Kurz nach Weihnachten 2024 wurde ein Wiener Pensionist (72) zu Hause brutal ermordet und in seiner eigenen Blutlache gefunden. Das Verhältnis zum nun angeklagten 39-Jährigen könnte nicht komplizierter sein – genau wie seine Verantwortung.
Im Verhandlungssaal 303 im Wiener Landl rauchen die Köpfe, sogar ein Organigramm der involvierten Personen wird den Geschworenen zum besseren Verständnis vor die Nase gelegt. Dabei: „Der Sachverhalt ist nicht komplex“, so die Staatsanwältin. Sie wirft dem angeklagten Wiener vor, einen 72-jährigen Türken in der Wohnung im 15. Bezirk brutal ermordet zu haben.
Irrationaler Versuch, Ex-Frau zurückzugewinnen
Wo es dann doch etwas komplizierter wird: Das Opfer ist der Vater des neuen Mannes, der Ex-Frau des 39-Jährigen. Über die der Arbeiter noch immer nicht hinweg sei. „Er hat Möglichkeiten gesucht, sie wieder zurückzugewinnen und ist dann zu völlig irrationalen Handlungen übergegangen“, so die Anklägerin. So zeigte er den neuen Mann beispielsweise mehrmals an. Am 28. Dezember habe der Türke schließlich den pensionierten Vater des Neuen überreden wollen, dass sich sein Sohn trennt.
Er hat die Wohnung völlig verwüstet. Er hat so getan, als wäre das ein Einbruchsdiebstahl.
Staatsanwältin im Wiener Landl
Ein Gespräch, das völlig eskaliert sei: Der 39-Jährige habe begonnen, mit den Fäusten zuzuschlagen – und stach dann 15 Mal zu. „Die ganze Wohnung war voller Blut“, verdeutlicht die Staatsanwältin. Aber nicht nur vom Opfer. Denn der Angeklagte habe sich mit dem Messer selbst an der Hand verletzt, seine DNA war überall verteilt. Denn: „Er hat die Wohnung völlig verwüstet. Er hat so getan, als wäre das ein Einbruchsdiebstahl.“ Der 72-Jährige verblutete letztlich. Die Tatwaffe und auch das Handy des Opfers habe der Wiener dann in einem Badeteich in Niederösterreich entsorgt.
Mörder oder doch nur ein Dokumentenfälscher?
Der angeklagte Arbeiter erzählt wiederum eine ganz andere Geschichte: Er sei mit dem Opfer und seinem Sohn im Dokumentenfälschungsgeschäft. Zu dritt traf man sich beim 72-Jährigen, um über einen Deal mit 3000 gefälschten Pässen zu sprechen. Da habe der Sohn auf einmal mit einem Schlagring mit integrierter Klinge seinen Vater attackiert.
Sohn seit Mord untergetaucht
Die Verletzung an der Hand des Angeklagten? Heldenhaft hätte der 39-Jährige ins Messer gegriffen, um dem Pensionisten zu helfen. Dann habe er die Wohnung verlassen, seinen Sohn abgeholt und sei nach Hause gefahren. Fakt ist: Der Sohn ist seit dem Tattag untergetaucht.
Warum er das nicht schon früher gesagt hat, immerhin saß er vier Monate in U-Haft wegen Mordverdachts, will die vorsitzende Richterin wissen: „Ich hatte Angst um meine zwei Kinder.“ Die neue Familie seiner Ex-Frau hätte sie nämlich bedroht.
Eine Entscheidung über Schuld und Strafe – die wohl keine leichte sein wird – treffen die Geschworenen am Freitag.
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