Statt ein Fels in der Brandung zu sein, bröckelt das Ansehen der Wirtschaftskammer unter der derzeitigen Führung zusehends – auch in Tirol. Wann zieht Landeshauptmann Anton Mattle die Reißleine? Ein „Politik Inoffiziell“ von Claus Meinert, Chefredakteur der „Tiroler Krone“.
Eigentlich sollte die Wirtschaftskammer als Einrichtung eine Art Entlastung darstellen. Zum einen natürlich für ihre zwangsbeglückten Pflichtmitglieder, zum anderen auch als Sozialpartner, der die Interessen der Wirtschaft im Austausch mit den „Gegenspielern“ Arbeiterkammer und ÖGB vertritt, sozusagen die Fahne für das Unternehmertum hochhält, Fels in der oft gefährlichen Brandung ist, wenn es um Gesetzfindung, Kollektivvertragsverhandlungen, Bürokratieabbau usw. geht.
Nun: Beides ist irgendwie nicht mehr so, wie es einmal war. Bei der Ursachenforschung könnte man ganz an der Spitze beginnen. Etwa bei einem ehemaligen Präsidenten in Tirol, der primär in sich verliebt, also narzisstisch veranlagt, den Mitarbeitern in der Kammer nahezu täglich klar signalisierte, dass er gelinde gesagt nichts von ihnen hält. Gemeint ist damit aber nicht der gescheiterte Christoph Walser.
„... sind nicht die allerhellsten“
Diesbezüglich trifft wohl eine Aussage zu, die dieser Tage interessanterweise ein ÖVP-Politiker machte: „Die Wirtschaftskammer wäre an sich ein wichtiger, kräftiger Baum in der oft rauen politischen Landschaft. Aber die Kerzen, die ihn zum Leuchten bringen sollen, sind nicht die allerhellsten. Und auch so manche Spitze am Baum ist leider eher schlecht als recht gewählt.“ Ein bildlicher Vergleich, der viel aussagt.
Präsidentinnen wagten sich aus Ringecke
Aber zurück zur aktuellen Situation: Da war in den vergangenen Tagen schon sehr auffallend, wie „stark“ der Zusammenhalt unter diesen Spitzen ist. Kaum war WKO-Präsident Harald Mahrer angezählt, warfen auch gleich erste Landesspitzen sozusagen die Handtücher in den Ring. Gaben also das Signal zum Abbruch, sprich zur Demontage Mahrers. Interessanterweise waren es die zwei einzigen Präsidentinnen, die sich aus der Ringecke wagten. Darunter Tirols WK-Chefin Barbara Thaler, der man eigentlich bis zu diesem Zeitpunkt nachsagte, dass sie mit Mahrer gut könne.
Möglich, dass Letzteres wieder einmal nur die stets gleichen Wichtigtuer als Gerücht in die Welt setzten. Möglich aber auch, dass – wie in politischen Parteien oft zu beobachten – den handelnden Personen das Hemd doch näher als der Rock ist. Und wenn es um Posten, Geld und Macht geht, kommt die oft zutreffende Floskel „Feind, Todfeind, Parteifreund“ zum Zug.
Bei Barbara Thaler geht es um viel. Vor allem um viel Geld. Denn – wie berichtet – hat sie sich die Gage für ihr Präsidentendasein von knapp 7000 auf nunmehr mehr als 10.000 Euro erhöhen lassen. Längst wird gemunkelt, dass sie mit ihrer Kleinfirma namens „Digithaler“ kaum das Auslangen hätte. Zumindest mutmaßte das zuletzt ein Branchenkollege, der auch betonte, dass wenig darauf hinweise, dass Thaler noch selbst tätig sei.
Ob Barbara Thaler nun WK-Präsidentin bleibt oder nicht, wird die Unternehmer im Land kaum interessieren. Viele haben derzeit ganz andere Sorgen, müssen um das eigene Überleben kämpfen.
„Wollen wir in zwei Jahren Wahl gewinnen?“
Spannender ist hingegen die Tatsache, dass Thaler ja auch Stellvertreterin von ÖVP-Landesparteichef LH Anton Mattle ist. Somit kann es auch der Partei nicht ganz egal sein, wenn Thaler vermehrt für weniger positive Schlagzeilen sorgt. Oder wie es in der Partei dieser Tage einer sagte: „Wollen wir in zwei Jahren eigentlich eine Wahl gewinnen oder nur mehr Jobversorger sein?“ Wenn es also eher um die Landtagswahl geht, dann muss die Volkspartei wohl an einigen Positionen Veränderungen herbeiführen.
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