Nach Monaten des Wartens ist es nun offiziell: Der Regionale Strukturplan Gesundheit (RSG‑St 2030) liegt auf dem Tisch – und er bringt einmal mehr Bewegung in die steirische Spitalslandschaft. Große Überraschungen und Visionen bleiben aus – von der Opposition hagelt es Kritik.
„Im Mittelpunkt stehen die Patientinnen und Patienten“, betonte Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) bei der Vorstellung des neuen Strukturplans am Montagnachmittag in Graz. Ob sich mit dem druckfrischen Konzept zur medizinischen Versorgung in Stadt und Land tatsächlich alle Steirer abgeholt fühlen, bleibt jedoch fraglich.
Fakt ist: Alle steirischen Spitalsstandorte bleiben erhalten – wenn auch mit teils deutlichen Einschnitten. So verliert etwa das LKH Bad Radkersburg die Orthopädie und damit einen zentralen Bereich. Das Spital in Bad Aussee wird komplett „ausgehöhlt“, was vor Ort auf deutlichen Widerstand stößt.
Kurzaufenthalt als Kostenbremse
Bis 2030 bleiben die 5647 Spitalsbetten praktisch konstant, während ambulante und tagesklinische Angebote massiv ausgebaut werden: von derzeit 225 auf 528 Plätze. Damit sollen Patienten künftig schneller behandelt und früher entlassen werden – „eine Entlastung für Mensch und System“, so die Experten. Zudem soll die Zahl der Gesundheitszentren von derzeit 26 auf mindestens 40 erhöht werden. Ob das bis 2030 realistisch ist, wird in der Debatte angezweifelt.
Es können sich alle Bewohner des Bezirkes Liezen auf eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung verlassen.
Landesrat Karlheinz Kornhäusl
Einige Details aus dem Plan:
Es wird kein Spital geschlossen, vielmehr werden Spezialisierungen vorgenommen. Sicherheit und Qualität stehen im Mittelpunkt.
FPÖ-Klubobmann Marco Triller
Mehr Kassenstellen für Mangelfächer
Ärztekammer‑Präsident Michael Sacherer, der ebenfalls am Rednerpult stand, nahm auch den niedergelassenen Bereich bzw. die ÖGK in die Pflicht: „Die Rahmenbedingungen müssen dringend verbessert und Kassenstellen attraktiver gemacht werden.“ Besonders dringender Handlungsbedarf bestehe in Gynäkologie, Kinderheilkunde, Dermatologie und Allgemeinmedizin; auch in Urologie und Innerer Medizin seien zusätzliche Kassenstellen nötig, die im RSG noch nicht abgebildet sind. Die ÖGK reagiert und will 30 neue Kassenarztstellen bis 2030 etablieren – hauptsächlich für Allgemeinmedizin.
„Flickwerk aus ungelösten Problemen“
Die ersten kritischen politischen Stimmen folgten schnell. KPÖ‑Klubobfrau Claudia Klimt‑Weithaler nannte das Konzept ein „Flickwerk aus ungelösten Problemen“. Sie listete Probleme wie Personalmangel, fehlende Kassenstellen, steigende Gesundheitskosten und unklare grenzüberschreitende Kooperationen auf und bezeichnete den Plan als keinen echten Zukunftsentwurf, sondern als Versuch, ein „kaputt gespartes System schönzureden“.
„FPÖ bricht Wahlversprechen“
„Statt Lösungen zu präsentieren, werden Abteilungen gesperrt, Standorte in Frage gestellt und 170 Millionen Euro im Gesundheitsbereich eingespart – das verschlechtert direkt die Lebensrealitäten der Patientinnen und Patienten. Die Landesregierung schließt de facto das LKH Bad Aussee und die Orthopädie in Bad Radkersburg. Damit bricht die FPÖ unter Mario Kunasek im Gesundheitsbereich sämtliche Wahlversprechen, die sie letztes Jahr abgegeben hat“, kritisiert SPÖ-Chef Max Lercher.
Alle Details zum neuen Reformplan finden Sie hier.
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