Knalleffekt im Handel: Die Leder & Schuh AG mit der Hauptmarke Humanic wird an den slowenischen Investor Advance Capital verkauft. Die Zentrale für die 210 Geschäfte mit 1700 Beschäftigten bleibt jedoch weiter am Stammsitz Graz. Humanic kämpfte seit Jahren mit dem schwächeren Konsum und Konkurrenz der Online-Händler.
Advance Capital Partners und der slowenische Einzelhändler Mass haben mit den Eigentümern von Leder & Schuh, der Familie Mayer-Rieckh, eine Vereinbarung über den Erwerb des österreichischen Schuhunternehmens getroffen. Einer der ältesten Schuhhändler Europas betreibt 210 Humanic- und Shoe4You-Filialen in neun Ländern, beschäftigt über 1700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erwirtschaftet zuletzt einen von 367 auf 371 Millionen Euro gesteigerten Umsatz. Es gab sogar einige neu eröffnete Filialen.
Nach der Genehmigung durch die zuständigen Wettbewerbsbehörden wird Leder & Schuh Teil der Mass-Gruppe, bleibt jedoch ein eigenständig operierendes Unternehmen mit Hauptsitz in Graz. Die kombinierte Gruppe mit einem Umsatz von mehr als 400 Millionen Euro, 290 stationären und zehn Online-Filialen sowie über 2300 Beschäftigten wird zu den zehn größten Schuhhändlern Europas zählen. Wenn die Wettbewerbsbehörden zustimmen, wird der Deal in der ersten Hälfte 2026 fix.
„Unser Ziel ist es, den Schuhhandel fit für die Zukunft zu machen und eine stabile Basis für nachhaltiges Wachstum zu schaffen. Mit Mass gewinnen wir einen starken und erfahrenen Partner, der unsere Vision teilt, während Advance Capital Partners uns die finanzielle Stabilität bietet, die für unsere weitere Entwicklung entscheidend ist. Ich freue mich sehr darauf, diesen Weg gemeinsam zu gehen und der Branche neue Impulse zu verleihen“, erklärte Humanic-Vorstandschef Armin Weger.
8,6 Millionen Euro Bilanzverlust, nur Gruppe in schwarzen Zahlen
Mit seinen beiden Einzelhandelsmarken Humanic und Shoe4You hatte sich Leder & Schuh im mittleren Preissegment des Marktes für Schuhe und Modeaccessoires etabliert und ist in Österreich, Deutschland, Slowenien, Kroatien, Ungarn, Tschechien, der Slowakei, Rumänien und Bulgarien vertreten. Allerdings ist das Unternehmen hoch verschuldet, 2024 schrieben die Grazer im Einzelabschluss laut Firmenbuch 8,6 Millionen Euro Bilanzverlust. Auch in den Jahren zuvor gab es ähnlich hohe rote Zahlen. Nur in der gesamten Gruppe, die nun verkauft wird, verzeichnete man einen Gewinn. In der Eigentümergesellschaft MRHG der Familie Mayer-Rieckh sammelten sich sogar noch höhere Verluste. Ein Teil der Aktien ist daher seit Jahren an einen Londoner Financier verpfändet.
„60 neue Filialien in fünf Jahren“
Die vereinigte Gruppe plant laut Saso Apostolovski, Gründer und Chef von Mass, „in den nächsten fünf Jahren rund 60 neue Filialen zu eröffnen“. Zudem sollen die Marken Humanic, Shoe4You und Mass sowie das Skechers-Einzelhandelsnetz gepflegt und weiterentwickelt werden.
„Mass und Leder & Schuh sind natürliche Partner, die sich sowohl geografisch als auch strategisch perfekt ergänzen. Die Partnerschaft wird die Umsetzung unserer Wachstumsstrategie weiter beschleunigen und wir planen, in den kommenden Jahren alle unsere Marken weiter auszubauen und zu entwickeln. Unser Ziel ist klar: Wir wollen der führende Omnichannel-Einzelhändler für Schuhe und Modeaccessoires in Mittel- und Osteuropa werden“, sagt Apostolovski. Die Integration in die Mass-Gruppe sollte auch neue Karrierechancen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Leder & Schuh schaffen.
„Alle bestehenden Bankdarlehen refinanzieren“
„Die Partnerschaft zwischen zwei Unternehmen mit starken Traditionen und gemeinsamen Ambitionen wird einen echten Schuhhandelsriesen in Mittel- und Osteuropa schaffen. Die erweiterte Mass-Gruppe, die mehrheitlich im Besitz von Advance Capital Partners ist, wird in neun Märkten mit insgesamt rund 150 Millionen Einwohnern tätig sein und voraussichtlich bis 2029 einen Jahresumsatz von über 500 Millionen Euro erzielen. Im Rahmen der Transaktion werden wir auch alle bestehenden Bankdarlehen der österreichischen Gruppe refinanzieren, was dem Unternehmen eine solide Grundlage für langfristige finanzielle Stabilität bieten und die Voraussetzungen für weiteres Wachstum schaffen wird“, ergänzt Ales Sklerak vom Investor Advance Capital Partners.
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