Geburtstagsständchen wäre eine gewaltige Untertreibung: Eher war es eine Lobeshymne inklusive Lokalchronik der 700-jährigen Geschichte von Ulrichsberg, die 60 Musikschüler und -Lehrer unter der Leitung von Direktor Harald Müller zum Besten gaben. Standing Ovations waren vorprogrammiert!
700 Jahre – eine beachtliche Zeitspanne. Erreicht ein heimischer Ort dieses respektable Alter, sind ausschweifende Feierlichkeiten quasi Pflicht. So auch in Ulrichsberg, wo das Jahr 2025 ganz im Zeichen des Jubiläums stand. Einen ganz besonderen (Aus-)Klang fand die Zelebration aber in einer außergewöhnlichen musikalischen Darbietung.
Beeindruckendes Auftragswerk
Über 60 Lehrer und Schüler der Musikschulen Schlägl, Ulrichsberg und Rohrbach versammelten sich unter der Leitung des Direktors der Rohrbacher Musikerschmiede, Harald Müller. Und zwar, um ein ganz besonderes Auftragswerk von Musiklehrer und Komponist Charly Schmid darzubieten. Er arbeitete die Lokalgeschichte in einer musikalischen Quasi-Chronik auf – von der ersten urkundlichen Erwähnung 1325 bis zur Gründung des Jazzatelier im Jahr 1973.
Durch kurze Erklärungen ergänzt
Schmid erweist sich in seiner bildlich-beschreibenden Komposition als eine Art Adalbert Stifter nach Noten, aber ungleich moderner, auch was die musikalischen Stilelemente angeht. Nicht zuletzt dank der kurzweiligen Beschreibungen von Martina Müller zwischen den Teilen eröffnete sich das Werk in seiner ganzen Bedeutung auch jenen, die mit (Musik-)Geschichte weniger anfangen können.
700 Jahre in einer Stunde
So saust das Werk in nur knapp einer Stunde durch fast ein Dreivierteljahrtausend Stadtgeschichte, beginnend mit mystisch-dunklen gregorianischen Melodien. Der zweite Teil präsentiert sich als renaissance-typische Fanfare. Im dritten Part folgt ein harmonisches Zusammenspiel von Volkslied und Tarantella – ein Wink an die Handelsbeziehungen, die schon früh bis nach Italien reichten. Im vierten Kapitel wird es industriell – ein Traktor-Kaltstart wird zu einem Zwiefachen, ein Gruß an die bayrischen Nachbarn.
Neue Ortshymne
Das fünfte Segment swingt als Hommage an die harte Feldarbeit der Bauern, und basiert auf der Form eines klassischen Blues. Kapitel sechs ist eine funkige Party anlässlich Markterhebung und bot Platz für einige wundervolle Soli. Als krönender Abschluss vollendet der siebte Teil das Werk. Dieser beginnt mit abstrakten Klangflächen, bevor er sich inklusive eines Ulrichsberg-Gstanzls – der neuen inoffiziellen Ortshymne - zum Grande Finale aufschwingt.
Klang (wie) von Profis
Nicht nur die bewegte Geschichte, sondern auch die gelebte Vielfalt des Ortes spiegelt das Werk glasklar wider: von der Volksmusik bis hin zum Jazzatelier. Ebenso glasklar auch der Sound des einzigartigen Ensembles: Vom typischerweise mit Musikschul-Konzerten verbundenen Sound ist diese 60-köpfige Truppe aus Lehrern und Schülern meilenweit entfernt.
Einzigartige Besetzung
Auch die Besetzung ist definitiv ungewöhnlich: Ein Keyboarder, eine Gitarre, eine Marimba, zwei Perkussionisten, ein Cello, drei Kontrabässe, acht Blechbläser, acht Geigen – eine davon elektrisch – und stolze 35 Saxophone sorgten für einen monumentalen Sound. Die holzbläserische Überzahl ist wohl darauf zurückzuführen, dass das Saxophon das Hauptinstrument von Komponist Charly Schmid ist – definitiv nicht zum Nachteil des Klanges: Die Standing Ovations nach der Schlussnote waren jedenfalls verdient.
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