Das Landeskrankenhaus Bad Aussee soll nicht geschlossen werden – doch die Pläne der Landesregierung sorgen in der Region trotzdem für viel Widerstand. Ein „besseres Altersheim“ werde das Haus, so ein Vorwurf. Man fordert die Landespolitik zu weiteren Gesprächen auf. Doch die Würfel dürften schon in Kürze fallen.
Wer sich den Zorn der Ausseer zuzieht, der hat kein leichtes Leben. Diese Erfahrung mussten schon einige Politiker machen – Stichwort BA-Nummerntafel. Auch für das lokale LKH wurde immer wieder auf die Straße gegangen, im Jänner 2009 etwa direkt vor der Grazer Burg.
Diese Szenen könnten sich wiederholen. Anlass ist der „Plan B“ für die Spitalsversorgung im Bezirk Liezen. Das geplante zentrale Leitspital in Stainach ist abgesagt, alle drei bestehenden Standorte sollen – mit teils starken Veränderungen – erhalten bleiben. Während man vor allem in Rottenmann, aber auch in Schladming mit den Umstrukturierungen leben kann, gehen im Ausseerland die Wogen hoch.
Keine Intensivstation, keine Operationen vor Ort
„Will man auf ein Spital verzichten und ein besseres Altersheim schaffen?“, fragt etwa der pensionierte Allgemeinmediziner Detlef Mager. Vorgesehen sind aus derzeitiger Sicht eine Abteilung für Geriatrie und Remobilisation mit 24 Betten, dazu eine internistische Akutambulanz. Keine Chirurgie, keine interne Abteilung mit stationären Betten, keine Operationen vor Ort, kein eigenes Primariat. Genau das fordert aber das Forum „Pro LKH Bad Aussee“ um Sprecher Herbert Angerer, das schon in der Vergangenheit aktiv war.
„Wir haben ein modernes Krankenhaus (2013 eröffnet, Anm.), das keine Investitionen braucht. Es müsste nur bespielt werden. Stattdessen wird es ganz heruntergefahren“, so Angerer bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Dort wurde offensichtlich: Im Ausseerland fühlt man sich von Graz und von der Spitalsgesellschaft Kages im Stich gelassen. Man sei nur „eine Warze im Nordwesten der Steiermark“, formuliert es Mager.
Wir wurden ständig ausgedünnt und die Mitarbeiter unter Druck gesetzt, sich zurückzuhalten und nichts nach außen zu tragen oder Stellung zu beziehen.

Betriebsratsvorsitzender Gerhard Wechtitsch
Bild: Alpenpost/Seiberl
Im Schatten von Rottenmann
Seit 14 Jahren bildet das Ausseer Spital einen Verbund mit Rottenmann. „Die Führung ist so ausgerichtet, dass die Interessen des LKH Rottenmann im Vordergrund stehen“, meint Betriebsrat Gerhard Wechtitsch. Dienstposten würden nicht mehr nachbesetzt, kaum Gespräche mit den Mitarbeitern geführt. Diese Woche habe man sogar die Weisung erhalten, keine zusätzlichen Operationen für Dezember in Aussee zu vereinbaren – man müsse vielmehr helfen, in Rottenmann den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Pensionist Christl Bahar schildert den Fall eines gestürzten älteren Manns, der innerhalb von sieben Tagen neunmal von einem Spital zum anderen überstellt wurde – Bad Aussee, Rottenmann, Leoben, Bruck, Knittelfeld und Graz waren die Stationen. „Ich bin auch nicht mehr jung, ich fürchte mich vor der Zukunft“, sagt sie.
Rotes Kreuz muss weitere Wege zurücklegen
Befürchtet wird auch eine Überlastung des Rettungswesens. Das Rote Kreuz wird künftig weitere Wege zurücklegen müssen– und das in einer finanziell angespannten Situation, wie Bezirksstellenleiter Otto Marl schildert: „Wenn es nicht gelingt, das Spital mit vernünftigen Abteilungen zu erhalten, dann hat die Bevölkerung des Ausseerlandes ein gravierendes Problem.“
Attacken auf Kunasek und Kornhäusl
Direkt angesprochen werden Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) und Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP). Kunasek habe im Wahlkampf versprochen, den Standort weiterzuentwickeln, so Angerer: „Wollen Sie nun als Totengräber des Ausseer Spitals in die Geschichte eingehen?“ Dem Freiheitlichen wird Gesprächsverweigerung vorgeworfen.
Kornhäusl war zwar vor Kurzem in der Region, das Gespräch mit den lokalen Bürgermeistern verlief aus deren Sicht aber nicht erfreulich, berichtet Altaussees Ortschef Gerald Loitzl. Auf Alternativvorschläge aus der Region sei nicht eingegangen worden.
Weiter Hoffnung auf Leitspital Stainach
Auch der Verein Pro Klinikum Stainach meldet sich am Mittwoch zu Wort. Er verfolgt ja weiterhin das Ziel, dass doch noch das Leitspital in Stainach realisiert wird. Dazu gebe es „keine auch nur annähernd gleichwertige Alternative“. Laut Plan B würde es im größten Bezirk der Steiermark bald nur noch ein vollwertiges Spital geben: in Rottenmann. Man will Gespräche mit der Landespolitik.
Nächste Woche wird Spitalsplan präsentiert
Doch dort dürften die Würfel schon gefallen sein. Am Montag wird der lang erwartete Regionale Strukturplan Gesundheit präsentiert, der die Pläne bis 2030 beinhaltet – wohl auch für die Region Liezen. Darauf deutet auch ein offizielles Statement von Kornhäusl am Mittwoch hin: „Ich bin sehr oft in der Region, habe viele Gespräche – auch mit Freunden und Bekannten aus dem Ausseerland – geführt, und was ich in all den Diskussionen spüre ist, dass die Leute nach so vielen Jahren der Spitalsdebatte in der Region endlich eine klare Entscheidung wollen. Diese Entscheidung werden wir in der Landesregierung noch im Herbst treffen und damit die 24/7-medizinische Versorgung für die Ausseer sicherstellen.“
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