Irritation um Mercosur

Merz verkündet Einigung, die es aber nicht gibt!

Außenpolitik
24.10.2025 06:56

Die Verhandlungen über ein Handelsabkommen zwischen den Mercosur-Staaten und der EU ziehen sich schon seit mehr als 25 Jahren. Nun hat der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in Brüssel einen Durchbruch vermeldet. Nur: Die Beteiligten wissen von der angeblichen Einigung nichts ...

Merz sorgte mit einer Äußerung zu einer angeblichen Einigung über das Freihandelsabkommen mit den vier lateinamerikanischen Mercosur-Staaten für Irritationen. Alle 27 EU-Mitgliedstaaten inklusive des bisher besonders skeptischen Frankreich hätten sich bei einer von Ratspräsident António Costa angesetzten Abstimmung für eine Unterzeichnung ausgesprochen, sagte er nach den zwölfstündigen Beratungen.

„Es gibt aus den Mitgliedstaaten jetzt keine Vorbehalte mehr. Es ist erledigt. Es ist durch.“ Der Weg für das Abkommen sei frei.

Costa: „Wir haben keine Entscheidung getroffen“
Costa stellte später klar, er habe lediglich die Staats- und Regierungschefs gebeten, mit ihren Botschaftern zu sprechen, um die technischen Probleme mit den Übersetzungen zu lösen, damit das Abkommen rechtzeitig unterzeichnet werden könne. „Aber das war es. Wir haben darüber nicht diskutiert. Wir haben keine Entscheidungen getroffen.“

Macron: „Die Arbeit geht weiter“
Ähnlich überrascht war der französische Präsident Emmanuel Macron von den Äußerungen des deutschen Kanzlers. Bei einer Pressekonferenz sagte er, dass es eine endgültige Antwort erst in den nächsten Wochen geben könne. „Die Arbeit geht weiter.“ Es entwickle sich aber alles in die richtige Richtung und es gebe nach wie vor das Streben nach einem Abschluss.

Er zeigte sich ermutigt durch eine vorgeschlagene Schutzklausel und eine bessere Kontrolle von Lebensmitteln, die in die Europäische Union eingeführt werden. „Heute wartet die französische Regierung wie die anderen auch auf Antworten. Aber all dies geht in die richtige Richtung, um die am stärksten exponierten Sektoren und auch die europäischen Verbraucher zu schützen“, sagte Macron.

Französische Bauern protestieren gegen das Mercosur-Abkommen.
Französische Bauern protestieren gegen das Mercosur-Abkommen.(Bild: EPA/MOHAMMED BADRA)

Stocker sagt weiter „Nein“
Der österreichische Kanzler Christian Stocker (ÖVP) sagte sehr klar, dass er dem Abkommen aktuell gar nicht zustimmen könne. „Wenn abgestimmt wird bei der derzeitigen Lage, werde ich gar nicht anders können als mit Nein zu stimmen, weil ich an einen Parlamentsbeschluss gebunden bin“, erklärte er. Dies müsse das Parlament entscheiden.

Verhandlungen laufen seit dem letzten Jahrtausend
Über das Abkommen zwischen der EU den vier Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay wird seit 1999 verhandelt. Die neue Freihandelszone mit mehr als 700 Millionen Einwohnern wäre nach Angaben der EU-Kommission die weltweit größte dieser Art und soll auch ein Zeichen gegen die protektionistische Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump setzen. Geplant ist, Zölle und Handelsbarrieren zwischen der EU und den Mercosur-Staaten weitestgehend abzubauen.

Die EU-Kommission hatte die Verhandlungen über das Abkommen im vergangenen Dezember trotz anhaltender Kritik aus Ländern wie Frankreich abgeschlossen. Es fehlt aber noch die Zustimmung der EU-Mitgliedstaaten. Zuletzt brachte der Zollstreit der EU mit den USA noch einmal neue Dynamik in den Prozess. Viele Länder wollen jetzt zeigen, dass die Zeiten des fairen Handels nicht vorbei sind – zu ihnen gehört insbesondere auch Deutschland. Kritiker der Pläne befürchten, dass europäische Landwirte in einen gnadenlosen Preiskampf gezwungen werden könnten und die Regenwaldzerstörung in Südamerika befeuert wird.

Merz spricht von Unterzeichnung am 19. Dezember
Zumindest in einem Punkt waren Costa und Merz sich einig. Bis Ende des Jahres soll das Abkommen unterzeichnet werden. Merz nannte auch einen Termin: 19. Dezember.

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