Nach mehr als sechs Jahrzehnten Jagd auf eine der geheimnisvollsten Walarten der Erde ist es Forschern endlich gelungen: Vor der Küste von Baja California in Mexiko sichteten sie zum ersten Mal lebende Japanische Schnabelwale (Mesoplodon ginkgodens).
Die Entdeckung einer so seltenen Art, die bisher nur über vereinzelte Strandungen bekannt war, liefert nicht nur faszinierende Einblicke in ihr Verhalten, sondern erweitert auch das Wissen über das Vorkommen dieser scheuen Meeressäuger erheblich. Wie der britische „Guardian“ berichtet, ereignete sich der historische Moment an einem frühen Morgen im Juni 2024.
Probe bestätigt spektakuläre Beobachtung
Das Forschungsschiff „Pacific Storm“ war gerade dabei, für einen langen Tag auf See auszulaufen, als plötzlich die Rufe vom Schiff stiegen: „Wale! Steuerbord!“ Über mehrere Stunden tauchten die Tiere kurz auf und verschwanden wieder, bis es den Wissenschaftlern gelang, eine kleine Hautprobe mit einer modifizierten Armbrust zu entnehmen. Diese Probe sollte später genetisch bestätigen, dass es sich tatsächlich um die Japanischen Schnabelwale handelte – eine Art, die zuvor nie in Freiheit beobachtet worden war.
Wal-Rufe zunächst falsch gedeutet
Die Expedition war Teil einer fünfjährigen Forschungsreise, in der Forscher aus den USA und Mexiko die akustischen Signale der Wale verfolgt hatten. Zunächst hielten sie diese Rufe für eine andere seltene Art, Perrins Schnabelwale, die ebenfalls kaum bekannt ist. Trotz mehrerer erfolgloser Reisen zwischen 2020 und 2023 gelang es den Forschern 2024 durch den Einsatz von Hydrofonen und hochauflösenden Ferngläsern, die Tiere zu orten.
Ein kleiner Zwischenfall hätte die Freude über die seltene Beobachtung aber fast zunichtegemacht: Ein Albatros griff die kostbare Hautprobe an, die die Wissenschaftler gerade aus dem Wasser geborgen hatten. „Im Nachhinein sehr lustig, aber in dem Moment war es extrem stressig“, erinnerte sich die leitende Forscherin Elizabeth Henderson gegenüber dem „Guardian“.
Mehrere Exemplare identifiziert
Die genetische Analyse bestätigte die Art eindeutig. Insgesamt konnten sogar sechs Exemplare identifiziert werden, darunter ein ausgewachsenes Männchen mit mutmaßlichen Bissspuren von Zigarrenhaien, ein junges Männchen, ein Weibchen mit Kalb sowie mehrere noch nicht geschlechtsreife Tiere. Die Beobachtungen ermöglichten erstmals detaillierte Beschreibungen von Färbung, äußeren Merkmalen und sozialen Strukturen dieser scheuen Meeressäuger.
Entdeckung ein Meilenstein für Forschung
Die Entdeckung offenbart auch neue Erkenntnisse zur Verbreitung: Japanische Schnabelwale kommen demnach regelmäßig vor der Küste Kaliforniens und Nord-Baja Californias vor, was zuvor kaum angenommen wurde. Bisherige Daten von Strandungen und akustische Messungen hatten dies nicht klar erkennen lassen. Das Wissen über ihre Rufe ermöglicht es den Forschern nun, die Verbreitung und das Verhalten der Art systematisch zu untersuchen – ein wichtiger Schritt, um mögliche Schäden durch militärische Sonare zu verhindern, die für Schnabelwale besonders gefährlich sind.
Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Marine Mammal Science“ veröffentlicht und gelten als Meilenstein in der Erforschung einer der unbekanntesten Walarten der Erde. Mit dieser Entdeckung wächst das Verständnis für die Tiefsee-Giganten und eröffnet neue Perspektiven für den Schutz der Artenvielfalt in den Ozeanen.
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