Prozess in Eisenstadt

„Der Reichsadler war ja eh im Abstellkammerl“

Burgenland
16.12.2025 16:00

Schuldspruch wegen Wiederbetätigung und Verherrlichung des NS-Regimes für einen Burgenländer, der angeblich nur seinen „falschen Freunden“ imponieren wollte. Er habe sich nichts dabei gedacht und nicht gewusst, „dass das so schwer unter Strafe steht“.

Was tut ein Aufschneider von Welt, um seine Freunde zu beeindrucken? Er pilotiert einen Rolls-Royce La Rose Noire Droptail, trägt eine Armbanduhr von Richard Mille und ordert im Restaurant ein Tomahawk-Steak, das mit essbarem Blattgold überzogen ist.

Hitler-Bild hing beim Stiegenaufgang
Wie schaut’s diesbezüglich im Mittelburgenland aus? Man hängt sich einfach ein schön gerahmtes, koloriertes Hitler-Bild ins Einfamilienhaus. Gut sichtbar beim Stiegenaufgang. Und alle, die vorbeigehen, klopfen dem arbeitslosen Hausherrn anerkennend auf die Schulter, unter dem Motto: Bist auch ein super Bursch!

„Ich wollte gut dastehen und cool sein“
Bei der Hausdurchsuchung wurden unzählige NS-Devotionalien sichergestellt: Vom Reichsadler über Propagandamaterial, Schirmmützen und Postkarten bis zu Revolvern, Munition und Dolchen war alles dabei, das die Nazi-Diktatur verherrlicht und durch das Wiederbetätigungsgesetz verboten ist. Noch dazu war der Mann, Mitte 30, im Jahr 2022 mit einem Waffenverbot belegt worden. „Die zwei Pistolen sind Schuss-unfähig. Und die Glock gehört meiner Mutter. Ich wusste nicht einmal, dass sie im Haus ist“, sagt der Angeklagte beim Prozess vor dem großen Schwurgericht in Eisenstadt.

„Während Corona war mir langweilig“
Dort wird ihm weiters vorgeworfen, zahlreiche einschlägige Videodateien und Bilder verschickt zu haben, etwa einen Davidstern mit der Aufschrift „ungeimpft“. Womit wir beim Grundübel aus seiner Sicht angelangt wären: Corona. „In dieser Zeit war mir sehr langweilig. Ich habe mich auf Flohmärkten herumgetrieben und falsche Freunde kennengelernt.“ Die hätten ihm eingeredet, das Nazi-Zeug sei leiwand. „Da habe ich zu sammeln begonnen. Ich wollte gut dastehen, cool sein. Es war eine Art Imponiergehabe.“

Erst Ende 2024 habe er sich von diesen falschen Freunden distanziert. „Wegen deren Weltanschauung – sie meinten, dass nicht alle Menschen gleich, sondern manche mehr wert sind. Das war mir zu viel.“

Bei einem Strafrahmen von bis zu zehn Jahren Gefängnis hat der Mann großes Massel: 18 Monate bedingt plus 1440 Euro Geldbuße. Das Urteil ist bereits rechtskräftig, das Hitler-Bild und die NS-Devotionalien werden vernichtet.

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