Trotz Zustimmung der Landes-Zielsteuerungskommission stößt das burgenländische Projekt auf Widerstand von Experten und steirischen Spitalsträgern – eine Entscheidung soll jetzt auf Bundesebene fallen.
Weil das Gesundheitssystem zunehmend am Abstellgleis steht und bei der Gastpatienten-Problematik keine Lösung in Sicht ist, wird das Burgenland erneut selbst aktiv und treibt den Aufbau einer eigenen Herzchirurgie in Oberwart voran. Die Landes-Zielsteuerungskommission gab dem Antrag einstimmig grünes Licht, nun liegt die Entscheidung beim Bund.
Steirer fürchten Pläne aus dem Burgenland
Doch parallel dazu wächst der Widerstand: Die Österreichische Gesellschaft für Herz- und thorakale Gefäßchirurgie, viele Krankenhausträger sowie die steirische KAGes warnen vor einem zusätzlichen Standort und möglichen Auswirkungen auf Qualität, Personal und Notfallversorgung. Für Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) ist hingegen klar: So kann es nicht weitergehen. Immer wieder würden Burgenländer in anderen Bundesländern abgewiesen. „Bei Herzleiden sind Abweisungen und lange Wartezeiten besonders gefährlich.“ Und er betont: „Gesundheitsversorgung darf nicht vom Meldezettel abhängen.“
Alarmierende Zahlen: Sterblichkeit im Burgenland höher als im Schnitt
Wie groß der Bedarf ist, zeigen aktuelle Zahlen. Stephan Kriwanek, medizinischer Geschäftsführer der Gesundheit Burgenland, sagt: „Die kardiovaskuläre Sterblichkeit liegt im Burgenland um 15,3 Prozent über dem Bundesdurchschnitt.“ Wartezeiten in Wien und Graz: „sechs bis neun Monate“. Sein Fazit: „Wir sehen ein strukturelles Versorgungsdefizit.“
Die Burgenländer haben ein Recht auf wohnortnahe Gesundheitsversorgung und ich werde alle möglichen Schritte einleiten, um die Herzchirurgie zu realisieren.

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil
Bild: Manfred Weis
Ein weiterer Aspekt: Mit der neuen Abteilung soll zudem eine Struktur geschaffen werden, die es ermöglicht, auch akute lebensbedrohliche Fälle sofort zu behandeln – etwas, das derzeit oft nur in anderen Bundesländern möglich ist. Mit einer eigenen Herzchirurgie will das Land künftig mehr Eingriffe im eigenen Bundesland durchführen und weniger abhängig von Kapazitäten anderer Länder sein.
Vor allem in Graz sorgt das Projekt für Unruhe. Die steirische KAGes warnt vor einer Abwanderung von Fachpersonal und damit vor einer Schwächung der Notfallversorgung. Schon jetzt übernimmt Graz viele schwere Fälle aus dem Südburgenland.
Bundes-Zielsteuerungskommission entscheidet
Die Entscheidung liegt nun bei der Bundes-Zielsteuerungskommission. „Dort entscheidet sich, ob burgenländische Patienten zukünftig Gesundheitsversorgung vor Ort erhalten werden oder weiterhin mit langen Wartezeiten und Abweisungen in anderen Bundesländern kämpfen müssen“, betont Doskozil.
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