Disziplinarrat der Österreichischen Ärztekammer ein. Dieser wird entscheiden, was auf den Mediziner rechtlich noch zukommt - der Strafrahmen reicht dabei von einer Verwarnung bis hin zu einer Geldstrafe. Dafür ist Zakel für den 26. November vor die Disziplinarkommission bestellt. Zu diesem Zeitpunkt dürfte er allerdings bereits im Irak unterwegs sein.

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