Vor der entscheidenden Stiftungsratssitzung diese Woche wird klar: Beim ORF werden die Top-Gehälter eingefroren. 74 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der viel diskutierten Transparenzliste – alle mit über 170.000 Euro Jahresbrutto – bekommen 2026 und 2027 überhaupt keine Inflationsanpassung.
Das ergibt pro Person einen Verlust von rund 5000 bis 10.000 Euro, wie im Vorfeld der Sitzung bekannt wurde. Generaldirektor Roland Weißmann bestätigte die neuen Sparmaßnahmen am Donnerstag gegenüber der „Krone“.
„Harte, aber konstruktive Gespräche“
Der ORF steht, wie berichtet, unter enormem finanziellen Druck. Insgesamt müssen 470 Millionen Euro zwischen 2023 und 2029 eingespart werden, weil die Haushaltsabgabe nicht valorisiert wird. Weißmann spricht von „harten, aber konstruktiven Gesprächen“ zwischen Betriebsrat und Geschäftsführung.
Der nun präsentierte Abschluss fällt erneut unter der Inflation aus: 1,85 Prozent im nächsten Jahr und 1,4 Prozent für 2027, zusätzlich eine Einmalzahlung von 400 Euro. Damit handelt es sich bereits um den vierten Gehaltsabschluss in Folge, der für ORF-Mitarbeiter inflationsbereinigt ein Minus bedeutet.
Gehälter der höchsten Stufe komplett ausgeklammert
Besonders hervor sticht jedoch die Entscheidung, Gehälter in den beiden höchsten Stufen sowie alle veröffentlichten Spitzengehälter komplett auszuklammern. Für die 74 Personen auf der Transparenzliste bedeutet das zwei Jahre lang keinerlei Anpassung – ein Signal, auf das Teile des Stiftungsrats seit Monaten gedrängt hatten.
Der Stiftungsrat tagt am Donnerstag erneut – und will, wie berichtet, ein sichtbares Zeichen an die Gebührenzahler setzen. Der ÖVP-nahe Stiftungsrat Gregor Schütze formulierte bereits im Vorfeld klare Erwartungen: „Wir erwarten uns wieder einen Abschluss unter der Inflation. Alles andere wäre nicht akzeptabel.“ Der ORF müsse „sparsam und effizient“ wirtschaften, um die Finanzierungslücke der kommenden Jahre zu schließen. Allein 2025 beläuft sich das Sparziel auf rund 100 Millionen Euro.
Weitere Jahre bleiben angespannt
Auch die Jahre danach bleiben angespannt: 140 Millionen Euro müssen zwischen 2027 und 2029 zusätzlich kompensiert werden. Die eingefrorenen Gagen der Topverdiener sind Teil dieser Sparstrategie. Der Stiftungsrat will die Einhaltung streng überwachen.
Die Diskussion über hohe ORF-Gehälter kocht regelmäßig hoch. Im Frühling erst sorgte die Veröffentlichung der Transparenzliste ab 170.000 Euro Jahresbrutto erneut für Schlagzeilen. 74 Namen standen darauf – zusammen über 16 Millionen Euro, finanziert durch die Haushaltsabgabe von knapp 90.000 ORF-Beitragszahlern.
An der Spitze der Liste lag damals der mittlerweile ausgeschiedene Ö3-Morgenmoderator Robert Kratky mit 473.000 Euro Jahresgehalt. Er verdiente damit mehr als Bundespräsident Alexander Van der Bellen und sogar mehr als mehrere ORF-Direktoren zusammen. Viele der teuren Verträge stammen noch aus den 70er- und 80er-Jahren.
Der ORF verweist darauf, dass weniger als zwei Prozent der Belegschaft von diesen hohen Gagen betroffen sind und viele der genannten Personen bereits ausgeschieden sind oder kurz davor stehen.
Jeden Euro nun „doppelt prüfen“
Während die Registrierung für die 90.000 Tickets des Eurovision Song Contest in der Wiener Stadthalle läuft (Vorverkauf ab 13. Jänner), bleibt die finanzielle Realität am Küniglberg hart: Der ORF muss weiter sparen. Auch große Projekte wie das neue ORF-Zentrum, das mit 17 Millionen Euro unter Plan blieb, ändern daran nichts.
„Es ist ihr und unser aller ORF“, betonte Stiftungsrat Schütze – und fordert, dass gerade in Zeiten einer nicht valorisierten Haushaltsabgabe jeder Euro doppelt geprüft wird.

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