Anders als Teile des Finanzsektors sieht EZB-Direktor Piero Cipollone für die Banken viele Vorteile durch einen digitalen Euro. Dieser werde die Verhandlungsposition der Geldhäuser gegenüber internationalen Kartensystemen gestärkt.
Das sagte der Italiener am Montag bei einer Anhörung vor dem Ausschuss für Wirtschaft und Währung des Europäischen Parlaments. Ein digitaler Euro ermögliche den Banken, bei geringeren Kosten ihre Zahlungsdienstleistungen zu verbessern und auszuweiten.
Dies werde „ein offenes Akzeptanznetzwerk“ und Standards hervorbringen, die privatwirtschaftliche europäische Initiativen wie Wero und die European Payments Alliance nutzen könnten, um ihre kommerzielle Attraktivität zu steigern und ihre Reichweite auf ganz Europa auszudehnen.
Darüber hinaus würden diese Anbieter den digitalen Euro problemlos in ihre vorhandenen Zahlungslösungen integrieren können, etwa in digitale Wallets. Öffentliche und privatwirtschaftliche Lösungen stünden nicht in Konkurrenz zueinander, betonte Cipollone: „Uns schwebt vielmehr eine für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit vor, mit der die strategische Autonomie Europas im Massenzahlungsverkehr besser machbar und glaubwürdiger wird.“
Viele Banken im Euroraum befürchten durch eine Einführung des digitalen Euro massive Belastungen. Dem widersprach Cipollone: Die gesamten Investitionskosten für den digitalen Euro seien in etwa mit denen für die überarbeitete Zahlungsdiensterichtlinie (PSD2) vergleichbar und lägen weit unter jenen des einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraums (SEPA).
Pilotprojekt für 2027 geplant
Die Europäische Zentralbank (EZB) peilt das Jahr 2027 für ein Pilotprojekt zum digitalen Euro an. Um das Ganze weiter voranzutreiben, benötigt sie allerdings grünes Licht aus Brüssel. Die Gesetzgeber der Europäischen Union – also das Europäische Parlament, der Rat und die Kommission – müssen dafür im nächsten Jahr zunächst ein Gesetz verabschieden, das eine Grundlage für den digitalen Euro schaffen kann.
Unter der Annahme, dass die Verordnung zur Einführung des digitalen Euro im Jahr 2026 angenommen wird, könnten ein Pilotprojekt und erste Transaktionen ab Mitte 2027 über die Bühne gehen. Das gesamte Eurosystem sollte dann aus Sicht der EZB im Jahr 2029 bereit für eine potenzielle erste Ausgabe des digitalen Euro sein.
Die digitale Version der Gemeinschaftswährung soll das Euro-Bargeld ergänzen, aber nicht ersetzen, und überall im Euro-Raum als Zahlungsmittel akzeptiert werden. Über eine EZB-App soll die Digitalwährung nutzbar sein. Mit ihr will Europa unabhängiger werden von US-Anbietern wie Paypal, Apple Pay, Mastercard oder Visa. Die EZB reagiert mit dem Projekt auch auf den zunehmenden Rückgang der Bargeldnutzung.
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