Keine Zeichen der Reue
Attentäter von Magdeburg: „Habe das Auto gefahren“
Taleb A. ist im Vorjahr wenige Tage vor Weihnachten mit einem gemieteten Auto über den Weihnachtsmarkt von Magdeburg gerast. Die blutige Bilanz: sechs Tote und mehr als 300 Verletzte. Am Montag stand der Verdächtige erstmals vor Gericht, Reue zeigte er nicht (siehe Video oben).
Dem 51-Jährigen wird neben sechsfachem Mord auch versuchter Mord in 338 Fällen vorgeworfen. Er war am 20. Dezember 2024 mit einem 340 PS starken Mietwagen über eine Minute lang über den beliebten Weihnachtsmarkt gerast und fuhr dort Dutzende Menschen nieder. Ein neunjähriger Bub und fünf Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren starben, mehr als 300 weitere Menschen erlitten Verletzungen oder Traumata.
Mutmaßliches Motiv: Frust und Unzufriedenheit
Laut Anklage der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg handelte A. aus Unzufriedenheit und Frust über den Verlauf von Rechtsstreitigkeiten. Sein Ziel sei es gewesen, eine möglichst große Zahl von Menschen zu töten. Nach dem Ergebnis der Ermittlungen plante er die Tat mehrere Wochen detailliert und bereitete sie vor. Er handelte demnach allein. Der Psychiater lebt seit 2006 in Deutschland und arbeitete zuletzt mit suchtkranken Straftätern.
Angeklagter sitzt in schussfestem Glaskäfig
Der Prozess findet unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Der Angeklagte wurde zunächst von seinem Gefängnis in Burg mit einem Hubschrauber nach Magdeburg und anschließend mit einer Fahrzeugkolonne zu dem eigens errichteten Interimsgebäude gebracht. Maskierte Justizbeamte führten ihn in den Saal, wo er hinter schusssicheren Glasscheiben Platz nehmen musste. Auch der Zuschauerbereich ist mit Sicherheitsglas abgetrennt.
Zu Beginn des Prozesses hielt er einen Laptop mit verschiedenen Aufschriften hoch, unter anderem „MagdeburgGate“ und „Sept. 2026“. „Da ist die nächste politische Wahl (Parlamentswahl, Anm.) in Sachsen-Anhalt“, sagte der Angeklagte. Später gab er zu, mit dem Auto gefahren zu sein. Weitere konkrete Angaben machte er aber nicht. Stattdessen äußerte sich der 51-Jährige mit Taschentuch vor dem Gesicht zu vermeintlichen Vertuschungen der Polizei und kritisierte Medien. Der Vorsitzende Richter Dirk Sternberg ermahnte ihn daraufhin, sich zur Sache zu äußern.
Verhandlung mindestens bis März
Einige Betroffene blickten fassungslos, manche wendeten sich ab und schüttelten die Köpfe. Rund 180 Betroffene und Hinterbliebene treten in dem Prozess als Nebenkläger auf, vertreten durch etwa 40 Anwälte. Es ist eines der größten Verfahren der deutschen Nachkriegsgeschichte. Es wurden Verhandlungstermine bis März festgelegt.
Mehrere Sicherheitsbehörden hatten sich vor der Tat bereits mit dem Angeklagten befasst. Er hatte im Juli 2016 Asyl als politisch Verfolgter erhalten, weil er als Gegner von Islamisten aufgetreten war.
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