Zwei Alben und 200 Live-Shows später ist das Linzer Powerduo Heckspoiler richtig geladen und hat „Bock auf Stress“, so der Titel des neuen Studioalbums, mit dem man sich vor Weihnachten noch quer durchs Land live vorstellt. Die „Krone“ fragte bei Thomas Hutterer und Andreas Zelko nach, welche Agenda man verfolgt und wie wild Metalpunk eigentlich noch werden kann.
Die letzten Jahre als Band kann man bei Heckspoiler als einen einzigen Rausch beschreiben. Eine impulsive Live-Show jagte die nächste. Es wurden unvergessliche Festival-Slots gespielt, tolle Momente gesammelt und ordentlich Köpfe abgeschraubt – nach dem Überstehen der Corona-Pandemie haben die beiden Oberösterreicher Thomas Hutterer und Andreas Zelko ihr Baby Heckspoiler endgültig breitflächig angebracht. Das dynamische Freundesduo feiert 2026 strenggenommen den zehnten Bandgeburtstag, aber so richtig in Fahrt kam das Gespann erst mit dem zweiten Album „Tokyo Drift“ 2022, das in puncto Sound und Performance eine leichte Generalüberholung des bis dahin bestehenden Konzepts präsentierte. Mehr Punk, mehr Krach, mehr Dialekt und noch mehr Kompromisslosigkeit. Damit begeistert man seit geraumer Zeit Fans innerhalb und auch außerhalb der österreichischen Landesgrenzen.
Musik ohne Erfolgsdruck
„Für uns geht es prinzipiell darum, so viel wie möglich zu spielen“, erklärt Frontmann Hutterer im gemeinsamen „Krone“-Gespräch, „jede Heckspoiler-Show muss so laufen, dass sie am Ende des Abends alle Fans begeistert hat. Je mehr man spielt, umso mehr Menschen entdecken einen und umso besser geht es weiter voran. Im Punk- und Metalbereich ist die Chance, bei einer Serie einen Streaminghype zu erwischen, eher gering, da läuft alles über Konzerte.“ Heckspoiler wissen natürlich, dass das Pekuniäre ganz woanders liegt. „Wer Geld mit der Musik machen will, der macht nicht die Musik, die wir machen“, lacht Drummer Zelko, „natürlich kann Erfolg passieren, aber rechnen darf man damit nicht.“ Um das bereits dritte Studioalbum „Bock auf Stress“ herauszubringen, hat man übrigens exakt geplant. „Wir haben uns mit unserer Plattenfirma zusammengesetzt und eine Deadline vereinbart. Sonst würden wir nicht fertig werden, wir brauchen diese Art von Druck.“
Ordentlich Druck am Kessel haben auch wieder die neuen Songs. Eine Nummer wie „No Money“ etwa baut ungeniert auf das Metallica-Riff von „Master Of Puppets“ auf, die meisten anderen Songs stehen mit zumindest einem Fuß im Thrash Metal. „Wie hart die Songs offenbar ausfallen, hören wir immer erst am Ende“, betonen die beiden unisono, „beim Schreiben im Proberaum fällt uns das gar nicht auf. Wir haben unzählige Riffs gesammelt und setzen sie dann irgendwann zu Songs zusammen. Wohin die Reise geht, wissen wir erst während des Tuns.“ Mit dem Albumtitel „Bock auf Stress“ haben Heckspoiler die aggressive Grundstimmung des Sounds perfekt in Worte gegossen. Wobei es dem Duo gar nicht um das Stressmachen oder aufmüpfig sein an sich geht. „Es ist ein Titel mit unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten. Wir hatten in den letzten Jahren viel Stress. Manchmal hat man positiven Stress, den man begrüßt und mit dem man gut umgehen kann. Heckspoiler ist für uns ein Teilzeitberuf, der weit über ein Hobby hinausgeht. Aber wir haben Bock auf diesen Stress.“
Zwischen Ernsthaftigkeit und Partyspaß
Die beiden Freunde haben den 30er mittlerweile deutlich überschritten und wissen, dass für eine vollständige Konzentration auf die Band der Erfolg hätte früher eintreten müssen. „Wir haben immer Ziele und verfolgen sie auch, aber wir sehen die Lage realistisch. Es ist schön, dass wir so viele Shows spielen können und so viele Menschen kommen. Dafür sind wir sehr dankbar.“ Die Anlehnung an mehr Thrash Metal gibt es nicht nur im Sound, sondern auch am humorigen Cover-Artwork, auf dem sich Bongs, Heugabeln oder Dildos tummeln und das an einen aufgebrachten Pöbel erinnert. „Das Cover-Artwork ist von Thomas Gasperlmair und war eigentlich als Rückseite geplant, aber es hat uns so gut gefallen, dass wir es sofort für vorne genommen haben.“ Wichtig ist den beiden, dass sich Ernsthaftigkeit und Partyspaß in den Texten die Waage halten. Heckspoiler-Songs haben immer einen sozial- oder gesellschaftskritischen Unterboden, werden aber niemals belehrend oder mit erhobenem Zeigefinger weitervermittelt.
