Die Krise der Automobilbranche in Europa setzt zwangsläufig auch der für Österreich so wichtigen Zulieferindustrie zu. Eine am Montag veröffentlichte Studie der Unternehmensberatung PwC Strategy& zeigt: Der Markt wird nicht signifikant größer, aber immer mehr Zulieferer wollen daran teilhaben, vor allem aus China.
Laut Studie lag der Weltmarktanteil europäischer Zulieferer 2024 bei 13 Prozent auf einem historischen Tief, während China es aus dem Stand auf 12 Prozent schaffte.
Die Automobilbranche steht aufgrund der schwächelnden Weltwirtschaft bekanntermaßen unter Druck. Der Umsatz der zehn größten Automobilhersteller der Welt blieb laut der Studie im vergangenen Jahr mit rund 1,8 Bio. Euro nahezu unverändert – unter Berücksichtigung der Inflation und gestiegener Produktionskosten ging er sogar um 0,6 Prozent zurück.
Europa besonders betroffen
Die zwei größten europäischen Automobilhersteller büßten der Analyse zufolge seit 2019 bis zu 30 Prozent ihres Produktionsvolumens ein – das entspricht in Summe etwa 4,3 Mio. Fahrzeuge. Diese Absatzschwäche schlägt sich naturgemäß in der europäischen Zulieferindustrie nieder. Zwar konnten die 100 größten Zulieferer weltweit ihre Umsätze um 1,2 Prozent steigern, allerdings hauptsächlich aufgrund chinesischer Anbieter. Die europäischen Zulieferer verloren schrittweise in den vergangenen 20 Jahren an Bedeutung am Weltmarkt: Betrug der Anteil 2005 noch 16 Prozent, waren es zehn Jahre später nur mehr 14 Prozent. Aktuell liegt er bei 13 Prozent.
Schneller und strategisch besser aufgestellt
Chinesische Zulieferer seien nicht nur schneller, sondern unter anderem durch Investitionen in Zukunftstechnologien wie Batterien, Software und Fahrzeugelektronik strategisch besser aufgestellt, heißt es in der Aussendung von PwC. In Schlüsseltechnologien wie Batterie und Software hätten chinesische Hersteller teils einen Preis- und Technologievorsprung von bis zu 50 Prozent gegenüber westlichen Wettbewerbern. Europäische Zulieferer müssten „gezielt auf technologische Zukunftsfelder setzen, statt Bestehendes zu verbessern“, rät die Studie. Gefragt seien zudem „schnellere Entscheidungen, schlankere Abläufe und neue Modelle der Zusammenarbeit, etwa mit Blick auf die Belegschaft“, heißt es weiter.
Enorme Herausforderungen
„Die europäische Zulieferindustrie, vor allem in Österreich und Deutschland, steht vor enormen Herausforderungen. Aber sie ist nicht zum ersten Mal in einer solchen Lage“, erklärt Studienautor Henning Rennert. In den 1990er-Jahren drängten südkoreanische Wettbewerber auf den Weltmarkt, so Rennert. Durch das Neudenken von Arbeitsteilung in der Industrie hätten damals viele Zulieferer in Europa „zurück zu Stärke“ gefunden, gibt sich Rennert auch optimistisch für die Zukunft.
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