Er fuhr mit demselben Bus, suchte sie am Schulgelände und lauerte mit einem Fernglas im Gebüsch. Ein 74-Jähriger meinte, mit einer zehnjährigen Niederösterreicherin befreundet zu sein. Die Polizei machte bei dem deutschen Pensionisten dann einen Schockfund: Zig Darstellungen von Kindesmissbrauch, die ihn mit jungen Mädchen zeigen. Dafür muss er im Landesgericht Korneuburg aber keine Konsequenzen fürchten.
So vieles an dem Prozess im Landesgericht Korneuburg (NÖ) ist hoch verstörend. Auf der Anklagebank sitzt ein 74-Jähriger. Er lächelt nett und antwortet höflich. Doch dahinter verbergen sich Abgründe, die nun erst über 30 Jahre später ans Licht kommen. Denn der deutsche Pensionist hat eindeutige pädophile Züge – und das schon lange.
Mit Zehnjähriger „angefreundet“
Besonders deutlich wird das durch seinen Kontakt zu einer Zehnjährigen. Der Angeklagte lernte das Mädchen im Sommer 2024 im Rahmen von Lernstunden kennen. Dabei blieb es aber nicht. Er chattete mit der jungen Niederösterreicherin, traf sich auch mit ihr – und sprach über mehr als unangebrachte Themen.
„Sie hat ja geantwortet. Zur damaligen Zeit war ich ihr bester Freund. Wir hatten ein Bruder-Schwester-Verhältnis“, versucht der 74-Jährige zu relativieren. „Sie sagen ja selbst, dass Sie verliebt waren“, konfrontiert ihn der Richter. „Verliebt nicht, aber ich hatte das Mädchen sehr gerne“, spricht der Pensionist über die verstörende Beziehung.
Mit Fernglas im Gebüsch gelauert
Die die Eltern der damals Zehnjährigen, als sie im September 2024 davon erfuhren, natürlich sofort verboten haben. Auch eine einstweilige Verfügung wurde gegen den Mann erlassen. Was ihn unberührt ließ. Auf einmal tauchte er öfter in der Nähe des Wohnortes auf, stieg in denselben Bus ein wie das Mädchen und hielt sich am Schulgelände auf. Im Juni entdeckten ihn die Eltern in einem Gebüsch lauernd mit einem Fernglas ...
Dass sie dabei ein schlechtes Gefühl hatte, hat sie mir gegenüber nie geäußert.
74-jähriger Pensionist über zehnjähriges Opfer
Was vielleicht gefolgt wäre, kann man nur mutmaßen. Denn die Polizei schritt ein und durchsuchte sein Haus – fand dort den „Erinnerungsschrank“ des 74-Jährigen, wie er ihn selber nennt. Mit zahlreichen Kindesmissbrauchsdarstellungen. Die zeigten, wie er geschlechtliche Handlungen an kleinen Mädchen durchführte.
Missbrauch ohne jegliche Konsequenzen
Über 30 Jahre liegen die Abscheulichkeiten, die der Pensionist aufnahm, zurück. Und die er jetzt völlig absurd zu erklären versucht: „Ich hatte einen sexuellen Ausnahmezustand. Er war zu dem Zeitpunkt, als mein Sohn aus erster Ehe geboren wurde und meine Frau jeden sexuellen Kontakt verweigerte. Dass ich da einen Drang hab‘, ist klar.“ Auch gibt er seine verkehrte Sicht zu Mädchen preis: „Sich mit Erwachsenen einzulassen, war gefährlich, weil die können Ansprüche stellen. Es ging mir nur um die schnelle Befriedigung. Die Kinder, um die es geht, haben das ja nicht so gesehen. Das war für sie ein Spiel.“
Seine jungen Opfer suchte er sich Anfang der Neunziger auf Kreuzfahrtschiffen, denn dort arbeitete er. Besonders erschütternd: Wegen dieser Sachverhalte steht der 74-Jährige gar nicht in Korneuburg vor Gericht, wird auch nie verurteilt werden. Denn die österreichischen Behörden sind bei einem deutschen Staatsbürger, der mutmaßlich Straftaten in einem anderen Land begangen hat, nicht zuständig. In Deutschland sind die Vorwürfe verjährt. Es bleibt strafrechtlich nur der Besitz der grausigen Dateien seit dem Jahr 2004 übrig – da kam der Mann nach Österreich.
Das nicht rechtskräftige Urteil wegen Stalkings einer Unmündigen und Besitz von Kindesmissbrauchsdarstellungen hat also einen mehr als fahlen Beigeschmack: 15 Monate auf Bewährung.
Ich hab‘ alles auf DVDs kopiert und in meinen Erinnerungsschrank gepackt.
Jahrzehntelang sammelte der Deutsche die Kindesmissbrauchsdarstellungen.
„Sie müssen nicht ins Gefängnis“
Mildernd: sein Geständnis und die Unbescholtenheit. „Sie haben eine pädophile Veranlagung“, stellt der Richter das Augenscheinliche fest. „Man kann nichts, was sie gemacht haben, beschönigen. Sie müssen nicht ins Gefängnis, aber wir schauen genau auf Sie.“ Sein „Erinnerungsschrank“ wird beschlagnahmt, eine Therapie gibt es nicht.
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