Amazon-Marketplace

Fliegengitter schlecht bewertet: 70.000-Euro-Klage

Web
25.04.2014 10:44
In Deutschland ist ein Mann wegen einer schlechten Bewertung im Amazon-Marketplace und einem daraus resultierenden Streit mit dem zuständigen Händler auf 70.000 Euro Schadensersatz verklagt worden. Stein des Anstoßes: ein Fliegengitter für 22,51 Euro.

"Ich brauchte den Fliegenschutz für unser Küchenfenster und das schien genau richtig zu sein", zitiert die Zeitung "Augsburger Allgemeine" den leidgeprüften Amazon-Nutzer Thomas Allrutz. Er bestellte das gewünschte Fliegengitter – und bekam es auch prompt geliefert. Beim Einbau ins Fenster hatte Allrutz dann aber Probleme.

Zwar habe er sich genau an die beigelegte Anleitung gehalten, die sei aber unklar formuliert gewesen. Deshalb gab es beim Zuschneiden des Fliegengitters offenbar Probleme, weshalb das Gitter am Ende zu klein für den Einbau im Fenster war. Ein Telefonat mit dem Händler, bei dem Allrutz das Fliegengitter gekauft hatte, sollte Abhilfe schaffen.

Unklare Anleitung, missglückter Einbau, schlechte Bewertung
"Der war im Gegenteil richtig unverschämt zu mir", sagte Allrutz der Zeitung. Der Händler sieht das anders. Seine Anwälte behaupten, man habe telefonisch und per E-Mail versucht, dem Kunden weiterzuhelfen, doch dieser habe schlicht nicht verstanden, wie das Fliegengitter zu montieren sei.

Wessen Version stimmt, ist unklar. Bekannt ist aber, dass Allrutz nach dem missglückten Einbau des Fliegengitters eine schlechte Rezension auf Amazon zu dem Produkt veröffentlichte. Darin lobt er sogar noch die schnelle Lieferung und die generelle Qualität der Ware, äußert sich aber negativ über die beiliegende Anleitung und den Verkäufer.

Verkäufer übte Druck aus: Bewertung zurückziehen!
Die Folge: Der Verkäufer soll begonnen haben, Druck auf Allrutz auszuüben. Per E-Mail forderte er den Kunden auf, die Bewertung zurückzuziehen. Alternativ werde er ihn verklagen. Für Allrutz ein Unding: Er beschwerte sich direkt bei Amazon über den Händler und hielt die Sache für erledigt.

Dem war allerdings nicht so. Nur wenige Tage nach der Bewertung bekam Allrutz Post vom Anwalt des Händlers. Eine Abmahnung mit der Forderung zur Unterzeichnung einer Unterlassungserklärung und zur Zahlung von 800 Euro Anwaltskosten. Allrutz wurde der Streit mit dem Händler zu bunt. Er erklärte sich bereit, die Bewertung zu löschen, die Anwaltskosten wollte er aber nicht begleichen. Er übergab den Fall seinem Rechtsschutz.

Monate später dann der nächste Schock: Wieder bekam Allrutz einen Brief, diesmal mit einer Klage auf Zahlung von 70.000 Euro Schadensersatz. Die Argumentation des Händlers: Weil sich Allrutz bei Amazon beschwerte, soll er vom Amazon-Marketplace ausgeschlossen worden sein. Dabei sei ihm das Verkäuferkonto mit 13.000 Euro darauf gesperrt worden. Außerdem habe er so nichts mehr auf Amazon verkaufen können, weshalb er auch die Kosten für Verdienstentgang, Anwalt und "weitere Schäden" von Allrutz fordert.

Prozess über 70.000 Euro Schadensersatz startet im Juni
Mit der Zahlung eines Gerichtskostenvorschusses von 2.000 Euro beim Landgericht Augsburg verdeutlichte der Händler zuletzt, dass er es ernst meint. Der Prozess zwischen Allrutz und dem Fliegengitter-Händler soll im Juni beginnen. Allrutz selbst kann kaum glauben, in was für eine lästige Situation ihn seine Amazon-Bewertung gebracht hat. "Das Ganze bereitet mir schon schlaflose Nächte", klagt er.

Jetzt obliegt es dem Gericht, über den Fall zu entscheiden. Zumindest für den Anwalt von Allrutz ist die Sache klar. "Zum einen ist völlig unklar, ob genau die Beschwerde meines Mandanten zur Schließung des Verkäuferkontos geführt hat. Zum anderen geht es hier um eine erlaubte Meinungsäußerung", so der Advokat. Allrutz hat sich derweil ein anderes Fliegengitter gekauft.

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