So spielt die Single „Plenum“ etwa auf die gängigen Diskussionen in ebenjenen, bei Kulturvereinen und -initiativen an, die eine Underground-Band wie Heckspoiler gut kennt. Zuweilen hat man das Gefühl, „Bock auf Stress“ würde den allgemeinen Nihilismus der Gegenwart ins Zentrum stellen. Wo andere Bands sich auf eine Seite stellen, schätzen Heckspoiler die permanente Verneinung. „Ist diese Wurst vegan? Ist doch scheißegal“, wird da etwa im breiten Mühlviertler Dialekt ins Mikrofon geschrien. „Wobei uns da die EU mittlerweile überholt hat“, lacht Hutterer, „eine vegane Wurst darf ja nicht mehr als Wurst bezeichnet werden. Uns ist das halt scheißegal. Die Welt brennt und man diskutiert so gerne über die unwichtigen Dinge.“ Das ist die Richtung, in die Heckspoiler ausschlagen und der Gesellschaft damit einen Spiegel im Vollgas-Modus vors Gesicht halten. „Wir tarieren Spaß und Ernsthaftigkeit ganz natürlich aus, das kommt ganz ohne Vorsatz. Man muss auch ernste Themen mit Humor nehmen. Manchmal auch aus Selbstschutz, weil man sonst depressiv wird.“
Keine großen Geschichtenerzähler
Für Heckspoiler ist die immer seltener werdende Fähigkeit der Selbstironie besonders wichtig. „Uns ist es immens wichtig, Dinge nicht allzu ernst zu nehmen. Wir nehmen unsere Musik ernst, aber nicht uns selbst.“ Am Zweiergespann mit Bass, Schlagzeug und Gesang wird auch nach zehn Jahren nicht gerüttelt. „Wir sehen uns nicht als klassische Rockband, die wir in einem anderen Setting aber wären. Wir verwenden live elektronische Samples und machen dazu Lärm, damit die Party in Gang kommt.“ Wie lang kann man den noch dermaßen Vollgas geben, wenn man älter wird? „Vielleicht probieren wir auch mal ein Akustikset“, lachen beide, „bei ein paar Songs würde das wahrscheinlich sogar funktionieren.“ Auf eine neue Ära in Locations wie dem Wiener Konzerthaus darf man aber wohl noch warten. „Zurzeit haben wir noch genug Feuer in uns, um die Konzerte anders anzulegen.“ Bei Songtiteln wie „Speed“, „Autodrom“ oder „Party“ (wo man das dazugehörige Video in der Linzer Kapu gedreht hat) auch kein Wunder. „Wir sind keine Texte wie Element Of Crime, wo die Lyrics bis in alle Ewigkeit dastehen. Das können wir gar nicht, deshalb verpacken wir kurze und prägnante Themen in acht Zeilen und knallen Musik drauf. Die großen Geschichtenerzähler sind wir nicht.“
Doch ist das alles noch Punk? „Würden wir unsere eigene Musik als Punk bezeichnen, dann würden wir uns damit schaden, weil das nicht ganz zutrifft. Wir haben eine bestimmte Scheiß-drauf-Attitüde und machen die Kunst, die uns gefällt und die natürlich aus uns rausfließt. Das hat nichts mit dem richtigen Outfit oder besetzten Häusern zu tun. Ich glaube Punk kann jeder für sich definieren und ausleben, wie er es für richtig hält. Im künstlerischen, wie auch im musikalischen Bereich. Wir scheißen gerne auf übliche Konventionen.“ Die Doppelbödigkeit findet sich nicht zuletzt im wohl ernsthaften Song, „Probleme“, wieder, der wie eine klare Absage an Alkoholismus klingt – quasi eine Anti-Hymne für den durchschnittlichen Österreicher. „Das Land hat definitiv ein Alkoholproblem, aber es steckt auch viel Selbstkritik darin. Das Lied ist weder pro noch anti. Das Trinkverhalten bei der jüngeren Generation hat sich sicher verbessert. Ob das aber auch fürs Land und bei den Feuerwehrfesten und Fußballspielen gilt, wagen wir zu bezweifeln.“
Live in Österreich
Nicht bezweifeln kann man, dass Heckspoiler ihr Album „Bock auf Stress“ zum Jahresende noch ganz unbesinnlich in ganz Österreich vorstellen. Am 12. Dezember in der Wiener Arena, am 13. Dezember in Salzburg, am 19. Dezember in Villach, am 20. Dezember in Linz und dann noch am 13. Februar 2026 in Innsbruck. Unter www.heckspoiler.org gibt es alle Termine, weitere Details und die Kartenoptionen.

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