Anders als der britische Hof fackelte Kaiser Franz Joseph nicht lange, sondern warf die hauseigenen Skandalnudeln – ein Geschwisterpaar – schnell vom Hof. Erzherzog Leopold lebte mit einer amtsbekannten Prostituierten zusammen. Seine Schwester Luise ließ sich vom Hauslehrer ihrer Kinder schwängern.
Nachdem er lange Zeit wegen seiner Verbindungen zu Jeffrey Epstein die internationalen Schlagzeilen beherrscht hatte, stand die Entscheidung schließlich fest: Der Mann, der bisher als Prinz Andrew bekannt war, wird künftig nur noch Andrew Mountbatten Windsor heißen. Der Titel „Prinz“ wurde ihm entzogen.
Die Degradierung vom königlichen Prinzen zum Mr. Mountbatten Windsor konnte nicht deutlicher sein. Denn bei Andrews Prinzentitel handelte sich nicht nur um einen Geburtstitel. Der ehemalige Prinz kam auch als Sohn einer regierenden Monarchin, Königin Elisabeth II. zur Welt. In royalen Kreisen ist das die sprichwörtliche Königsdisziplin.
Royals fürchten sich vor nichts mehr als vor Skandalen
Royale Titel zu entziehen, war immer schon das offizielle Signal, dass ein Royal für seine Familie, für den Hof und für das Land untragbar ist – und man durch den Titelentzug den maximalen Abstand ziehen will. Neu ist dieses Phänomen nicht, das gab es immer schon.
Den ersten öffentlichen Titelentzug, der die Schlagzeilen beherrschte, gab es im Haus Habsburg kurz nach 1900. Zeitungen und Magazine in ganz Europa berichteten darüber. Es geschah unter Kaiser Franz Joseph und es handelt sich um Kronprinzessin Luise von Sachsen. Sie war eine geborene Habsburgerin, die an den sächsischen Hof verheiratet wurde. Weil man damals weder Prinzen noch Prinzessinnen fragte, ob sie einander überhaupt heiraten wollten – das entschied immer der Hof – fragte auch niemand, ob die lebenslustige Luise zum langweiligen, biederen, bigotten, sächsischen Hof überhaupt passte. Über das offensichtliche Konfliktpotential sah man in Wien und Dresden hinweg.
Die Kronprinzessin begann eine Affäre mit dem Hauslehrer
Luise hielt lange durch, versuchte sich anzupassen und bekam fünf Kinder. Eine falsche Personalentscheidung bei Hof brachte einen Stein ins Rollen und führte schließlich zum royalen Supergau. Ein gutaussehender Belgier mit adrettem Schnurbart und Hang zum Flirt namens André Girons wurde der Hauslehrer von Luises Kindern. An einem stocklangweiligen Hof, an dem die bevorzugte Entspannungsliteratur jene über Kirchengeschichte war, griff Luise beim ersten attraktiven Mann in ihrer Umgebung zu.
Die Kronprinzessin und der Lehrer begannen eine Affäre, Luise wurde prompt schwanger. Was alles noch schlimmer machte: Die Affäre wurde Journalisten zugetragen. In kürzester Zeit berichteten Europas Medien über die skandalöse sächsische Kronprinzessin, die sich mit einem Domestiken eingelassen hatte. Von Luises Schwangerschaft war zu diesem Zeitpunkt noch nichts bekannt.
Doch es kam noch schlimmer: Anstatt den Skandal auszusitzen und das sechste Kind dem Ehemann unterzujubeln, rechtlich war es sein Kind, verlor Luise die Nerven. Zuerst flüchtete sie nach Salzburg, wo ihre Eltern lebten. Die Habsburger wollten die peinliche Verwandte aber sofort wieder loswerden und rieten ihr, sich zurück nach Dresden und am besten gleich in eine Nervenheilanstalt zu begeben. Denn für normal hielten die Habsburger Luise nach diesem Skandal nicht mehr.
Dann tat Luise einen Schritt, der sie zum berühmtesten Royal ihrer Zeit und zum Liebling der Klatschjournalisten machte. Sie setzte sich in Salzburg in den Zug Richtung Zürich und floh vom Hof. In Zürich erwartete sie ihr Geliebter André Giron. Mit ihm wollte sie künftig im Schweizer Exil leben. Wie in einem Live-Ticker berichteten die Medien nun über Luises Schritte.
Der Kaiser verbot dem Erzherzog, eine Prostituierte zu heiraten
Begleitet wurde Luise von ihrem Bruder Erzherzog Leopold Salvator. Er folgte Luises nicht nur aus brüderlicher Liebe, sondern weil er sich selbst auch in die Schweiz absetzen wollte. Denn Leopold hatte die feste Absicht, eine polizeilich registrierte Prostituierte namens Wilhelmine Adamovicz zu heiraten – was ihm Kaiser Franz Joseph natürlich streng untersagt hatte.
Als Kaiser Franz Joseph erfuhr, dass sich das skandalöse Habsburger Geschwisterpaar in die Schweiz abgesetzt hatte, dort mitsamt Hauslehrer und Prostituierter in einem Hotel eingecheckt hatte, das Tag und Nacht von Journalisten aus ganz Europa belagert wurde, machte er kurzen Prozess: Der Kaiser entzog beiden ihren Geburtstitel, warf sie aus der Familie und drehte ihnen den Geldhahn zu.
Die ehemalige kaiserliche Hoheit schnitt nun in Kaisermühlen Wurst auf
Aus Erzherzog Leopold von Österreich wurde Herr Leopold mit dem Fantasienachnamen „Wölfling“. Luise wurde vom sächsischen Königshaus verstoßen, in Anwesenheit geschieden und man ließ Kaiser Franz Joseph wissen, dass Luise gerne wieder ihren Mädchennamen Habsburg annehmen könne. Eine Rückkehr der geschiedenen Skandalnudel in das Haus Habsburg wollte der Kaiser auf keinen Fall. Um zu verhindern, dass Luise ihren Mädchentitel „Erzherzogin von Österreich“ wieder annahm, schloss er sie offiziell aus dem Kaiserhaus aus. Als Juristen des Kaiserhauses darauf hinwiesen, dass Luise nun gar keinen Namen mehr hatte, gewährte ihr der Kaiser zumindest einen Gnadentitel. Luise durfte sich Gräfin von Montignoso nennen.
Mit den königlichen Titeln war auch das Geld weg. Luise und Leopold mussten nun arbeiten gehen. Luise verdiente sich ihren Lebensunterhalt mit Enthüllungsbüchern. Leopold Wölfling versuchte sich zuerst beim neuen Medium Film, hatte dort aber keinen Erfolg und eröffnet später eine Greißlerei in Kaisermühlen in Wien. Die ehemalige kaiserliche Hoheit schnitt nun für die Kundschaft Wurst auf.
Zurück zu ihrer kaiserlichen Familie fanden Luise und Leopold nicht mehr. Der Titelentzug und der Rauswurf aus dem Königs- bzw. Kaiserhaus waren endgültig.
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.