Wie fühlt sich Verliebtheit mit 72 Jahren an? Was passiert mit der Libido nach Jahrzehnten der Ehe? „Fucking Old – Alte Liebe“ erforscht die Facetten der Liebe im Alter. In einer klugen Abfolge von Szenen wechseln die Rollen und Perspektiven: Eine unterhaltsame Uraufführung in der Studiobühne des Linzer Landestheaters.
Die Premiere von „Fucking old – Alte Liebe“ am Sonntag auf der Studiobühne des Linzer Landestheaters erinnerte ein bisschen an „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten“, ein Filmklassiker von Woody Allen. Allerdings geht es in diesem Fall um die Generation der „Silver Ager“.
Tatsache ist: Die Stückentwicklung von Patrick und Wenzel Winzer basierte auf Interviews, die sie geführt haben. Die beiden entwickelten daraus Fragestellungen, die sie pointiert in dem Stück umsetzen, das sie auch gleich selbst inszenierten. Es ist weniger parodistisch, sondern geht an das Thema Sex im Alter durchaus mit Tiefgang heran, ist aber ebenso unterhaltsam.
Was ist das Beruhigende, was das Bedrohliche?
Begehren hat kein Ablaufdatum, das zeigen die rhythmisch aneinandergereihten Episoden dieses Theaterabends. Mit feinem Humor werden Klischees wie jenes, vom Paar, das sich am Friedhof kennenlernt, bedient. Aber auch die Herausforderungen für Angehörige und Pflegepersonal werden angesprochen. Sogar Tabuthemen wie Sexarbeit, die aus dem Wunsch nach Nähe und Sex bei älteren Menschen entsteht, werden sichtbar. Gezeigt wird auch, dass dabei Theorie und Praxis weit auseinanderliegen.
Auch berührende Töne werden angeschlagen: Da ist etwa die Frau eines Demenzkranken, der sich nicht mehr an sie und ihre gemeinsame Liebe erinnern kann, sich aber im Pflegeheim neu verliebt.

Es darf aber auch viel gelacht werden
Ein Höhepunkt ist der Einblick in einen „Elitekörper“ mit alterstypischen Verschleißerscheinungen. Gesteuert vom Hirn machen sich die Organe bereit für den Arztbesuch. Unvergesslich dabei: Lutz Zeidler als Bindegewebe!
Neben Zeidler überzeugte und begeisterte das gesamte Ensemble bestehend aus Christian Taubenheim, Gemma Vannuzzi, Gunda Schanderer und Katharina Bigus. In pastellfarbenen Ganzkörperanzügen mit silbergrauen Perücken schlüpfen die Darsteller in die verschiedenen Kostüme und Rollen.
Ein Theaterabend, der nicht nur für Best Ager interessant und aufschlussreich ist, sondern auch bei Jüngeren Aufmerksamkeit und Verständnis wecken kann.
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