Dreimal wurden die Zähne abgeschliffen, 28 Betäubungsspritzen habe ihr Mann bekommen, eine Behandlung habe fast zwölf Stunden gedauert – diese Horrorgeschichte erzählt eine 44-Jährige, die sich zusammen mit ihrem Ehemann 2022 das Gebiss überkronen ließ. Ob das jedoch wirklich der nun angeklagte Wiener Zahntechniker durchführte, ist nach dem ersten Prozesstag mehr als fraglich.
Strahlend weiße, perfekte Zähne – dafür zahlen viele ein Vermögen. Ein serbisches Ehepaar wollte es sich offensichtlich leichter machen und ein bisschen Geld sparen. Im Jahr 2022 ließen sie sich das ganze Gebiss überkronen. Aber: „Es war eine Katastrophe! Ich hab' bis heute Schmerzen“, meint die 44-Jährige im Wiener Landl.
Gesamtes Gebiss für 16.000 Euro überkront
Den Übeltäter, den die beiden nennen: der Zahntechniker, der jetzt auf der Anklagebank sitzt. Ihm wird von der Staatsanwaltschaft grob fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen. Er soll in seinem Labor, in dem er eigentlich Prothesen und Co. anfertigt, unerlaubt Behandlungen durchgeführt haben, die eigentlich durch einen Zahnarzt vorgenommen werden müssen – wie beispielsweise Kronen. Für 16.000 Euro habe er der Serbin und ihrem Mann das gesamte Gebiss neu gemacht.
Zahntechniker fälschlich angeschwärzt?
Das behauptet zumindest das Ehepaar. Denn: „Mein Mandant hat sich nie als Zahnarzt ausgegeben. Er hat nie zahnärztliche Behandlungen durchgeführt“, fasst sein Verteidiger Heinrich Lang (Kanzlei Kollmann&Wolm Rechtsanwälte) zusammen. Der 38-Jährige habe die Serben lediglich beraten, sie seien immer wieder wegen Kleinigkeiten zu ihm gekommen. „Ich bin ein Mensch, der sehr hilfsbereit ist. Und um ehrlich zu sein, in den Ordinationen wird viel zu wenig aufgeklärt“, sagt der Wiener vor dem Richter. Das Einzige, was er bereue: „Ich hab' dem Herren einmal überschüssigen Kleber weggeschliffen.“
In den gesamten Chats liest man kein Wort von unerträglichen Schmerzen und kein Wort von einer allergischen Reaktion.

Verteidiger Heinrich Lang
Bild: KollmanWolm Rechtsanwälte
Der Unbescholtene ist sich sicher, dass ein anderer Zahnarzt, vielleicht aus dem Ausland, die Zahnkronen des Ehepaars verpfuscht hat – und die beiden ihm nun die Schuld in die Schuhe schieben wollen. Die Frau fordert immerhin 115.000 Euro Schadensersatz.
28 Betäubungsspritzen
Doch die Zeugenaussage der 44-Jährigen strotzt nur so vor Widersprüchen: Bei der Polizei sagte sie noch, ihre Mutter sei auch Zahntechnikerin, sei bei einem Besuch im Labor dabei gewesen. Jetzt meint sie, es wäre ihre Tante gewesen. Fotos, die das Abschleifen der Zähne zeigen sollen, habe ihr dreijähriger Sohn zufällig gemacht. Man sieht die Frau, wie sie in einem Zahnarztstuhl sitzt, der Angeklagte über sie gebeugt – die Zähne waren da aber schon strahlend weiß.
Der schwerwiegendste Vorfall: Die Serben behaupten, der Zahntechniker habe dem Mann 28 Betäubungsspritzen gegeben. Ohne nach einer Verträglichkeit zu fragen. Er soll eine starke allergische Reaktion erlitten haben. Die Frage, ob er denn Anästhetika im Labor habe, verneint der 38-Jährige. „Bei mir haben Patienten ja keine Schmerzen“, erklärt er.
Für weitere Zeugen muss der Prozess vertagt werden.
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.