EZB warnt drastisch:

Banken noch stabil, aber Risiko „so hoch wie nie“

Wirtschaft
18.11.2025 16:34

Die Europäische Zentralbank (EZB) richtet einen ungewöhnlich scharfen Appell an Europas Banken: Das Risiko extremer Ereignisse sei „so hoch wie nie zuvor“. Trotz derzeit robuster Bilanzen mahnen die Aufseher zu erhöhter Vorsicht – und bereiten die Institute auf Schocks vor, die das Finanzsystem empfindlich treffen könnten.

Wie die Zentralbank am Dienstag mitteilte, verschärfe eine Kombination verschiedener globaler Entwicklungen die Lage: geopolitische Konflikte, Änderungen in der Handelspolitik, Klima- und Naturkatastrophen, der demografische Wandel sowie schnelle technische Veränderungen. Diese Faktoren könnten bestehende Schwächen im Finanzsystem verstärken. Deshalb sei es entscheidend, dass die Banken widerstandsfähig bleiben und Risiken früh erkennen.

Banken sollen für Ernstfall vorbauen
Trotz der Warnung betont die EZB, dass die europäischen Banken derzeit stabil sind. Viele Institute verdienen gut, ihre Kreditportfolios gelten als solide, und sie verfügen über ausreichend finanzielle Puffer. Die EZB sieht deshalb keinen Anlass, die geltenden Kapitalregeln für 2026 zu verschärfen.

Konkret sollen die Banken weiterhin einen bestimmten Mindestanteil ihres Eigenkapitals als Sicherheit halten – vereinfacht gesagt Geld, das sie im Ernstfall nutzen können, um Verluste abzufedern. Dieser Mindestwert bleibt im kommenden Jahr unverändert.

Warnung vor schwierigem Umfeld
Auch die EZB-Bankenaufsicht, die jedes Jahr die größten Banken des Euroraums überprüft, bestätigt: Die Branche ist robust – sowohl in Bezug auf Notfallreserven als auch auf Liquidität, also die Fähigkeit, jederzeit Zahlungen leisten zu können. Gleichzeitig warnt sie jedoch vor einem weiterhin schwierigen Umfeld, das von geopolitischen Spannungen, digitalem Wandel und neuer Konkurrenz durch Finanzanbieter außerhalb des klassischen Bankensektors geprägt ist.

EZB plant neuen Stresstest
Um besser einschätzen zu können, wie gut Banken plötzliche Krisen verkraften würden, plant die EZB einen neuen Stresstest. Dabei sollen die Aufseher vorgeben, wie hoch ein möglicher Verlust ausfallen könnte. Die Banken müssen dann selbst Szenarien entwickeln, wie sie damit umgehen würden. Ziel ist es, mögliche Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und eine vorsichtige Kreditvergabe sicherzustellen. So sollen neue faule Kredite verhindert werden.

Besonders im Fokus stehen Risiken durch die aktuellen Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und der EU. Branchen wie die Auto-, Chemie- und Pharmaindustrie könnten bei weiterem Eskalieren der Lage unter Druck geraten – was auch die Rückzahlungsfähigkeit von Firmenkrediten beeinträchtigen würde. Zudem bleibt die Gefahr bestehen, dass die Finanzmärkte abrupt einbrechen könnten.

Banken müssen wachsam bleiben
Die EZB-Bankenaufsicht, die nach der globalen Finanzkrise 2008 geschaffen wurde, kontrolliert die größten Banken des Euro-Raums direkt. Insgesamt wurden in diesem Jahr 105 Institute überprüft. Trotz der derzeit guten Lage bleibt die EZB klar in ihrer Botschaft: Banken müssen wachsam bleiben – denn das aktuell stabile Umfeld kann sich schneller ändern, als vielen lieb ist.

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