Landestheater Linz

David Bösch: „Das Ensemble ist mein Ratgeber“

Oberösterreich
01.10.2025 17:00

David Bösch hat sein erstes Jahr als Schauspieldirektor in Linz hinter sich – und er zieht im „Krone“-Talk erstmals Bilanz. Mit seinem Team geht er durch dick und dünn. Im Gespräch verrät er auch nächste Pläne, besonders wenn es um neue, ungewöhnliche Spielorte für das Theater geht.

Im Herbst 2024 stellte sich David Bösch mit der fulminanten Shakespeare-Inszenierung „Viel Lärm um nichts“ vor. Seither ist viel passiert: Er brachte neue Regisseure nach Linz, führte das Monologfestival ein; seit dem Umbau des Schauspielhauses wird an ungewöhnlichen Orten gespielt.

In die „Ausweichorte“ hat sich Bösch ein bisschen verliebt, wie er im Gespräch sagt, und er wälzt schon wieder nächste Pläne. Welche das genau sind, wollte die „Krone“ in diesem Jahresbilanz-Interview wissen.

„Krone“: Sie sind nun ein Jahr lang Schauspieldirektor. Haben Sie einen frischen Wind nach Linz gebracht?
David Bösch: Ich glaube schon. Theater bewegt sich immer zwischen den Polen Kontinuität und Neues. Wir haben eine Kontinuität in den Regiehandschriften und im Ensemble geschaffen. Gleichzeitig habe ich Lust gespürt, auch neue Dinge zu machen.

Da denke ich sofort an das Fußballstück „Das Derby“ in der Blackbox und an „Eichmann vor Gericht“, das derzeit am Landesgericht Linz gespielt wird. Wie weit sind diese neuen Spielorte nur dem Umbau des Schauspielhauses geschuldet?
Es sind Ausweichspielstätten, aber wir sind auf den Geschmack gekommen! Wir arbeiten daran, dass das Monologfestival wieder stattfindet. Wir würden auch gerne wieder im Landesgericht spielen, es hat eine fantastische Atmosphäre. Doch das wird leider auch demnächst umgebaut. Darum habe ich einen Aufruf gestartet: Wer Spielstätten für große oder kleine Projekte hat – wir prüfen gerne alles!

David Bösch beim Monologfestival, Sommer 2025
David Bösch beim Monologfestival, Sommer 2025(Bild: PHILIP BRUNNADER)

Apropos Schauspielhaus: Ist der Umbau im Plan?
Man ist gut im Zeitplan, sogar eine Woche voraus. Toi, toi, toi, dass nicht noch mehr besondere römische Scherben gefunden werden! In meiner Traumwelt geht der Umbau wesentlich schneller.

Ist es für das Ensemble schwierig, in theaterfremden Räumen zu spielen?
Es ist aufregend! Daher bin ich dankbar für das große Engagement des Ensembles bei den Ausweichspielstätten. Wir Theaterleute leben – wie alle Menschen – zwischen Routine und Abenteuer. Es war jetzt ein bewältigbares Abenteuer. Deswegen freue ich mich, dass wir nächstes Jahr wieder in einer noch zu verkündenden Spielstätte auftreten werden.

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Ich habe hier eine Mannschaft gefunden, ich kann das Ensemble mitentwickeln. Wir versuchen, die Leute in verschiedenen Rollen und neuen Konstellationen zu zeigen, sodass es nicht langweilig wird.

David Bösch, Schauspieldirektor Landestheater Linz

Christian Taubenheim, Christian Higer – Szenenbild aus „Die Flucht“ von Lida Winiewicz und Ernst ...
Christian Taubenheim, Christian Higer – Szenenbild aus „Die Flucht“ von Lida Winiewicz und Ernst Waldbrunn; Wiederaufnahme 08.10.2025(Bild: Herwig Prammer)

Bei Intendantenwechseln gibt es oft auch Wechsel im Ensemble. Ist das bei einem neuen Schauspieldirektor auch so? Mir wäre bisher nichts aufgefallen.
Es gab einen Wechsel: Nataya Sam hat uns verlassen, darum ist Gemma Vannuzzi vom U25-Ensemble zum Erwachsenen-Team gewechselt – um im Fußballjargon zu bleiben. Aber einen großen Wechsel wird es nicht geben. Unser Ensemble ist ein gestandenes, erfahrenes Ensemble, was sehr gut ist.

Was ist in Ihren Augen der Vorteil eines Ensembles, das man länger kennt? Und wie verhindern Sie, dass sich das Publikum an Schauspielern, die lange da sind, „sattsieht“?
Das Publikum liebt es, „seine Gesichter“, „seine Stadt“ zu sehen. Damit meine ich Menschen, die mit ihm hier leben und das auch verstehen. Das Ensemble ist darum für mich zum Teil ein wichtiger Ratgeber in die Stadt hinein, weil einige seiner Mitglieder hier schon länger leben und das Publikum gut kennen. Wir versuchen außerdem, die Leute in verschiedenen Rollen zu zeigen, neue Konstellationen zu erschaffen – auch mithilfe von neuen Regisseuren – sodass es nie langweilig wird.

Wie sehen Sie die Rolle des Landestheaters Linz österreichweit?
Wir haben im heurigen Gedenkjahr das Doppel „Die Flucht“ und „Eichmann vor Gericht“ inszeniert, und in Zusammenarbeit mit der Ars Electronica „Kaiser von Atlantis“. Wir sind das einzige Theater in Österreich, welches dieses Gedenkjahr, das uns so viel bedeutet, angemessen würdigt. Darauf bin ich stolz – auch darauf, dass das Publikum diesen Anspruch hat.

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