GUTEN MORGEN

Kirbbeln beim General | Graz-Klagenfurt-Kaffee

Kribbeln beim General. Für gewöhnlich wirkt Andreas Matthä wie ein gut ins sich ruhender Bär, den wenig erschüttern kann. Ist ja auch kein Wunder – kennt er doch mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung die Bundesbahnen in und auswendig. Auch mit der Koralmbahn beschäftigt sich der ÖBB-General seit vielen Jahren. Doch die bevorstehende Inbetriebnahme der fast 130 Kilometer langen Neubaustrecke im Süden Österreichs samt dem mit 33 Kilometern sechstlängsten Bahntunnel der Welt bewirkt ein spürbares Kribbeln beim obersten Eisenbahner. Das kann und will er beim „Krone“-Interview im 22. Stock der ÖBB-Zentrale hoch über dem Wiener Hauptbahnhof auch gar nicht leugnen. Schließlich stellt die neue Südachse die Fahrpläne in ganz Österreich (und zudem teilweise auch im benachbarten Ausland) auf den Kopf. So fragen mein Kollege Jakob Traby und ich Matthä gleich einmal, wie viel Respekt er vor diesem ominösen 14. Dezember hat. Man sollte ihn nicht auf die leicht Schulter nehmen, man habe jahrelang intensiv geplant und geübt, „weil wir ganz neue Prozesse haben“, wie der Bahn-CEO erzählt. Schließlich müssten hier Hunderte Menschen in der Lage sein, ihren Job von der ersten Minute an zu machen. Freilich hinterlässt nicht nur die Sorge um den reibungslosen Start ins neue Eisenbahnzeitalter bei ein Kribbeln beim General…

Graz-Klagenfurt-Kaffee. Es ist vor allem ein positives Vorgefühl, das den Eisenbahn-Chef bewegt. Geht doch mit der Koralmbahn das größte Eisenbahnprojekt Österreichs seit 100 Jahren in Betrieb: Das berührt ihn, gesteht Matthä, schließlich wachsen Kärnten und die Steiermark zusammen, „es werden sich die Lebensrealitäten positiv verändern: ein größeres Angebot an Arbeitsmöglichkeiten, Betriebe, die sich ansiedeln, ein lebenswerterer Wohnraum, neue Siedlungsstrukturen“, wie er nicht zu erwähnen vergisst. Aufregend seien die Testfahrten. Matthä: „Man muss es selbst spüren. Wenn man entlang der Autobahn südlich von Graz fährt, glaubt man, die Autos stehen, weil der Zug doppelt so schnell unterwegs ist. Plötzlich wird es im Koralmtunnel finster, und schon bin ich in Klagenfurt. Klagenfurt liegt künftig an der Mur und Graz am Wörthersee.“ Zwischen den beiden Städten entstehe eine Pendlerdistanz. Nur noch 41 Minuten Fahrzeit statt bisher zwei Stunden im Bus und fast drei in der Bahn, da formuliert Matthä plakativ: „Wenn man sich in Graz im Speisewagen einen Kaffee bestellt sollte man ihn beim Servieren gleich bezahlen – sonst ist man vorher schon am Ziel in Klagenfurt.“ Freilich bewegt ihn nicht nur die neue Strecke mit dem Koralmtunnel, sondern auch der Semmeringtunnel. Da macht Matthä im „Krone“-Interview Hoffnung auf eine Inbetriebnahme schon vier Jahre nach der Koralmbahn. Damit wird sich die Fahrzeit Wien-Graz auf eine Stunde 50 Minuten, Wien-Klagenfurt auf zwei Stunden und 40 Minuten verkürzen. Der ÖBB-CEO möchte alles dazu tun, dass dieser Starttermin geschafft wird. Selbst wird der jetzt 63-Jährige dann allerdings nicht mehr aktiv sein. Aber wir können sicher sein: Er wird voller Begeisterung im Zug sitzen. Und vielleicht ein Graz-Klagenfurt-Kaffee trinkenn. Oder ein Wien-Villach-Schnitzel im Zug genießen.

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