Burgenland macht Ernst

Herzchirurgie in Klinik Oberwart startet 2026

Burgenland
03.12.2025 15:04

Abweisungen, monatelange Wartezeiten und Kritik aus anderen Bundesländern bestärken den Kurs des Burgenlandes. Die erste herzchirurgische Abteilung des Landes wird ohne Zustimmung des Bundes umgesetzt, kündigt Landeshauptmann Hans Peter Doskozil an.

Das Burgenland setzt sein Vorhaben um: Die Herzchirurgie an der Klinik Oberwart kommt, unabhängig davon, wie die Bundes-Zielsteuerungskommission entscheidet. Nach dem einstimmigen Beschluss der Landesregierung steht März 2026 als Startdatum fest. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil betont, dass die vergangenen Monate rund um die Gastpatienten-Thematik gezeigt hätten, dass man „sich nur auf sich selbst verlassen“ könne.

Der Auslöser bleibt die ungelöste Gastpatientenregelung. Immer wieder wurden Burgenländerinnen und Burgenländer in anderen Bundesländern abgewiesen oder mussten mit monatelangen Wartezeiten zurechtkommen. Für Doskozil ist das nicht akzeptabel: „Es ist nicht tragbar, dass Patienten aufgrund ihres Meldezettels abgewiesen werden.“ Fälle, in denen Betroffene mehrfach aufgenommen und dennoch ohne Eingriff entlassen wurden, hätten den Handlungsdruck zusätzlich verdeutlicht. Gerade bei Herzproblemen seien solche Situationen „gefährlich und medizinisch nicht vertretbar“.

OA Dr. Dietl, Prim. Dr. Ochsenhofer und LH Doskozil präsentierten die Pläne für die ...
OA Dr. Dietl, Prim. Dr. Ochsenhofer und LH Doskozil präsentierten die Pläne für die Herzchirurgie in Oberwart.(Bild: Carina Fenz)

Medizinisch nicht tragbar: Bis zu neun Monate Wartezeit
Auch die medizinischen Parameter sprechen eine klare Sprache: „Die herzchirurgische Versorgung erfolgt derzeit ausschließlich über Wien und Graz. Dort beträgt die Wartezeit bis zu neun Monate – Zeit, die viele Patienten nicht haben“, sagt Primar Dr. Andreas Ochsenhofer, Leiter der Inneren Medizin in Oberwart.

Kritik aus anderen Bundesländern: Burgenland zeigt sich unbeeindruckt
Aus Wien und der Steiermark kommen weiterhin Vorbehalte. Man fürchtet Nachteile für bestehende Standorte oder Engpässe beim Personal. Doskozil sieht das gelassen und fast als Ansporn: „Unser Schritt wird kritisch beurteilt, aber wir machen damit auf uns aufmerksam. Gerade das motiviert mich umso mehr, zu wachsen und den Menschen die beste Versorgung zu bieten.“ An der Umsetzung hält er daher fest: „Ob der Bund zustimmt, ist letztlich irrelevant.“

Das Land investiere jährlich zusätzlich 200 Millionen Euro in seine Spitäler und könne die Abteilung eigenständig finanzieren.

Abweisungen und Notfälle belegen die Versorgungslücke
Ochsenhofer verweist darauf, dass immer wieder Betroffene nach mehreren Aufnahmen wieder heimgeschickt wurden. Zwar sei die kardiologische Struktur in Oberwart in den vergangenen Jahren konsequent ausgebaut worden, doch eine chirurgische Option fehle bislang und das habe direkten Folgen auf die Patienten.

Aufbau unter Dietl – erste lebensrettende Operation bereits durchgeführt
Seit November leitet OA Dr. Wolfgang Dietl, zuletzt an der Herzchirurgie St. Pölten tätig, den Aufbau der Abteilung. Bereits vor wenigen Tagen konnte in Oberwart eine akute Notoperation erfolgreich durchgeführt werden. Dietl spricht von einer „einmaligen Chance“, die Versorgung im Südburgenland nachhaltig zu verbessern. Rund 300 Eingriffe jährlich sind geplant, Qualitätsabstriche schließt er aus.

Struktur und Zukunftspläne
Die neue Abteilung wird im Bereich der bestehenden Kardiologie angesiedelt, die Klinik baulich erweitert und technisch – inklusive Herz-Lungen-Maschine, ECMO und spezifischem OP-Instrumentarium – ausgestattet. Zusätzlich entsteht ein chirurgisches Stand-by für TAVI-Eingriffe. Langfristig soll ein interdisziplinäres Heart Team die Grundlage für ein umfassendes Herz-Zentrum Oberwart bilden.

NEOS sprechen von „gefährdeter Versorgungsqualität“
Kritik an den Plänen kommt von Interims-Landessprecher Christoph Lach: Das Burgenland ignoriere die österreichweite Gesundheitsplanung, gefährde die Versorgungsqualität und belaste auch die Gemeinden finanziell. Er verweist auf den Österreichischen Strukturplan Gesundheit: „Dieser sieht für hochspezialisierte Herzchirurgie-Standorte einen Einzugsbereich von mindestens 800.000 Einwohnern vor, davon ist Oberwart weit entfernt.“ Zudem seien derzeit keine zusätzlichen Standorte vorgesehen. „Gesundheitsplanung darf nicht an Landesgrenzen enden“, so Lach.

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