Um eine mögliche Kollision von zwei Satelliten im All zu vermeiden, hat sich die chinesische Weltraumbehörde kürzlich erstmals an ihr US-Pendant, die NASA gewandt. Für Experten markiert die Kontaktaufnahme seitens China einen Durchbruch im globalen Weltraumverkehrsmanagement.
„Wenn es zu einer Annäherung kam, schickten wir jahrelang eine Nachricht an die Chinesen mit dem Inhalt: ,Wir glauben, dass wir mit euch kollidieren werden. Bleibt dort, wo ihr seid, wir werden um euch herummanövrieren‘“, berichtete der Direktor für Weltraumnachhaltigkeit bei der NASA, Alvin Drew, am 2. Oktober während einer Plenarsitzung auf dem Internationalen Astronautischen Kongress (IAC) in Sydney (Australien).
Einen Tag zuvor habe es eine große Veränderung gegeben, verriet Drew. „Erst gestern haben wir ein wenig gefeiert, weil die chinesische Weltraumbehörde zum ersten Mal auf uns zugekommen ist und gesagt hat: ,Wir sehen eine Annäherung zwischen unseren Satelliten. Wir empfehlen Ihnen, stillzuhalten. Wir werden ein Ausweichmanöver durchführen.‘ Das ist das erste Mal, dass so etwas passiert ist“, sagte er.
Kontakt zwischen China und USA eingeschränkt
Diese Entwicklung ist für Experten insofern bemerkenswert, als der Kontakt zwischen der US-Raumfahrtbehörde NASA und staatlichen chinesischen Einrichtungen durch den sogenannten Wolf Amendment, ein im Jahr 2011 vom US-Kongress verabschiedeter Zusatzartikel in der amerikanischen Verfassung, stark eingeschränkt ist.
Der Wolf Amendment verbietet der NASA nämlich, staatliche Gelder, ohne ausdrückliche Genehmigung des Federal Bureau of Investigation (FBI) und des US-Kongresses für eine direkte, bilaterale Zusammenarbeit mit der Regierung in Peking sowie mit China verbundenen Organisationen zu verwenden.
Anzahl der Satelliten steigt weiter drastisch
Die Kontaktaufnahme zeigt laut Experten, dass China seine Fähigkeiten im Bereich der Weltraumüberwachung deutlich verbessert habe. Das sei ein wichtiger Schritt, da sowohl die USA mit Elon Musks Starlink als auch China mit Guowang und Quinfan („Tausend Segel“, Anm.) – ein Pendant zu Starlink – Satellitennetzwerke in niedriger Erdumlaufbahn hat, was Anzahl von Satelliten im Erdorbit rapide und drastisch erhöht.
Angaben der europäischen Weltraumbehörde ESA zufolge kreisen derzeit mehr als 12.500 Satelliten um unseren Heimatplaneten – viele davon sind nicht mehr funktionstüchtig. Jedes sechste funktionsuntüchtige Objekt, das derzeit im All hinterlassen wird, explodiere, so die ESA.
Auf Grundlage statistischer Modelle geht die ESA davon aus, dass es derzeit rund 40.500 Trümmerobjekte, die größer als zehn Zentimeter sind, rund 1,1 Millionen, die zwischen ein und zehn Zentimetern messen und 130 Millionen bis zu einer Größe von einem Zentimeter gibt. Die Gesamtmasse aller im Erdorbit befindlichen Objekte wird auf mehr als 12.400 Tonnen geschätzt.
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