Ex-Freund tötete Jenni

„Er hat die Tat extrem für sich verharmlost“

Österreich
09.12.2025 17:23

Jennifer Scharinger galt acht Jahre lang als vermisst, nun legte ihr Ex ein grausames Geständnis ab. Die „Krone“ fragte bei Gerichtspsychiaterin Sigrun Roßmanith nach, wie ein Mensch über Jahre hinweg mit seiner Gräueltat leben kann – und was ihn am Ende zum Geständnis brachte.

Nach acht Jahren Ungewissheit kommt nun endlich Licht ins Dunkel im Vermisstenkrimi um die Jus-Studentin Jennifer Scharinger. Wie berichtet, hat ihr Ex-Freund – Andreas G. (Name geändert) – am Montag ein umfangreiches Tatgeständnis abgelegt.

Ja, er habe seine Freundin einst – am 22. Jänner 2018 – in deren Wohnung in Wien-Brigittenau umgebracht. Im Zuge eines Streits. Die damals 21-Jährige habe die Beziehung mit ihm beenden wollen, „daraufhin kam es zwischen uns zu einem Gerangel, ich habe meine Arme gegen Jennis Hals gedrückt – und sie erwürgt“. Gerichtspsychiaterin Sigrun Roßmanith erklärt, wie der Täter jahrelang mit der Schuld leben konnte.

„Krone“: Frau Dr. Roßmanith – ein Mann legt acht Jahre, nachdem er eine grauenhafte Tat begangen hat, angeblich freiwillig ein Geständnis ab. Was glauben Sie, warum hat er das gemacht?
Sigrun Roßmanith: Ich gehe davon aus, dass diese Freiwilligkeit durch Angst ausgelöst wurde; durch die peinigende Angst in ihm, ohnehin in Kürze seines Verbrechens überführt zu werden. Diesem Druck hat er seelisch anscheinend nicht standgehalten – und deshalb quasi die „Flucht nach vorne“ angetreten. Mit einer Beichte über seine schrecklichen Handlungen.

Gerichtspsychiaterin Sigrun Roßmanith
Gerichtspsychiaterin Sigrun Roßmanith(Bild: Imre Antal)

Aber wie konnte der Täter überhaupt – so lange Zeit hindurch – mit dem Wissen leben, einen Menschen umgebracht zu haben?
Er hat vermutlich verdrängt; sich vielleicht sogar eingeredet, dass die Tat in Wahrheit gar nicht geschehen ist. Mit Sicherheit jedoch dürfte er das Geschehene – zu seiner Gewissensberuhigung – für sich extrem verharmlost haben. Indem er in seinen Gedanken dem Opfer und unglücklichen Umständen die einzige Schuld daran zuschob. Womit er in der Folge bewusst Schuld von sich selbst nahm.

Aber er wurde ja immer wieder mit dem fürchterlichen Verdacht gegen ihn konfrontiert, durch Befragungen der Kripo; durch die vielen Suchaktionen der Mutter der „Vermissten“, durch deren wiederholt – auch öffentlich – geäußerte Überzeugung, er wäre der Mörder ihrer geliebten Tochter ...
All das waren natürlich „Nadelstiche“, die sein Lügenkonstrukt nach und nach zum Einsturz brachten. Schließlich so sehr, dass er sich lieber der Polizei auslieferte, als weiterhin ein Gejagter zu sein. Von der Familie des Opfers, von den Behörden. Und vermutlich auch von sich selbst.

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