Familien empört
Geschenkeladen im 9/11-Museum “abstoßend”
Vor einer Woche wurde das Museum zur Erinnerung an die 9/11-Anschläge, bei denen fast 3.000 Menschen starben, in New York eröffnet, vorerst nur für Angehörige. Ab heute ist es für die breite Öffentlichkeit zugänglich.
Bilder, Videos und 10.000 Erinnerungsstücke wie verkohlte Feuerwehrautos und Teile der Flugzeuge, die von Al-Kaida-Mitgliedern in die Zwillingstürme gesteuert worden waren, sind zu sehen (siehe Infobox). In einem nicht öffentlich zugänglichen Teil des unterirdischen Museums haben zudem jene etwa 1.100 Opfer, deren sterbliche Überreste nicht mehr identifiziert werden konnten, ihre letzte Ruhe gefunden.
Erinnerungsstücke von Shirts bis Schmuck
Aber auch ein Geschenkartikelladen gehört zum Museum. Verkauft wird fast alles, was sich irgendwie mit New York und den Anschlägen in Verbindung bringen lässt: Pullis mit stilisierten Zwillingstürmen als Aufdruck, Kappen mit Abzeichen der Feuerwehr, die ikonischen "I♥NY"-T-Shirts, Schlüsselanhänger, Kaffeetassen, Bücher, sogar Schmuck und Kuscheltier-Vermisstensuchhunde.
All das sei pietätlos, machen einige Angehörige ihrem Ärger Luft. "Ich denke, es ist eine Einnahmen generierende Touristenattraktion", sagte etwa Jim Riches gegenüber CNN. Riches' Sohn war einer der vielen Feuerwehrleute, die bei den Anschlägen ihr Leben verloren. "Im Prinzip machen sie Geld mit der Leiche meines Sohnes. Ich finde das ekelhaft." Da zudem sterbliche Überreste im Museum aufbewahrt werden, sei es, als lasse man "Leute dafür bezahlen, einen Friedhof zu besuchen".
Gegenüber der "New York Post" beschwerte sich auch Diane Horning, deren 26-jähriger Sohn Matthew im World Trade Center gearbeitet hatte. Seine Überreste konnten nicht mehr identifiziert werden. "Für mich ist es das Gröbste, Unsensibelste, ein wirtschaftliches Unternehmen an dem Ort zu haben, wo mein Sohn starb." Beim Museum handle es sich "im Grunde um ein Grab der Unbekannten. Hier Spielereien zu verkaufen, finde ich ziemlich schockierend und abstoßend", so die Mutter. Auch das Museums-Café ist ihr ein Dorn im Auge.
Museumsbetreiber sehen keine Alternative
Doch die Verantwortlichen des Museums sehen keine Alternative zu Café und Geschenkartikelladen. Schließlich kostet der Ort der Erinnerung mehr als 60 Millionen Dollar pro Jahr, von den Baukosten in Höhe von 700 Millionen Dollar - samt des darüberliegenden Erinnerungsplatzes - ganz abgesehen.
Und so gibt es auch Gegenstimmen wie jene von Lee Ielphi, ein Mitglied des Direktoriums des neuen Museums. Auch er hat, wie Riches, einen Sohn bei den Anschlägen verloren, der als Feuerwehrmann vor Ort war. "Wir haben eine Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft. Wir müssen sicherstellen, dass Menschen auch in 20 Jahren, wenn sie auf diesen Platz treten, wissen, worauf sie treten - und wenn sie zum Eingang und ins Museum gehen, müssen sie wissen, was sie dort sehen werden."
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